Wie Menschen ihr Geld anlegen – das ändert sich ständig. Eine aktuelle Studie zeigt, welche Geldanlagen aktuell besonders gefragt sind …
Deutschland räumt auf: Laut einer YouGov-Umfrage misten neun von zehn Deutschen im eigenen Heim mehr als einmal im Jahr aus, zwei von zehn sogar einmal pro Monat und häufiger.[1] Kleiderschränke und Bücherregale stecken voller Spontankäufe und Schnäppchen, die kurzfristig Freude bereitet haben und nun vergessen und ungenutzt herumliegen.
Wie diese Dinge zu entsorgen sind, weiß die in Tokio geborene und in Los Angeles lebende Bestseller-Autorin Marie Kondo. Ihr erstes Buch „Magic Cleaning“ [2], in dem sie ihre Methode beschreibt. Ihre Bücher sind bereits in mehr als 40 Ländern erschienen und wurden zehn Millionen Mal verkauft. In Deutschland hat sie sechs Bücher veröffentlicht. Mit „to kondo“[3] hat ihre Methode, die sie zudem in einer eigenen Netflix-Serie[4] propagiert, in der englischen Umgangssprache sogar ein eigenes Verb bekommen.
Ordnung im Depot - Übersicht beruhigt.
Das Prinzip ist einfach: Nehmen Sie jeden Gegenstand, den Sie besitzen, in die Hand und fragen sich, ob er Ihnen Freude bereitet. Lautet die Antwort „nein“ – weg damit! Kondos These: Zwei Drittel aller Dinge, die wir am Arbeitsplatz und zuhause aufbewahren, sind überflüssig. Ihr Credo: „Die Unordnung im Zimmer entspricht der Unordnung im Herzen.“
Bei Kleidung, Geschirr oder Büchern kann das Aussortieren sehr befreiend sein. Gleiches gilt für das Wertpapierdepot. Während sich die Dinge im Regal regelmäßig in den Blick drängen, lässt sich der Zustand des Depots allerdings leicht vergessen – ein großer Fehler. Denn dort sollte ebenfalls Ordnung herrschen, ein Depot bedarf regelmäßiger Aufmerksamkeit. Gerade Aktien, die einst als vermeintliche Schnäppchen gekauft wurden, sollten in bestimmten Abständen einer Prüfung unterzogen werden. Und zwar nach dem gleichen Prinzip: Bereitet mir dieses Wertpapier noch Freude?
Aktien liegen im Trend
Auch wenn die Kurse der Aktien-Schnäppchen unerwartet stark ansteigen, sollten Sparer dies beobachten und entsprechend reagieren: Das Depot muss entsprechend neu gewichtet werden. Schließlich hat der Anleger es einmal nach seinen Sicherheitsbedürfnissen ausgerichtet und die Anteile an Festverzinslichen und Aktien entsprechend gewichtet. Wenn sich der Aktienanteil nun besonders positiv entwickelt, nimmt er einen entsprechend größeren Anteil im Depot ein – und damit steigt auch das Risiko. Wer bei seinem Profil bleiben will, sollte einige der Aktiengewinne realisieren und in festverzinsliche Wertpapiere umschichten. Fachleute sprechen hier vom Begriff Rebalancing.
Genau das geschieht allzu häufig nicht. Von den 10,3 Millionen Aktienbesitzern in Deutschland haben 2,5 Millionen lediglich Misch- oder Aktienfonds im Depot, doch 7,7 Millionen Anleger sind auch oder ausschließlich in Einzelaktien investiert, so die aktuellen Zahlen des Deutschen Aktieninstituts.[5] Die Zahl der Aktionäre ist damit im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen.
Ohne Fleiß kein Preis …
Das ist erfreulich, denn Aktien sind für eine langfristige Rendite unverzichtbar. Auf der anderen Seite sollte es alarmieren, dass viele Privatanleger immer wieder Fehler machen, die leicht zu vermeiden wären: Sie kaufen Aktien von Unternehmen, die gerade in aller Munde sind – ohne sich ein Bild darüber zu machen, ob der Preis vielleicht zu hoch ist. Sie informieren sich nicht über das Unternehmen oder über den gesamten Markt, bevor sie sich zum Aktienkauf entschließen. Sie überlegen sich nicht, welche Verluste sie bereit sind zu akzeptieren. Und: Sie lassen ihr Depot von einzelnen Aktien oder einzelnen Branchen dominieren.
Möglicherweise will sich der Anleger sich die falsche Depot-Struktur – im Fachjargon Allokation– nicht eingestehen. Oder es ist die schiere Bequemlichkeit. Ein diversifiziertes Aktiendepot jedoch bedeutet Arbeit. Die wichtigste Regel dabei nennt Prof. Dr. Dietmar Hillebrand, Leiter des Steinbeis Transferzentrums Quantitative Finance und (Finanz-)Mathematiker: „Jeder Privatanleger sollte sein Portfolio breit diversifizieren: Er sollte nicht einzelne Papiere, sondern ganze Aktienmärkte kaufen, nicht in einzelne Länder oder Regionen investieren, sondern weltweit.“ Das Risiko weiter reduzieren könne man dann durch Beimischung von Anleihemärkten.
Manchen Sparern scheint das zu anstrengend zu sein, sie überlassen ihre Portfoliostruktur lieber einem Fondsmanager. Nicht unbedingt zu ihrem Vorteil, findet der Anlageexperte Prof. Dr. Hillebrand: „Die von den aktiv gemanagten Fonds versprochenen Vorteile zeigen sich nicht in ihrer Performance: Nach Kosten schneiden sie im Schnitt deutlich schlechter ab als Indexfonds. Und die wenigen aktiven Fonds, die den Index übertreffen, sind im Voraus nicht auszumachen.“
Schlimmer als der Fehlkauf im Kleiderschrank
Fehlkäufe bei Fonds und Aktien sind also nie ausgeschlossen. Und Überfluss und Unordnung im Depot richtet noch mehr Schaden an als im Kleiderschrank. Denn abgesehen vom nutzlos ausgegebenen Geld für die Kleidung können die Verluste bei Wertpapieren deutlich höher ausfallen – nicht nur das investierte Kapital ist weg, sondern auch die Rendite, die man unter besseren Bedingungen damit hätte erzielen können.
Die gute Nachricht: Anleger müssen sich diesen Stress der regelmäßigen Depot-Überwachung gar nicht machen, wenn sie es nicht wollen. Es bedarf lediglich einer klaren Entscheidung: Will ich mich regelmäßig dem Depot widmen? Wenn nicht: ausmisten. Und das kann gern nach dem Marie-Kondo-Prinzip laufen. Betrachten Sie jedes einzelne Wertpapier unter den zwei Gesichtspunkten: Bereitet es mir noch Freude? Will ich mich weiterhin regelmäßig damit befassen? Wenn die Antwort nur einmal „nein“ lautet – weg damit.
Ein Lob auf die Einfachheit
Auf die renditestarke Anlageklasse Aktie brauchen Anleger deshalb nicht zu verzichten. growneys wissenschaftlicher Berater Prof. Dr. Hillebrand empfiehlt: „Ein internationales, breit diversifiziertes Portfolio aus Aktien- und Anleihen-Indexfonds respektive ETFs ist der beste Weg für alle Privatanleger. Diese bilden ganze Aktien- und Anleihemärkte ab. Die Gewichtung erfolgt nach Marktkapitalisierung.“
Um auch dabei Fehlkäufe zu vermeiden, gibt es eine einfache Lösung: Während Sie in Ihrem Haushalt mit Marie Kondo Platz, Klarheit und Übersicht schaffen, bestücken Sie Ihr Depot mithilfe eines Robo-Advisors wie growney. Sollte sich ein Teil der Geldanlage mal ganz besonders gut oder schlecht entwickelt haben, übernimmt growney die Neugewichtung des Depots – ganz automatisch. Frei nach Marie Kondo: „Die Klarheit im Depot entspricht der Ordnung in meinem Zuhause.“
Interview mit Prof. Dr. Dietmar Hillebrand | Thema: Stock Picking
Der US-Star-Investor Warren Buffett soll gesagt haben: “Ich wäre ein Gammler, der mit der Blechdose in der Hand auf der Straße sitzt, wenn die Märkte immer effizient wären.“ Was genau hat er damit gemeint?
Prof. Dr. Dietmar Hillebrand: Warren Buffett meint, dass sein gigantisches Vermögen auf den Kauf unterbewerteter und damit nicht effizient gepreister Aktien zurückzuführen ist. Wissenschaftliche Studien malen jedoch ein anderes Bild: Danach ist die herausragende Performance von Warren Buffett allein durch Investitionen in besondere Risikoprämien auf Kredit zu erklären. Diese Sicht ist mit effizienten Märkten vereinbar. Welche Sichtweise richtig ist, kann nicht entschieden werden.
Können beziehungsweise sollten auch Privatanleger diese „Ineffizienzen“ nutzen, indem sie einzelne Aktien auswählen?
DH: Nein! Falls Ineffizienzen überhaupt existieren, sind diese nur sehr schwer zu erkennen. Denn für jede Aktie, die Warren Buffet für unterbewertet hält und daher kauft, muss jemand anderes sie ihm verkaufen und daher für überbewertet halten. Nur einer von beiden kann Recht behalten. Der Privatanleger wird hier sehr häufig auf der Verliererseite stehen.
Was können Menschen tun, die nicht genug Zeit oder Vorwissen mitbringen, um die Börsen immer im Auge zu behalten?
DH: Die beste Möglichkeit ist, in einen Indexfonds zu investieren. Dieser bildet einen ganzen Aktienmarkt ab. Die Gewichtung erfolgt nach Marktkapitalisierung. Beispiele sind der Stoxx600 für Europa oder der S&P500 für die USA. Durch die Investition in einen Indexfonds ist eine Meinung zu jedem einzelnen Unternehmen unnötig. Jede Aktie hat automatisch ein neutrales Gewicht. Eine besonders preiswerte Variante sind börsennotierte Indexfonds, kurz ETFs.
Viele Sparer haben mit der „T-Aktie“ und dem Neuen Markt zur Jahrtausendwende schlechte Erfahrungen mit Aktien gemacht. Ist die Börse nur etwas für Zocker?
DH: Auf keinen Fall! Einzelne Aktien oder Teilmärkte verursachen immer mal wieder hohe Verluste. In einem Indexfonds mit hunderten von Aktien werden diese aber durch hohe Gewinne auf andere Unternehmen wie Amazon oderNestlé ausgeglichen. Und verliert der ganze Index in einer Rezession an Wert, so erholt er sich im kommenden Boom in der Regel wieder. Historisch weisen Aktienmärkte die höchsten Renditen auf. Insbesondere in Zeiten von Nullzinsen führt daher kein Weg an Aktien vorbei.
Wie können Privatanleger ohne großen Aufwand Risiken reduzieren?
DH: Jeder Privatanleger sollte sein Portfolio breit diversifizieren: Er sollte nicht einzelne Papiere, sondern ganze Aktienmärkte kaufen, nicht in einzelne Länder oder Regionen investieren, sondern weltweit. Der große Vorteil dabei ist, dass die erwartete Rendite hierunter nicht leidet. Denn Einzelrisiken werden nicht vergütet. Eine weitere Risikoreduktion kann dann durch Beimischung von Anleihemärkten erfolgen. Dies wird jedoch auch die zu erwartenden Renditen schmälern und hängt daher von der individuellen Risikoaversion ab.
Wie wichtig ist der Anlagehorizont?
DH: In der Theorie gilt unter gewissen Voraussetzungen, dass der Anlagehorizont keine Rolle spielt. Die Aktienquote ist danach unabhängig vom Anlagehorizont. In der Praxis empfehle ich jedoch für kurzfristig absehbare Ausgaben den Verzicht auf Aktien. Für langfristige Sparziele wie für die Rente oder für Kinder sind Aktien jedoch unverzichtbar: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Ertrag besser ausfallen als auf dem Sparbuch.
Aktiv gemanagte Fonds versprechen, schnell und flexibel auf ein verändertes Marktgeschehen zu reagieren. Sind sie eine Alternative zu Indexfonds?
DH: Die von den aktiv gemanagten Fonds versprochenen Vorteile zeigen sich nicht in ihrer Performance: Nach Kosten schneiden sie im Schnitt deutlich schlechter ab als Indexfonds. Und die wenigen aktiven Fonds, die den Index übertreffen, sind im Voraus nicht auszumachen. Daher ist ein internationales, breit diversifiziertes Portfolio aus Aktien- und Anleihen-Indexfonds bzw. ETFs der beste Weg für alle Privatanleger.
[1] https://de.statista.com/infografik/16801/die-deutschen-sind-fans-vom-ausmisten/
[2] https://www.rowohlt.de/taschenbuch/marie-kondo-magic-cleaning.html
[3] https://www.urbandictionary.com/define.php?term=kondo