Immer wieder ist es Thema: Die Zukunft des Rentenssystems. Nicht nur in Deutschland, auch bei unseren Nachbarn: In Frankreich gab es 2023 Proteste, weil die Regierung die Regeln für die staatliche Rente …
Viele stellen sich den Start in das Rentenalter so vor: Nach dem letzten Arbeitstag beginnt das Leben. Viele Reisen und Ausflüge. Aktivitäten mit Freunden und Nachbarn, endlich viel Zeit für Sport, Veranstaltungen, Konzerte und Events. Das alles kostet aber Geld – und genau das wird für viele knapp. Das Rentenniveau von rund 48 % bedeutet nämlich, dass für viele in Deutschland eine Rentenlücke entsteht.
- Wie kommt es dazu?
- Wie hoch ist die Rentenlücke?
- Was lässt sich dagegen tun?
Was versteht man unter Rentenlücke?
Zunächst aber eine Definition: Was versteht man unter Rentenlücke? Der Begriff bezeichnet den Unterschied zwischen der monatlichen Rente, die man von der staatlichen Rentenversicherung bekommt, und dem Betrag, den man für den eigenen Lebensunterhalt braucht. Die Rentenlücke ist also ein monatlicher Fehlbetrag.
Genau das macht die Rentenlücke so dramatisch. Wenn die Rente nicht reicht, um die monatlichen Ausgaben zu decken, entsteht jeden Monat ein Fehlbetrag. Finanzielle Reserven können so schnell aufgebraucht sein.
Angenommen, die monatliche Rentenlücke beträgt 250 Euro, so ergibt das über 10 Jahre bereits einen Kapitalbedarf von 30.000 Euro.
Dabei ist anzunehmen – bzw. zu hoffen – dass die meisten länger als 10 Jahre im Ruhestand verbringen können. Doch um den Lebensstandard trotz Rentenlücke zu halten, sind dafür Rücklagen oder zusätzliche Absicherungen möglich.
Das Rentenniveau reicht nicht. Aber: Wie hoch ist die Rentenlücke in Deutschland?
Oft wird die Rentenlücke deutlich höher sein als der Betrag von 250 Euro aus unserem Beispiel. Wer die eigene Rentenlücke berechnen will, wird aber feststellen, dass dies im Detail sehr kompliziert ist.
Im Wesentlichen gilt es zu bedenken:
- Die Einnahmen sinken deutlich. Die staatliche Rente wird nur einen Teil des bisherigen Nettogehalts ausmachen.
- Im Alter sinken die Ausgaben etwas. Dennoch sollten Sie mit einem gewissen Niveau rechnen, wenn Sie im Alter gut leben wollen.
- Einige Abgaben sind im Alter anders. Das betrifft vor allem Steuern und Pflegeversicherung. Für eine genaue Berechnung der Rentenlücke wäre das zu berücksichtigen.
Rentenlücke schließen: Wie viel Rente braucht man, um gut leben zu können?
Zu beachten ist bei der Rentenlücke: Deutschland hat für das Rentenniveau den Wert von rund 48 % festgelegt. Zugleich heißt es: Für den Lebensunterhalt als Rentner sollten Sie mindestens 75 % (manche empfehlen sogar 80 %) des letzten Nettogehalts einplanen.
Also könnte man meinen: Die Differenz zwischen 75 % und 48 % (27 % des Nettogehalts) reichen, wenn man die Rentenlücke schließen will.
Doch so einfach ist es nicht. Denn 48 % sind vor allem ein rechnerischer Wert: Wer das ganze Erwerbsleben lang entsprechend des Durchschnittsgehalts verdient hat, erhält 48 % der Durchschnittsrente. Das beantwortet also noch nicht die Frage „Wie viel Rente braucht man, um gut leben zu können?“
Bedeutet leider: Wer seine Rentenlücke schließen will, muss zunächst die Rentenlücke berechnen.
Nächster Schritt: Rentenlücke berechnen am Beispiel
Wie sieht also die Rechnung aus, wenn Sie Ihre Rentenlücke schließen wollen? Die Beispielrechnung für einen Durchschnittsverdiener zeigt es konkret:
- Aktuell beträgt der durchschnittliche Bruttoverdienst knapp 3.780 Euro im Monat.
- Das ergibt netto rund 2.516 Euro.
- Nach Abzug von 20 % liegt der monatliche Bedarf im Rentenalter bei etwas mehr als 2.000 Euro im Monat.
- Der Rentenanspruch für einen Durchschnittsverdiener liegt aktuell bei rund 1.760 Euro brutto.
- Nach Abzug von Krankenversicherung, Zusatzbeitrag, Pflegeversicherung und Steuern bleiben davon knapp 1.285 Euro übrig.
- Die Rentenlücke für einen Durchschnittsverdiener beträgt also über 728 Euro im Monat. Für 10 Jahre ist das ein Kapitalbedarf von mehr als 87.000 Euro.
Selbst berechnen: Wie hoch ist die Rentenlücke?
Natürlich können Beispiele oder Anleitungen nur einen Anhaltspunkt geben. Die konkrete Berechnung ist sehr individuell, auch weil Rentenansprüche sehr individuell sind. Wir wollen Ihnen aber Möglichkeiten zeigen, sich der Höhe Ihrer Rentenlücke zu nähern.
Dazu brauchen Sie
- Ihr Nettogehalt. Den Betrag finden Sie in der monatlichen Lohnabrechnung oder bei Ihren monatlichen Zahlungseingängen.
- Ihre aktuellen Rentenansprüche. Dazu erhalten Sie einmal im Jahr von der Deutschen Rentenversicherung eine Renteninformation. Diese können Sie erneut anfordern, sollte sie Ihnen nicht vorliegen.
- Ansprüche aus privater Vorsorge. Wenn Sie bereits Ansprüche aus Versicherungen, Vorsorgeverträgen bzw. einer Riester- oder Basis-Rente (Rürup) haben, bekommen Sie auch hierzu eine jährliche Übersicht.
Nun rechnen Sie:
Nettogehalt * 0,8 – (Summe aller Rentenansprüche) * 0,725 = Ihre Rentenlücke
Beachten Sie dabei bitte, dass eventuelle Auszeiten oder Zeiten mit geringerem Verdienst in der Zukunft nicht mitberechnet sind. Sind solche Zeiten geplant, sollten Sie mit einer höheren Rentenlücke rechnen.
Wichtig außerdem: Die grobe Berechnung der Rentenlücke ist umso ungenauer, je mehr Zeit noch zum Rentenalter bleibt. Denn sowohl Gehaltsangaben wie Rentenansprüche sind in der aktuellen Situation berechnet.
Wollen Sie einen genaueren Wert für die Zukunft erhalten, multiplizieren Sie die berechnete Rentenlücke mit einem exponentiellen Inflationsfaktor:
1,02 ^ Anzahl der Jahre bis zur Rente
Die vollständige Formel zur Berechnung der Rentenlücke lautet damit:
Nettogehalt * 0,8 – (Summe aller Rentenansprüche) * 0,725 * 1,02 ^ (Anzahl der Jahre bis zur Rente) = Ihre Rentenlücke im Rentenalter
Zur leichteren Berechnung finden Sie in der Tabelle Beispiele für einzelne Inflationsfaktoren, abhängig davon, wie viel Zeit zur Rente bleibt. Angenommen wird dabei, dass Löhne und Renten etwa in Höhe der Inflationsrate steigen.
Sind es beispielsweise noch 20 Jahre bis zum Rentenalter, sollten Sie die ermittelte Rentenlücke mit 1,49 mal nehmen.
Wichtig zu wissen: Wie kann ich die Rentenlücke schließen?
Ohnehin gilt bei dem Thema: Runden Sie den Betrag ruhig auf und versuchen, etwas mehr Geld für die Altersvorsorge zurückzulegen. Eine klare Antwort auf die Frage „Wie viel Rente braucht man, um gut leben zu können?“ kann nämlich niemand mit Garantie geben.
Wer sich nun fragt „Wie kann ich die Rentenlücke schließen?“ hat dazu einige Möglichkeiten.
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Die einfachste Maßnahme gegen die Rentenlücke: Mit einem günstigen ETF-Sparplan legen Sie monatlich oder mit Einmalzahlungen Geld zurück, das später als Zusatzrente genutzt werden kann. Dabei bleiben Sie ganz flexibel. growney bietet Ihnen die Möglichkeit, ganz einfach und ohne großen Aufwand von ETF-Anlagestrategien zu profitieren.
- Andere private Vorsorge: Mit Versicherungen, Vorsorgeverträgen oder einer betrieblichen Altersvorsorge können Sie sich zusätzlich absichern. Dazu gehören auch die Riester- oder Basis-Rente. In der Regel sind Versicherungen teurer und unflexibler als eine ETF-Geldanlage.
- Zuzahlungen in die Deutsche Rentenversicherung: Möglicherweise können Sie auch Zusatzzahlungen in die Rentenversicherung leisten und damit Ihre Rente erhöhen. Das erfordert aber einigen Aufwand. Zunächst müssen Sie eine Kontenklärung beantragen und dann einen Antrag auf Zahlung von freiwilligen Beiträgen stellen. Das kann einige Zeit in Anspruch nehmen.