Container am Hafen; Was ist eine Rezession einfach erklärt? Rezession, Börsen, Inflation
 
 

Was ist eine Rezession einfach erklärt?

Rezession ist das Fachwort für einen wirtschaftlichen Abschwung. Es handelt sich um eine Phase, in der die Wirtschaftsleistung nicht steigt, sondern im Vergleich mit dem Vorjahr sinkt oder stagniert. Bezugsgröße ist in der Regel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) – also die Summe aller in einem Land produzierten Güter und Dienstleistungen.

Eine Rezession in Deutschland entsteht, wenn die in diesem Jahr produzierten Güter und Dienstleistungen weniger sind als im Jahr zuvor. Der Begriff Rezession beschreibt also eine Konjunkturphase, die auch als Minuswachstum, Negativwachstum oder Wirtschaftsrückgang bezeichnet wird. Wie entsteht Rezession, welche Folgen hat sie und: Was ist schlimm an einer Rezession?

Rezession: Bedeutung, Begriff und Definition

Zunächst einmal zur Definition von Rezession: Der Begriff Rezession kommt aus dem Lateinischen. Das Wort „recessio“ steht für Zurückweichen bzw. Rückgang. Von einer Rezession spricht man genaugenommen erst, wenn die Wirtschaftsleistung mindestens zwei aufeinanderfolgende Quartale geringer ist als im Vorjahr.

Wie lange dauert eine Rezession?

Das Gegenteil einer Rezession im normalen Konjunkturzyklus ist der Aufschwung – also eine Phase des wirtschaftlichen Wachstums.

Dass Rezession und Aufschwung sich abwechseln, ist ein normaler Vorgang – auf Phasen des Wachstums folgt immer wieder eine Phase, in der die Wirtschaft schwächelt. Also ist Rezession einfach erklärt eine unregelmäßige Phase im Wirtschaftszyklus.

Die Frage „Wie lange dauert eine Rezession?“ ist nicht generell zu beantworten. Mindestens zwei Quartale (also 6 Monate) muss die wirtschaftliche Schwächephase andauern, damit die Definition von Rezession überhaupt erfüllt ist. Dauert der wirtschaftliche Rückgang länger als zwei Jahre, spricht man von einer Depression. Eine übliche Rezessionsphase dauert also zwischen 6 Monaten und zwei Jahren.

Grafik zeigt Konjunkturzyklus einfach erklärt, Rezession in Deutschland 2022

Geschichte: Rezession in Deutschland

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass eine Rezession in Deutschland tatsächlich nicht besonders selten vorkommt. So gab es nach dem Zweiten Weltkrieg bereits etliche Rezessionsphasen:

  • 1966-1967 – Stabilisierungskrise nach dem deutschen Wirtschaftswunder
    Nach der großen Boomphase der deutschen Wirtschaft in der Nachkriegszeit kam es 1966 und 1967 zu einer kurzen Schwächephase – also zu einer Rezession.

  • 1973-1975 – die erste Ölkrise
    Angefacht durch die Energiekrise und eine starke Inflation rutschte Deutschland 1973 erneut in eine Rezession. Die steigenden Ölpreise waren vor allem ein Erpressungsversuch arabischer Länder, die zuvor vergeblich versucht hatten, in einem Angriffskrieg Israel zu erobern.

  • 1980-1983 – die zweite Ölkrise
    Durch einen weiteren Krieg im Nahen Osten stiegen die Ölpreise abermals stark an: Der Erste Golfkrieg zwischen Irak und Iran wirkte sich deutlich auf die Energieversorgung weltweit aus, insbesondere weil immer wieder Öltanker im Persischen Golf attackiert oder der Transport von Erdöl blockiert wurde.

  • 1991 Einigungskrise
    Nach der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 hatte die Wirtschaft einen starken Boom erlebt, der sich 1991 nicht fortsetzen ließ. Insbesondere die Konsolidierung und Abwicklung vieler Betriebe in Ostdeutschland führte zu einer Rezession in Deutschland.

  • 2002-2003 Krise nach dem 11. September
    Nach den Terroranschlägen gegen die USA vom 11. September 2001 brachen weltweit die Börsenkurse ein, weltweit erlahmte die Konjunktur. Darunter litt insbesondere die deutsche Exportwirtschaft, die deutlich weniger Aufträge verzeichnete.

  • 2008-2009 Finanzkrise
    Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 erlebte die internationale Finanzwelt eine Krise. Das führte auch zu einer Rezession in Deutschland, weil Banken nur zögernd Kredite an Unternehmen vergaben und damit die Finanzierung für neue Anlagen oder Technologien erschwert wurde.

  • 2012-13 Eurokrise
    Durch die Eurokrise wurde die Wirtschaft in vielen EU-Staaten – darunter auch Deutschland – in eine Schwächephase getrieben.

  • 2020-21 Coronakrise
    Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wirkten sich stark auf die Wirtschaft aus, sowohl auf Dienstleistungen und Verkaufszahlen in Deutschland wie auch auf die internationalen Lieferketten.

Folgen für Börse, Inflation und Geld

Wenn eine Rezession in der Regel gar nicht so ungewöhnlich ist, stellt sich die Frage nach den konkreten Folgen: Was ist schlimm an einer Rezession? Tatsächlich hat eine Rezession Bedeutung für viele Bereiche des Wirtschaftslebens:

  • Die Nachfrage sinkt
    Schwächelt die Wirtschaft, wird in der Regel weniger konsumiert und gekauft. Das gilt sowohl für den privaten Konsum, also das Einkaufsverhalten von Haushalten als auch für Investitionen von Unternehmen – die wirtschaftlich schlechten Aussichten verringern die Bereitschaft, in neue Maschinen oder Technologien zu investieren.

  • Weniger Absatz
    Für Unternehmen ist es in der Rezession schwerer, Güter und Dienstleistungen zu verkaufen. Ein Kennzeichen von Rezession ist deshalb oft, dass sich die Lager mit Waren und Gütern füllen. Eine solche Absatzkrise wirkt sich dann entsprechend auf die Produktion von Unternehmen aus – sie wird reduziert, teilweise werden Anlagen stillgelegt.

  • Weniger Arbeitsplätze
    Firmen reagieren zunächst mit Abbau von Überstunden, später möglicherweise auch mit Kurzarbeit oder streichen Arbeitsplätze.

  • Sinkende Löhne

    Natürlich hat die Rezession Auswirkungen auf die Lohnpolitik: Um ihre eigene Situation zu verbessern und als Reaktion auf zunehmende Arbeitslosigkeit könnten Unternehmen versuchen, die Löhne und Gehälter zu reduzieren. Damit verringern sie ihre Produktionskosten, gleichzeitig ist weniger Geld für Konsum im eigenen Land vorhanden.

Was ist eine Rezession einfach erklärt? Geldbörse und fallender Kurs
  • Fehlende Investitionen
    Es wird zunehmend weniger in neue Produktionsanlagen, Arbeitsplätze oder Standorte investiert, weil unklar ist, ob sich das für die Unternehmen lohnt. Unternehmen halten sich insbesondere mit dem Kauf teurer Güter (wie neuer Maschinen) zurück, was die Nachfrage weiter drückt.

  • Preise sinken
    Wenn die Nachfrage sinkt und es in den Lagern eher ein großes Angebot an Gütern und Waren gibt, sind sinkende Preise wahrscheinlich. Nur so können die Unternehmen ihr Angebot in Zeiten der Konsumzurückhaltung an die Kunden bringen.

  • Weniger Unternehmensgewinne
    Wenn Unternehmen weniger Geld verdienen, dann wird die Rezession Börsenkurse ebenfalls beeinflussen. An den Börsen werden die Zukunftsaussichten von Unternehmen gehandelt und sinkende Gewinne bedeuten oft eine Verringerung der Dividenden, so dass Aktien weniger attraktiv werden.

  • Was passiert mit dem Geld in einer Rezession? 
    Wenn man den Begriff Rezession einfach erklärt, sind alle zurückhaltender mit ihren Kaufentscheidungen. Dadurch wird es wahrscheinlich, dass die Zentralbanken durch ihre Zinspolitik den Konsum ankurbeln wollen. Das tun sie meist durch eine Senkung des Leitzinses, weil dann Sparen weniger attraktiv wird und es zugleich günstiger wird, Anschaffungen auf Kredit zu finanzieren. Solche Maßnahmen der Zentralbanken (wie der EZB für den Euro oder der Fed für den US-Dollar) setzen allerdings voraus, dass keine besonders hohe Inflation herrscht.

Was ist der Unterschied zwischen Rezession und Inflation?

Vielen Menschen ist gar nicht klar, wie der Unterschied zwischen Rezession und Inflation genau aussieht.

Inflation beschreibt erst einmal die Entwicklung des allgemeinen Preisniveaus anhand eines definierten Angebots von Waren, Gütern und Dienstleistungen. Die Definition von Rezession beschreibt dagegen eine Phase im Wirtschaftszyklus, in der ein negatives Wachstum verzeichnet wird. Beide Begriffe meinen also ganz unterschiedliche Dimensionen des Wirtschaftslebens.

Dennoch gibt es einen Zusammenhang, wie sich insbesondere in der Rezession 2023 zeigt: Eine hohe Inflation – angetrieben durch hohe Energiekosten – kann Auslöser für eine Rezession sein. Energiekosten sind deshalb so ein zentraler Faktor, weil sie viele Bereiche des Wirtschaftslebens beeinflussen: Die Lebensmittelproduktion genauso wie die Produktion von Maschinen oder Teilen, die Kosten für Transport und Handel, zugleich aber auch die Lebenshaltungskosten für jeden einzelnen Verbraucher, der für sein Auto, seine Heizung oder den Stromverbrauch zuhause von den hohen Energiepreisen betroffen ist.

Dieser Zusammenhang von Inflation und Rezession ist nicht zwingend. Er tritt aber insbesondere auf, wenn beispielsweise die Inflation sehr plötzlich und unerwartet auftritt – in der Rezession 2023 ist das durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine der Fall gewesen. Ähnlich wie in der ersten und zweiten Ölkrise haben sich die Energiepreise stark verteuert, Firmen ist es so kaum möglich auf die gestiegenen Kosten vernünftig zu reagieren.

Eine Rezession muss aber nicht zwingend als Folge von Inflation auftreten, sondern kann auch andere Ursachen haben bzw. eine ganz normale Schwächephase der Wirtschaft im Rahmen des üblichen Wirtschaftszyklus sein. So führte beispielsweise die Finanzkrise, die Deutschland 2008 und 2009 erreichte, zu einer Rezession ohne dass gleichzeitig oder im Vorfeld eine hohe Inflation zu beobachten war. Eine Sondernform der Inflation ist außerdem die Stagflation, wenn gleichzeitig Rohstoffe oder Güter knapp werden.

Es gibt also einen deutlichen Unterschied zwischen Rezession und Inflation – und nicht immer hängen beide Phänomene direkt zusammen.

Wie die Rezession Börsen und Unternehmensdaten beeinflusst

Natürlich hat eine Rezession Bedeutung für Börsen und Kapitalmärkte. An den Börsen sind vor allem Aktien von Unternehmen stark gefragt, deren künftige Entwicklung überdurchschnittliche Gewinne verspricht. Hier dürfen die Anleger sowohl mit einer positiven Kursentwicklung wie mit ordentlichen Erträgen (Dividenden) rechnen. Bei einer wirtschaftlichen Rezession sinkt die Anzahl der Firmen, die solche Gewinne in Aussicht stellen können. Deswegen hat eine Rezession oft sinkende Börsenkurse zur Folge. Dies gilt aber nicht für alle Branchen und Firmen gleichermaßen. So sind etwa zyklische Konsumgüter weit weniger betroffen – also Güter des täglichen Bedarfs, die ohnehin und weitgehend unabhängig von der persönlichen finanziellen Situation gekauft werden.

Sind zudem hohe Energiepreise Ursache der schwachen Wirtschaft (wie in der Rezession 2023) dann gehören in der Regel auch Energieunternehmen zu den Profiteuren. Sie verdienen in der Regel an den hohen Preisen überdurchschnittlich stark mit. In einer Rezession ohne Energiepreisanstieg ist dies übrigens deutlich weniger der Fall. Wenn Unternehmen wegen der Krise immer weniger produzieren, brauchen sie logischerweise auch weniger Energie.

Auffällig ist an den Börsen außerdem eins: Anleger versuchen bei ihren Investments die künftige Entwicklung vorwegzunehmen. Oft verzeichnen bereits vor einer Rezession Börsenkurse ein Minus. Das Phänomen wiederholt sich dann oft in der Aufschwung-Phase: Schon bevor die Wirtschaftsdaten belegen, dass die Rezession beendet ist, lassen sich daher steigende Kurse beobachten. Allerdings lässt sich die Frage „Wie lange dauert eine Rezession?“ nicht mit Sicherheit beantworten, weil das von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängt.

Die Folgen für die Wirtschaft und jeden Einzelnen

Bleibt also die Frage: Was ist schlimm an einer Rezession? Auswirkungen einer solchen Schwächephase können in einer Gesellschaft deutlich spürbar werden: weniger Produktion, ein sinkendes Wirtschaftswachstum und ein Mangel an Arbeitsplätzen. Insofern kann sich die negative Entwicklung der Wirtschaft auch für jeden Einzelnen auswirken.

Nach der Definition von Rezession handelt es sich aber nur um eine relativ kurze Phase im ganz normalen Konjunkturzyklus, auf die im Anschluss wieder ein Aufschwung folgt. Das passiert in der Regel nach ein oder zwei Jahren. Hinzu kommt: Die vorübergehende Schwächephase der Wirtschaft kann auch positive Effekte haben. So kann der Kostendruck und die Suche nach effizienteren Produktionsmethoden oder Geschäftsmodellen auch zum Innovationsfaktor werden, weil Optimierungsmöglichkeiten viel stärker und systematischer gesucht werden als in einer gewöhnlichen Aufschwungsphase. Effizienz wird in diesen Phasen eindeutig zum Vorteil für Unternehmen und kann sich in den Folgejahren positiv auszahlen.

Die historische Entwicklung der Kapitalmärkte zeigt, dass eine Rezession Börsenkurse nur über einen kurzen Zeitraum negativ beeinflussen kann.

Die Entwicklung der Wirtschaft ist darauf ausgelegt, durch Innovationen, Neuentwicklungen und Umstrukturierungen auf diese Marktphasen zu reagieren und das eigene Geschäftsmodell auf Dauer weiter tragfähig und ertragreich zu erhalten. Gerade mittel- und langfristig orientierte Anleger können davon profitieren – über ordentliche Erträge, die regelmäßig fließen und über Kursgewinne, wenn sich die Kapitalmärkte nach der Rezession wieder erholen.

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