Die Bundesregierung hat das sogenannte Rentenpaket II beschlossen. Damit soll das Rentenniveau in Deutschland für einige Jahre gleich bleiben. Das bedeutet leider auch: An der Höhe der Rentenlücke ändert sich …
Dabei funktioniert das, was den Nobelpreisträger ins Schwärmen geraten lässt, ganz einfach. Wer seine Ersparnisse anlegt, erhält im Idealfall Zinsen. Und weil dadurch das Vermögen steigt, erhält er im Folgejahr auch Zinsen auf die Zinsen. Im dritten Jahr gibt es dann Zinsen auf die Zinsen der Zinsen und so weiter. Je länger die Spardauer und je höher der Zins, desto besser.
Das faszinierende Phänomen rechnet sich besonders für jene, die langfristig sparen – etwa für die Rente. Jedoch nutzen viele Deutsche den Zinseszinseffekt nicht. Jeder Fünfte sorgt überhaupt nicht für das Alter vor, zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov.[1] Zugleich fürchten sich aber zwei Drittel der Bevölkerung vor Altersarmut.[2] Der Ausweg: eine private Altersvorsorge zusätzlich zur gesetzlichen Rente. „Je früher mit dem Aufbau einer privaten Altersvorsorge begonnen wird, desto besser“, rät jede Verbraucherzentrale, zuletzt gerade erst wieder die niedersächsische.
Zum Sparen ist es nie zu spät
Doch was, wenn man in den 40ern ist und bislang noch nichts für die Rente getan wurde? Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät, um mit dem Sparen anzufangen. Allerdings gilt auch, dass Menschen in der Mitte ihres Lebens dabei mehr investieren müssen, um auf dasselbe Ergebnis zu kommen wie junge. Ein stark vereinfachtes Beispiel zeigt die Unterschiede. Lisa ist 30 Jahre alt, Peter 45. Beide wollen ab dem Beginn ihres Ruhestands im Alter von 67 bis zu ihrem 90. Geburtstag eine zusätzliche Rente von 1000 Euro pro Monat erzielen. Wie viel Geld müssen sie dafür sparen?
Peter bleiben noch 22 Jahre, um eine private Altersvorsorge aufzubauen. Er muss jeden Monat 433 Euro sparen, um auf die Zusatzrente von 1000 Euro zu kommen – vorausgesetzt, er setzt auf eine Sparform, die eine Rendite von 4 Prozent pro Jahr erwirtschaftet. Lisa dagegen hat noch 37 Jahre Zeit. Über diesen langen Zeitraum kann sie noch stärker vom Wiederanlageeffekt profitieren. Bei ebenfalls 4 Prozent Rendite muss sie jeden Monat nur 182 Euro auf die hohe Kante legen, um dasselbe Ergebnis wie Peter zu erzielen.
Auf wie viel Geld die beiden verzichten müssen, hängt nicht nur von der Spardauer ab, sondern auch von der Höhe der Rendite beziehungsweise des Zinses. Und damit treffen wir im aktuellen Niedrigzins umfeld auf eine echte Herausforderung. Wer auf Sparbücher oder Tagesgeldkonten setzt, muss sich derzeit mit Zinsen nahe null zufriedengeben. Selbst bei optimistischen 1 Prozent müsste Peter beinahe doppelt so viel sparen (836 Euro) und Lisa sogar das 2,7-Fache (460 Euro).
186 Euro sparen für 1000 Euro Rente
Die naheliegende, aber immer noch selten genutzte Lösung: renditestarke Anlageformen wie etwa Aktien. Wer darauf zurückgreift, muss deutlich weniger Kapital für die Zusatzrente aufbringen. Der deutsche Leitindex Dax beispielsweise hat seit seiner Auflage vor 30 Jahren nach Berechnungen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) eine jährliche Rendite von knapp 8 Prozent erzielt.[3] Vorausgesetzt, dass dieser Durchschnitt auch in den kommenden Jahrzehnten erreicht werden kann, müsste Peter nur 186 Euro sparen und Lisa lediglich 51 Euro.
Aber sind Aktien nicht nur etwas für Zocker? Ganz im Gegenteil! Klar: Je höher die erzielbare Rendite, desto höher ist das Risiko. Diese goldene Regel sollten auch Altersvorsorgesparer beherzigen. Allerdings spielt ihnen erneut die lange Spardauer in die Karten. Laut DAI liegt die Verlustwahrscheinlichkeit beim Dax nach 15 Jahren bei null. Im schlechtesten Fall hätte der Anleger 2,3 Prozent Rendite pro Jahr erzielt, im Durchschnitt 9,3 Prozent und im besten Fall sogar 15,4 Prozent.[4]
Auch der 45-jährige Peter könnte beim Sparen also noch voll auf Aktien setzen. Erst recht, wenn er sein Geld auf möglichst viele Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern und Branchen verteilt. Diese sogenannte Diversifikation mindert zusätzlich das Risiko von Verlusten, wie der US-Ökonom und Nobelpreisträger Harry Markowitz bereits im Jahr 1952 nachgewiesen hat. Eine sorgenfreie Geldanlage ist also möglichst breit und weltweit aufgestellt.
Runter mit den Kosten
Je näher das Rentenalter rückt, desto mehr Vorsicht ist allerdings geboten. “Schließlich kann niemand ausschließen, dass die Aktienkurse genau dann in den Keller rauschen, wenn der Sparer sein Geld benötigt”, sagt Gerald Klein, Gründer und CEO von growney. Es kann also sinnvoll sein, rechtzeitig die Aktienquote zu reduzieren und mehr auf Anleihen zu setzen, deren Kurse in der Regel weniger stark schwanken. Getreu der alten Fußballweisheit: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Titel.
Bei diesem sogenannten Umschichten – aber auch von Beginn an – sollten Sparer die Kosten im Blick behalten. Schließlich nagt jeder Prozentpunkt Gebühren an der Rendite. Eine kostengünstige Variante sind börsengehandelte Indexfonds, auch bekannt als ETFs (Exchange Traded Funds). Sie bilden Indizes wie den Dax nach und kommen ohne teure Fondsmanager aus.
Zu guter Letzt kann es für die Sparer ratsam sein, zum Beginn des Ruhestands nicht das gesamte Portfolio auf einen Schlag zu verkaufen. Genau wie im Rechenbeispiel könnten sie jeden Monat genau so viele Wertpapiere verkaufen, dass sie eine Zusatzrente von 1000 Euro erhalten. Der Rest des Kapitals würde dann weiter von der „stärksten Kraft im Universum“ profitieren – ganz nach dem Geschmack von Albert Einstein.
Quellenangaben und weitere Infos
[1] https://yougov.de/news/2017/09/15/jeder-funfte-tut-nichts-fur-seine-altersvorsorge/
[2] https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/pid/mehr-risiken-als-chancen-deutsche-sehen-demographischen-wandel-skeptisch/?tx_rsmbstpress_pi2%5Bsword%5D=altersarmut&cHash=852b44047b536951b30190aaba4a732a
[3] https://www.dai.de/de/presse/pressemitteilungen.html?d=575
[4] https://www.dai.de/fileadmin/user_upload/231231_DAX-Rendite-Dreieck_50_Jahre_Web.pdf