… und was an diesen Börsenweisheiten dran ist! Ein solides, erfolgreiches, gutes Investment, um das man sich wenig kümmern muss – …
Eine kurze Aussage auf der Pressekonferenz reichte, schon begannen die größten Börsenindizes und viele Aktienkurse zu fallen. Die US-Notenbank Fed hatte zwar am Mittwoch beschlossen, dass der Leitzins für den US-Dollar zunächst gleichbleibt, bei 0 bis 0,25 Prozent. Doch Notenbankchef Jerome Powell machte im Anschluss auf einer Pressekonferenz deutlich, dass es in diesem Jahr einen deutlichen Zinsanstieg geben könnte.
Die Erwartungen der meisten Anleger waren bislang: Ab März (Fed-Sitzung am 16. März 2022) könnte es insgesamt vier Zinsschritte – als Erhöhungen des Leitzinses – geben. Nun deutete Powell aber an: Es sind auch mehr Erhöhungen durch Fed-Zinsentscheid möglich. Auf Nachfrage weigerte er sich auszuschließen, der US-Leitzins könnte in jeder Fed-Sitzung 2022 erhöht werden. Immerhin sind noch sieben Fed-Sitzungen für das restliche Jahr geplant, die Zinsen könnten bis Jahresende also stark steigen.
Die Begründung Powells für eine baldige Fed-Zinsentscheidung hört sich dabei eigentlich gut an: Dank der starken Wirtschaftsentwicklung gebe es nun «einigen Spielraum», den Leitzins zu erhöhen, ohne die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt zu gefährden: Das Ziel der Vollbeschäftigung sei erreicht, auch das Wachstum sei robust, so Powell. Deswegen braucht die US-Wirtschaft „keine anhaltend hohe Unterstützung durch die Geldpolitik mehr“.
Nicht allein, dass kurzzeitig die Aktienkurse fallen, weil sich eine Änderung der Zinspolitik ändert. Auch durch andere Faktoren wird derzeit das Geschehen an den Kapitalmärkten stark bewegt, das führte im Januar zu einem Auf und Ab an den Börsen.
Zentralbanken zwischen Inflation und Zinserhöhung
Ein wesentlicher Faktor derzeit ist die relativ hohe Inflation, also die Preissteigerung bei Waren und Dienstleistungen. Sie ist für die Notenbanken – wie die Fed oder die Europäische Zentralbank (EZB) - ein Grund einzugreifen. Denn ein dauerhafter starker Preisanstieg könnte das Wirtschaftswachstum ausbremsen.
Die Gefahr einer hohen Inflationsrate
Denn bei stark steigenden Preisen ist es wahrscheinlich, dass Unternehmen Mehrkosten für Rohstoffe, Energie und Löhne nicht direkt an die Kunden weitergeben können. Folge: sinkende Unternehmensgewinne und damit auch sinkende Investitionsbereitschaft von Unternehmen. Nicht verwunderlich also, dass die Aktienkurse fallen für alle Unternehmen, die davon besonders betroffen wären.
Zentralbanken versuchen daher in der Regel, die Inflationsrate niedrig zu halten, die EZB hat für die Inflation im Euro-Raum ein Ziel von etwa 2 Prozent pro Jahr definiert. Über ihre Geldpolitik können die Zentralbanken eingreifen, etwa indem sie die Zinsen erhöhen – das macht es für Konsumenten und auch für Unternehmen attraktiver Geld zurückzulegen, anstatt es aktuell auszugeben. Die sinkende Nachfrage dürfte den Preisanstieg drosseln.
Die Gefahr einer Fed-Zinsentscheidung
Doch eine Zinserhöhung – etwa durch den nächsten Fed-Zinsentscheid im März – kann ebenfalls negative Folgen haben und dazu führen, dass Aktienkurse fallen. Denn mit einer Zinsentscheidung wird dem Markt Liquidität entzogen. Ein Effekt, durch den die Inflation gedämpft werden kann. Die Zinserhöhung kann allerdings auch dazu führen, dass Anleger aus den Aktienmärkten oder Immobilienmärkten Kapital abziehen und lieber in (festverzinsliche) Anleihen investieren. Mit jeder Zinserhöhung wird dies wahrscheinlicher – deswegen beeinflusst es die Börsenkurse, wenn es dieses Jahr noch bis zu sieben Fed-Zinsentscheidungen geben kann.
Für einige Unternehmen hat eine Zinserhöhung auch noch viel direktere Auswirkungen – etwa, wenn neue Projekte, Produkte oder Technologien wesentlich durch Kredite finanziert werden. Steigende Zinsen bedeuten dann: Diese Kredite werden teurer, das könnte insgesamt das Wirtschaftswachstum schädigen – und damit auch auf dem Arbeitsmarkt negative Effekte hervorrufen.
Deswegen treffen mögliche Fed-Zinsentscheidungen beispielsweise Technologie-Unternehmen oder Firmen, die ihr Geschäft noch auf- bzw. ausbauen deutlich stärker – ein Effekt, der im Januar deutlich an den Börsen zu sehen war. In anderen Branchen versprechen höhere Zinsen dagegen einen steigenden Gewinn, etwa für Banken und Versicherungen.
Auswirkungen von Dollar-Kurs und Euro-Kurs
Dass die Fed klare Signale für Zinserhöhungen in diesem Jahr gibt, die EZB bislang aber den Niedrigzins- bzw. Nullzinskurs fortsetzt, hat ebenfalls deutliche Auswirkungen: Der Kurs des US-Dollar steigt dadurch gegenüber dem Euro – schon im vergangenen Jahr hatte der Euro bereits mehr als 7 Prozent Wertverlust gegenüber dem US-Dollar verzeichnet.
Je nach Ausrichtung des Geschäfts kann der Euro-Kurs bzw. Dollar-Kurs für Unternehmen finanzielle Folgen haben: Ein deutscher Produzent, der etwa Teile auf dem Weltmarkt kaufen muss (in US-Dollar), seine Produkte aber überwiegend in der EU verkauft (in Euro), muss mit steigenden Kosten rechnen. Produziert das Unternehmen in Europa hergestellte Teile (Einkauf in Euro) und liefert dann überwiegend (zu Dollarpreisen) in die USA, nach Japan oder China, so ergibt sich durch den geänderten Dollarkurs eine höhere Gewinnmarge.
Börse durch Unsicherheiten geprägt
Diese möglichen Effekte einer geänderten Zinspolitik und einer möglicherweise weiter starken Inflation, führen an den Märkten aktuell zu einiger Unsicherheit. Das ist der Grund, warum Aktienkurse fallen – und dann auch wieder steigen. Die Unsicherheit an den Börsen aktuell wird nicht nur durch Zinsen und Inflation bestimmt, es kommen auch noch weitere Faktoren hinzu.
Weltwirtschaft und Corona
Auch wenn es viele wahrscheinlich nicht mehr hören können oder wollen: Die Weltwirtschaft ist auch knapp zwei Jahre nach Ausbruch der Covid19-Pandemie immer noch stark durch das Coronavirus geprägt. Die Ursachen dafür sind teilweise weltweite Lieferkettenprobleme, so gibt es teilweise Engpässe bei einzelnen Komponenten, etwa bei elektronischen Chips wie sie von der Autoindustrie benötigt werden.
Vorsichtsmaßnahmen und gesetzliche Regeln beeinflussen auch immer noch bestimmte Branchen, etwa Reiseunternehmen, Hotels, Gaststätten oder die Veranstaltungsbranche. Die offenbar stark ansteckende Omikron-Variante könnte zudem in einigen Bereichen zu Personalengpässen führen oder den normalen Geschäftsbetrieb beeinträchtigen. Das schwer kalkulierbar ist, wie die genauen Folgen für die Wirtschaft insgesamt und einzelne Unternehmen aussehen, belastet insgesamt die Stimmung an den Börsen.
Preisanstieg und Energiepreisentwicklung 2022
Was viele Autofahrer, Strom- oder Gaskunden in Deutschland persönlich trifft, beeinflusst auch die Wirtschaft – die rasante Energiepreisentwicklung 2022: Der Preis für Rohöl liegt bei knapp 90 US-Dollar je Barrel (Brent, 1 Barrel= 159 Liter) und damit so hoch wie seit Oktober 2014 nicht mehr. Das belastet auch die Wirtschaft stark, die sowohl für ihre Produktion als auch für den Transport ihrer Güter auf Energie angewiesen ist.
Für EU-Unternehmen ist dieser Effekt oft sogar noch stärker, weil die Rohölpreise in US-Dollar notiert werden und sich durch den seit Monaten schwächelnden Euro-Kurs noch ein zusätzlicher Wechselkurseffekt einstellt. Das belastet die Gewinnmarge der Unternehmen, weil die stark steigenden Energiepreise nicht direkt an Kunden bzw. Verbraucher umgelegt werden können. Wenn die Energiepreisentwicklung 2022 also weiter rasant nach oben geht, könnte dies zur Belastung für das Wirtschaftswachstum werden – deswegen belastet das die Kapitalmärkte so stark. Natürlich betrifft dieser Effekt nicht alle Unternehmen gleichermaßen: Ein Immobilienunternehmen oder eine Versicherung dürfte davon deutlich weniger betroffen sein als ein Autohersteller oder ein Stahlproduzent.
Angst vor russischem Angriff auf die Ukraine
Die Sorge um die Situation rund um die Ukraine sorgt für zusätzliche Unsicherheit. Russland hat mittlerweile so starke Truppenkontingente aufgefahren, dass Sicherheitsexperten einen Angriff auf die Ukraine jederzeit für möglich halten. Präsident Wladimir Putin hat in Moskau mehrfach deutlich gemacht, dass er die Ukraine nicht als eigenständigen Staat akzeptiert, 2014 hatten russische Truppen bereits die ukrainische Halbinsel Krim besetzt sowie bewaffnete Separatisten in der Ostukraine militärisch unterstützt.
Ein Krieg gegen die Ukraine hätte mit Sicherheit Auswirkungen auf Börsen und Aktienkurse, insbesondere in Westeuropa und den USA. Die bereits angekündigten Wirtschaftssanktionen könnten sich auf die Aktienmärkte auswirken – nahezu alle Unternehmen, die mit oder in Russland Geschäfte machen, müssen dann mit Einbußen rechnen. Auch dass sich das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen durch einen Angriff auf die Ukraine weiter verschlechtern wird, dürfte an den Märkten für zusätzliche Unsicherheit sorgen.
Hinzu kommt als zusätzliche Belastung: Im Kriegsfall dürfte die Energiepreisentwicklung 2022 noch dramatischer ausfallen. Das würde insbesondere Europa stark treffen, weil ein Großteil der Gaslieferungen in der EU aus Russland kommt, teilweise über Pipelines durch die Ukraine. Weiter steigende Energiepreise werden aber zum Problem für das Wirtschaftswachstum, weil es Produktion und Transport von Gütern weiter verteuert.
Wie können Anleger auf die aktuelle Lage reagieren?
Grundsätzlich ist ein Auf und Ab an den Börsen nicht ungewöhnlich.
In den letzten Monaten war allerdings der Eindruck entstanden, dass es an der Börse Tag für Tag nach oben geht. Grund war, dass sich die Börsenmärkte vom starken Corona Kurseinbruch im Frühjahr 2020 erholten und deutlich geworden ist, dass die Corona-Pandemie trotz ihrer langen Dauer langfristig das weltweite Wirtschaftswachstum nicht schädigen wird.
Durch die Niedrigzins- bzw. Nullzinspolitik gab es zuletzt insbesondere für Technologiewerte oder grüne Aktien nahezu ideale Bedingungen an den Kapitalmärkten: Sie profitierten davon, dass ihnen besonders günstige Kredite zur Verfügung standen.
Aktuell ist die Lage an den Märkten etwas komplexer, gerade weil mehrere Unsicherheitsfaktoren wie Inflation, Zinserhöhungen, Energiepreise und die Drohungen gegen die Ukraine zusammenkommen. Sollte sich durch Fed-Zinsentscheidungen, eine Entspannung im Ukraine-Konflikt oder einen absehbaren Rückgang von Inflation bzw. Energiepreisen mehr Klarheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung geben, kann das schon wieder ganz anders aussehen.
Anleger sollten deshalb darauf achten, dass sie
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weltweit breit diversifiziert anlegen.
Auch wenn zeitweise die Börsenkurse fallen, betrifft das nicht alle Branchen oder Länder gleichermaßen. Seit Jahresbeginn haben sich beispielswerte Werte aus dem Energiebereich, der Finanzbranche sowie Börsenplätze in Osteuropa oder Lateinamerika positiv entwickelt. Die Anlagestrategien bei growney umfassen deshalb bis zu 5.000 Wertpapier aus mehr als 40 Ländern.
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von Buy and hold profitieren.
Viele aktive Fondsmanager behaupten, sie könnten mit Ihren Anlagestrategien den gesamten Markt schlagen und schichten in solchen Marktphasen oft das Portfolio um. Dadurch entstehen zum Ansatz Buy and Hold oft besonders hohe Kosten. Und im Ergebnis sind aktive Fonds mehrheitlich sogar schlechter als passive Investmentansätze. -
das Ziel im Blick behalten.
Wichtig ist dabei auch, das persönliche Ziel im Auge zu behalten: Gerade wer für Altersvorsorge, Vermögensaufbau oder die eigenen Kinder Geld zurücklegt, hat einen langfristigen Anlegerhorizont von etlichen Jahren. Kurzzeitige Marktphasen wirken sich dabei nur wenig auf die langfristige Wertentwicklung aus. -
nicht riskant anlegen.
Die aktuelle Marktphase macht eines deutlich: Das Risiko einer Geldanlage muss zum Anleger passen. Wer ein bestimmtes Sicherheitsbedürfnis hat, sollte sein Vermögen nicht nur in Aktien anlegen – sondern z.B. teilweise in Anleihen, also in festverzinsliche Wertpapiere. Auch wenn die in der Niedrigzinsphase nur geringe Erträge erzielen, sind sie in der Regel weit weniger starken Kursschwankungen ausgesetzt. Sie dienen als Sicherheitskomponente im Depot. Anhand kurzer Fragen ermittelt growney übrigens kostenlos und unverbindlich, welche Strategie am besten zu Ihnen passt.
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mit einem Sparplan den Cost-Average-Effekt nutzen.
Wer mit einem ETF-Sparplan an den Kapitalmärkten investiert, profitiert in schlechten Marktphasen vom sogenannten Cost-Average-Effekt. Für ihre monatliche Zahlung erhalten Anleger dann entsprechend mehr ETF-Anteile und profitieren umso stärker, wenn in den nächsten Monaten die Aktienkurse steigen. Dies zeigte sich beispielsweise auch beim starken Kurseinbruch durch die Coronakrise im Februar und März 2020. Anleger, die diese Marktphase für zusätzliche Investments nutzten, konnten sich im Anschluss über starke Kursgewinne freuen.