Frau mit Maske; Wie sich die Börsen in der Coronakrise entwickelt haben

Wie sich die Börsen in der Coronakrise entwickelt haben

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26. Februar 2021 // Geldanlage

Irgendwie kann man das kaum glauben: Die Coronakrise scheint den Aktienmärkten wenig auszumachen. Viele Geschäfte und Branchen in Deutschland sind immer noch im Lockdown, aber in den Börsennachrichten werden wieder und wieder neue Rekordwerte vermeldet – etwa in Japan oder den USA. Auch der wichtige Aktienindex der Deutschen Börse, Dax, erreichte Anfang Februar ein neues Allzeithoch.

Wie funktioniert das? Gastronomie und Kaufhäuser bleiben geschlossen, Events und Kongresse fallen fast alle aus – und trotzdem soll es der Wirtschaft gut gehen? Schon gibt es Warnungen vor überhitzten Kursen. So hieß es zuletzt etwa, der „Buffett Indikator“ (bzw. “Buffett Index”) deute darauf hin, es gebe an den Börsen aktuell eine „Überwertung“.

Ein paar Fakten zur aktuellen Lage an den Märkten:

Insgesamt gute Stimmung in der Wirtschaft

Es passt so gar nicht zum Lockdown-Alltag von uns allen: Die Stimmung in der Wirtschaft ist insgesamt gut. Während wir uns danach sehnen mögen, mal wieder ins Restaurant zu gehen, einen entspannten Sommerurlaub zu planen, einfach nur durch die Einkaufsstraße zu schlendern und nicht mehr Home-Office mit Home-Schooling oder Kinderbetreuung verbinden zu müssen, schauen die Wirtschafts-Experten dabei vor allem auf die nackten Zahlen.

Und die sind offenbar gut: Trotz des zweiten Lockdowns in Deutschland wuchs die deutsche Wirtschaft im letzten Quartal 2020 stärker als gedacht: Ein Plus von 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Erwartet worden waren nur 0,1 Prozent. Auch beim Konsumklima-Index der GfK geht es aufwärts. Der Index für März steigt auf -12,9 Punkte. Die Kauflaune in Deutschland ist damit besser als erwartet (-14,6 Punkte) – auch die sogenannte „Anschaffungsneigung“ steigt wieder.

„Die Verbraucher erholen sich etwas von dem Schock, der sie nach dem harten Lockdown Mitte Dezember erfasst hat. Die zuletzt gesunkenen Infektionszahlen und die angelaufenen Impfaktionen nähren die Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Maßnahmen“, so Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Ein Effekt, der weltweit sogar noch viel stärker ist: In den USA dürfte die Wirtschaft von einem massiven Konjunkturprogramm profitieren – der neue Präsident Joe Biden will dafür rund 1,9 Billionen US-Dollar mobilisieren. In vielen asiatischen Ländern hatte es ohnehin gar nicht so einen starken Einbruch der Wirtschaft durch die Covid19-Pandemie gegeben wie etwa in Europa und den USA. Kein Wunder, dass die Börsen in Japan zuletzt neue Rekordstände angepeilt haben.

An den Börsen wird die Zukunft gehandelt

Beim Blick auf kurzfristige Kursentwicklungen an der Börse wird oft vergessen: Maßgeblich für Börsenkurse ist in der Regel die langfristige Entwicklungsperspektive. Es geht darum, welche Unternehmen und Geschäftsmodelle in der Zukunft Erfolg haben werden, also um eine langfristige Perspektive.

Deswegen gab es vor etwa einem Jahr tatsächlich einen kurzzeitigen Börsencrash: Die weltweite Verunsicherung über die Folgen der Coronakrise führte dazu, dass an der Börse Kurse plötzlich fielen. Doch langfristig gesehen, ist durch Covid-19 kaum eine Änderung der wirtschaftlichen Perspektive zu erwarten.

Das lässt sich derzeit beobachten, wenn man die aktuellen Börsennews verfolgt: Vor allem Reiseunternehmen erleben derzeit, dass ihr Börsenkurs steigt. Mit der Perspektive, dass immer mehr Menschen weltweit eine Impfung gegen Covid-19 bekommen können, dürfte nämlich auch bald wieder Reisen einfacher möglich werden. Gerade in Großbritannien, wo schon deutlich mehr Menschen geimpft sind, steigt so die Zahl der Reisebuchungen stark an. Die Perspektive einer ganz normalen Zukunft für Urlaubsreisen wirkt sich natürlich auch auf den Börsenkurs betroffener Unternehmen aus – es geht aufwärts.

Sorge um „Überbewertung“ von Börsenkursen

Zuletzt gab es vor allem eine Alarmmeldung für die Aktienmärkte: Viele Börsenkurse deuteten auf eine „Überbewertung“ hin, hieß es unter Berufung auf den sogenannten Buffett Indikator, benannt nach US-Starinvestor Warren Buffet. Aktien und Marktkapitalisierung werden dabei in Beziehung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) gesetzt: Ist die Summe aller Aktienwerte für ein Land höher als das BIP, so liegt folglich eine Überbewertung vor.

Durch die Entwicklungen der Coronakrise gibt es genau diesen Effekt: Während die Börsenkurse sich schnell von dem ersten Einbruch vor einem Jahr erholt haben, war die Wirtschaftsleistung 2020 in vielen Ländern deutlich schwächer. Besonders stark ist dieser Effekt für die USA: Dort gingen die Kurse am Jahresende deutlich nach oben (höhere Marktkapitalisierung), das BIP dagegen nach unten.

Klare Worte dazu kamen erst am Mittwoch dazu von Charlie Munger, der jahrelang als Partner zusammen mit Warren Buffett Portfolio-Manager gewesen ist: Er sprach von einer „irritierenden Blase“ und „Exzessen“ an den US-Börsen. Damit meinte er allerdings nicht die Gesamtheit der Börsenentwicklung, sondern einzelne Kursturbulenzen: Die Zockerei mit Gamestop-Aktien, Bitcoin oder den Höhenflug beim Elektroauto-Hersteller Tesla. „Ich weiß nicht, was schlimmer ist, die Rallye beim Bitcoin oder bei Tesla“, so Munger wörtlich.

Was passiert mit den Zinsen?

Beeinflusst werden die Börsennachrichten und Börsenkurse auch von Meldungen über die Entwicklung von Zinsen: An den Anleihenmärkten gibt es Anzeichen, dass Unternehmen oder Staaten höhere Zinsen zahlen müssen, um sich Geld zu leihen. Für einige Investoren ein Zeichen der Verunsicherung: Denn höhere Kreditkosten könnten die wirtschaftliche Erholung an den Märkten beeinträchtigen und sich schlecht auf die Konjunktur auswirken. Die Direktorin der Europäische Zentralbank (EZB), Isabel Schnabel, sagt dazu: „Ein zu abrupter Anstieg der Realzinsen auf dem Rücken sich verbessernder weltweiter Wachstumsaussichten könnte die Konjunkturerholung gefährden.“

Die EZB machte deshalb klar: Die Niedrigzinspolitik soll bleiben, damit Unternehmen ihre Geschäfte finanzieren können. Was für den Sparer mit seinem Tagesgeld- oder Festgeldkonto eine schlechte Nachricht ist, weil es auf absehbare Zeit kaum Zinsen für den Bankkunden geben wird, versorgt die Wirtschaft mit wichtigen Finanzierungsmöglichkeiten. Auch der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, hatte sich in dieser Woche entsprechend geäußert: An der Geldpolitik werde sich nichts ändern, stellte er in Aussicht. Für die Märkte waren das – zumindest erstmal - beruhigende Börsennews.

Langfristig investieren: So bleiben Sie auf Kurs

Was können langfristig orientierte Anleger jetzt tun, um mit ihrem Investment auf Kurs zu bleiben?

Zunächst einmal ist wichtig: Behalten Sie Ihre persönlichen Finanzziele im Blick

Gerade wenn Sie Vermögensaufbau, Altersvorsorge, private Rente oder ähnliche finanzielle Ziele haben, sollten Sie sich von einem kurzfristigen Auf und Ab der Börsenkurse nicht irritieren lassen. In der Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, dass langfristige Anleger mit einem Investment von 15 Jahren oder mehr an den Kapitalmärkten eine positive Rendite erzielen.

Kluges Rebalancing

In jedem noch so gut zusammengestellten Depot kommt es durch die unterschiedliche Entwicklung von Börsenkursen zu Verschiebungen. Erfolgreiche Aktien bekommen so ein höheres Gewicht im Portfolio, dadurch steigt höchstwahrscheinlich auch das Risiko. Es lohnt sich also, regelmäßig die ursprüngliche Gewichtung im Depot wieder herzustellen – durch sogenanntes Rebalancing. Ähnlich macht es auch Star-Investor Warren Buffett. Börsenentwicklungen beeinflussen sein Anlagerverhalten: So hat er beispielsweise den Anteil von Apple-Aktien im Depot reduziert (um etwa 6 Prozent) – die Titel des Technologie-Riesen waren zuletzt sehr gut gelaufen. Sie bilden aber immer noch die größte Position bei Berkshire Hathaway – der Investmentfirma Warren Buffetts. Auch wenn wir bei growney grundsätzlich nicht in Einzelaktien investieren, legen wir auf Rebalancing als strategischem Ansatz zur Risikominimierung großen Wert.

Das bedeutet konkret: Hat sich ein ursprünglich mit 70 % Aktien- und 30 % Anleihen-Anteil ausgerichtetes Depot durch die Entwicklung der Börsenkurse so verändert, dass es nun zu 18 % Anleihen und 82 % Aktien-ETFs enthält, so wird ein Teil der Aktien-ETFs verkauft und wieder in Anleihen investiert. Auch wenn es bei der regionalen Verteilung der Assets zu Änderungen gekommen ist (z.B. weil Aktien in Emerging Markets sich stärker entwickelt haben als in Europa), so werden diese Verschiebungen ausgeglichen. Diesen Ansatz haben wir also tatsächlich mit Warren Buffet (und Berkshire Hathaway) gemeinsam.

Gezielt diversifizieren hilft, das Risiko im Rahmen zu halten

Ein großer Unterschied dagegen: Wer nicht auf einzelne Aktien setzt, verringert das Risiko, dass sich der sinkende Börsenkurs eines einzelnen Wertes stark auf das eigene Portfolio auswirkt. Mit einer weltweiten Anlagestrategie ist Ihr Investment weniger anfällig für große Kursausschläge einzelner Aktien oder Anleihen. Deswegen bietet sich ein Investment in ETFs an: Mit diesen Indexfondswird die Wertentwicklung von Indizes abgebildet, das schließt viele Aktien (bzw. Anleihen oder z.B. GreenBonds) ein. Die Idee dahinter: Sie profitieren von der Entwicklung der Märkte, müssen sich aber selbst um gar nichts kümmern. Eine Geldanlage, die Sie nicht ständig überwachen müssen – ganz nach dem Prinzip: Einfach. Erfolgreich. Anlegen.

Buffetts Investmentfirma hingegen setzt auf einzelne Titel - in der Hoffnung, diese würden den Markt schlagen. Das dies auch hohe Verluste bringen kann, zeigte die Coronakrise beispielhaft: Im Portfolio Warren Buffetts befanden sich auch große Anteile von mehreren US-Airlines. Durch Reisebeschränkungen und weltweiten Rückgang des Tourismus verloren diese Positionen massiv an Wert. Buffett verkaufte und realisierte so einen Milliarden-Verlust.

(Anmerkung: Detailinformationen zu den Fragen „Wo ist Buffett investiert“ und „welche Aktien hält Buffett“ sind immer zeitverzögert: Berkshire Hathaway muss stets für das vergangene Quartal bei der US-Börsenaufsicht SEC angeben, wo die Firma von Warren Buffett Vermögensanteile hält. Daraus werden dann oft Rückschlüsse auf mögliche Marktentwicklungen gezogen. So hatte der Investor im 4. Quartal 2020 Aktien von Chevron und US-Telekommunikationsunternehmen gekauft. Das Managermagazin schrieb daraufhin: „Starinvestor Warren Buffett setzt offenbar auf ein Comeback der Öl-Industrie“.)

Strategischer Fokus statt Hype

Gerade wer langfristig Geld anlegen will, tut an der Börse gut daran, nicht irgendeinem Trend oder Hype zu folgen, sondern strategisch zu investieren. Wer bei der Frage „Wann sollte man Aktien kaufen“ oder „Welche Aktie sollte man jetzt kaufen“ sich immer nur an den gut laufenden Titeln orientiert, muss damit rechnen, dass die Kursentwicklung gar nicht die wirkliche Leistung dieses Unternehmen wiedergibt. So gewichten wir bei growney die Anlagestrategien bewusst nach der Wirtschaftskraft, also dem Bruttoinlandprodukt (BIP). Damit soll auch einer möglichen „Überbewertung“ der Börsenkurse vorgebeugt werden.

Ein Beispiel: Schaut man nur auf die Kurse bzw. die Marktkapitalisierung, dann wären vor allem Werte an den US-Börsen aktuell die wichtigsten Titel weltweit. Das deckt sich jedoch nicht mit der tatsächlichen Wirtschaftskraft der USA.



Die richtige Anlagestrategie für Sie? Lassen Sie sich beraten.


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