Ein USB-Stick in Bitcoin form steckt in einem Laptop.

Sind Kryptowährungen lukrative Geldanlagen?

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17. Januar 2020 // Geldanlage

Die Pläne von Facebook, mit „Libra“ eine eigene digitale Währung zu etablieren, haben 2019 das Thema Kryptowährungen wieder auf die Agenda gebracht. Und egal, ob Mark Zuckerberg seine Pläne noch umsetzt oder nicht: Bitcoin & Co. werden von vielen genutzt, teilweise auch als Anlageobjekt. Dabei gibt es große Risiken.

Es war ein echter Paukenschlag: Facebook will eine eigene Kryptowährung mit dem wohlklingenden Namen „Libra“ auf den Markt bringen. Mit dieser Ankündigung sorgte das soziale Netzwerk im Juni vergangenen Jahres für Schlagzeilen – und Diskussionen, die bis heute anhalten. Die digitale Währung soll laut Facebook-Chef Mark Zuckerberg den 1,7 Milliarden Menschen Zugang zu Finanzdienstleistungen verschaffen, den sie bislang nicht haben. Trotz teilweise harscher Kritik von US-Kongress und (finanz) politischen Instanzen anderer Länder hält Zuckerberg an dem ehrgeizigen Projekt fest, das möglicherweise noch in diesem Jahr umgesetzt werden soll.

Die Debatten um Libra lenkten zugleich die Aufmerksamkeit auf die digitalen Währungen, die sich bereits etabliert haben und immer wieder als angeblich lukrative Geldanlagen gefeiert werden. Die prominenteste von ihnen: der Bitcoin. Bei seiner Einführung vor elf Jahren bestand der Anspruch, ein weltweites Zahlungsmittel aufzubauen, das unabhängig von staatlicher Regulierung funktioniert. Um für eine größtmögliche Stabilität zu sorgen und Inflationsgefahren auszuschalten, darf die maximale Anzahl von 21 Millionen Bitcoins nicht überschritten werden. Anders als Währungen wie Euro, Dollar & Co. braucht es für den Bitcoin keine Banken und keine Regulierung.

Deren Rolle übernimmt die Blockchain-Technologie. Sie überprüft sämtliche Transaktionen durch das Netzwerk auf ihre Authentizität. Darüber hinaus werden Bitcoins durch die Lösung kryptografischer Probleme hergestellt. Der Pionier Bitcoin hat dafür gesorgt, dass Dutzende Nachahmer das Geschäftsmodell zu kopieren versuchen. Das weitet einerseits das Angebot an digitalen Zahlungsmitteln aus, die scheinbar jeder aus dem Nichts erschaffen kann. Andererseits ist so nicht klar, welche davon bestehen bleiben und welche verschwinden werden.

Anstieg um 3.000 Prozent binnen drei Jahren

Große Aufmerksamkeit erlangte der Bitcoin jedoch nicht nur durch seine Ambitionen als Parallelwährung, sondern vor allem durch die großen Preissprünge und die beinahe fantastischen Geschichten vom schnellen reich werden. Eine davon schrieb der Unternehmer Tim Draper: Er erhielt den Großteil seines Kryptowährungs-Portfolios aus der Versteigerung beschlagnahmter Bitcoins. Im Jahr 2014 zahlte er 632 Dollar pro Einheit, insgesamt 18,96 Millionen Dollar für 30.000 Bitcoins. Ende 2017 schoss der Bitcoin-Kurs auf knapp 20.000 Dollar in die Höhe. Zu diesem Zeitpunkt war Drapers Portfolio 570 Millionen Dollar wert – eine Steigerung um das 30-Fache binnen drei Jahren.

Diese Rally klingt auch für Privatanleger verlockend, die in Nullzins zeiten nicht wissen, wo sie ihr Geld noch gewinnbringend investieren können. Hinzu kommt: Wer eine zukunftsorientierte Geldanlage sucht, mag im Kryptogeschäft eine Investition in neue Märkte sehen. Aber sind digitale Währungen tatsächlich eine lohnende Geldanlage?

Für den Krypto-Unternehmer Draper schon. Er erwartet sogar einen Anstieg auf 250.000 Dollar im Jahr 2022 und nennt dies eine „konservative Prognose“. Im selben Interview holt er zur Generalkritik gegen die etablierten Währungen aus. „Niemand wird in 20 Jahren noch den Dollar als Vergleich heranziehen. Sowieso wird in 20 Jahren niemand irgendeine Art von Fiat-Währung benutzen“, sagt der Milliardär. Fiat-Währungen sind von Zentralbanken geschöpfte Zahlungsmittel ohne inneren Wert, also zum Beispiel nicht durch Gold gedeckt.

Andere Prognosen gehen nicht ganz so weit, erwarten aber trotzdem eine Steigerung des Bitcoin-Kurs es. Zu ihnen gehört der Hedgefonds-Manager Charles Hwang. Spektakuläre 20.000 bis 55.000 Dollar bis zum Jahre 2021 sollen möglich sein. Zum Vergleich: Anfang Januar 2020 kostete ein Bitcoin zwischenzeitlich unter 7.000 Dollar – zog nach den Spannungen zwischen den USA und dem Iran aber auf fast 9.000 Dollar an, als Anleger auf der Suche nach vermeintlicher Sicherheit einstiegen. Der Grund für Hwangs Erwartung eines extremen Preisanstiegs ist jedoch kein Weltuntergangsszenario, sondern ein sogenanntes Halving-Event, das im Mai 2020 vollzogen werden soll. Alle vier Jahre wird die Entlohnung für die Prüfung und Erschaffung neuer Blöcke, die neue Blockchain-Transaktionen ermöglichen, halbiert, um die elektronische Inflation zu dämpfen. Das letzte Mal, 2016, wurde sie von 25 auf 12,5 Bitcoins herabgesetzt. Durch das verringerte Angebot dürfte der Preis in die Höhe steigen, so Hwang.

Zugleich spricht er aber auch eine Warnung aus: Nach den beiden bisherigen Halbierungen ist der Bitcoin-Kurs erst in die Höhe geschossen, dann jedoch stark eingebrochen. Im November 2012 stieg der Preis von 11 Dollar zunächst auf 1.200 Dollar an, fiel jedoch danach wieder auf 200 Dollar. Das gleiche Spiel im Juli 2016: Von 600 Dollar ging es auf 20.000 Dollar hoch, dann folgte der Absturz auf 3.300 Dollar. Ein ähnliches Muster erwartet Hwang auch für 2020. Wobei der von Hwang erwartete Preis von 20.000 bis 50.000 Dollar im Vergleich zum jüngsten Kurs immer noch eine sehr stattliche Steigerung wäre.

BaFin warnt vor extremer Volatilität

Fest steht: Beim Bitcoin müssen sich Anleger auf Achterbahnfahrten einstellen. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin beispielsweise warnt in einem Bericht von Anfang November 2019 sehr eindrücklich vor den Kurskapriolen. Die Behörde, die nicht gerade für die inflationäre Verwendung von Superlativen bekannt ist, spricht von einer „extremen Volatilität“. Im Vergleich zum US-Aktienbarometer S&P 500 weist der Bitcoin demnach eine 26-mal höhere Schwankungsbreite auf. Andere Kryptowährungen wie beispielsweise Ethereum, Monero oder Litecoin schwanken dagegen 6- bis 13-mal stärker als andere Basiswerte. Regelmäßig kommt es zu Wertänderungen von mehr als zehn Prozent – pro Tag.

Zu den Kritikern des Bitcoins gehören auch die Zentralbanken. „Es ist spekulativ, man kann Geld damit verlieren“, warnte beispielsweise Bundesbank-Präsident Jens Weidmann bereits 2017. Auch den Begriff „Digitalwährung“ hält er für irreführend. „Ein Zahlungsmittel sollte ja eine Wertstabilität aufweisen. Diese Eigenschaft fehlt dem Bitcoin.“

Der Ökonom Joseph Stiglitz sprach sich wiederholt für ein staatliches Verbot des Bitcoins aus und warnt vor dem Missbrauch der Kryptowährung für Geldwäsche und Betrug. „Wenn Sie ein Loch wie Bitcoin öffnen, werden alle schändlichen Aktivitäten durch dieses Loch gehen, und keine Regierung kann das zulassen“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler, der 2001 mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde, dem US-Magazin „Barron`s“. Kenneth Rogoff, der Harvard-Professor und frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, ergänzt: „In zehn Jahren könnte der Bitcoin-Kurs leicht bei 100 Dollar liegen.“

In der Wirtschaftswissenschaft wird zudem diskutiert, wieso der Bitcoin überhaupt einen Wert haben sollte. Schließlich scheitert die Nutzung der Digitalwährung schon bei ganz alltäglichen Dingen, etwa dem Bezahlen von Steuern. Und nur mit einem inneren Wert wären Kryptowährungen für Anleger zur Wertbewahrung geeignet – analog etwa dem Gold, das, sicher im Tresor gelagert, wohl niemals seinen Glanz verlieren dürfte, was die Menschheit schon seit Jahrtausenden unter Beweis stellt. Gemeinsam ist Bitcoin und Bullion – also Anlagemünzen aus Edelmetall – allerdings eines: Erträge wie Zins und Dividende werfen beide anders als Aktien und Anleihen nicht ab.

Gefahr von „Flash Crashes“

Hinzu kommt die Gefahr von sehr plötzlichen, ruckartigen Kursabstürzen, den „Flash Crashes“. „Im Gegensatz zu regulierten Handelsplätzen verfügen die Börsen für Krypto-Assets in der Regel über keine geeigneten Mittel, um diesen Kurssprüngen in geeigneter Weise zu begegnen“, analysiert die BaFin in ihrem Bericht. Die Börsen in New York, London oder Frankfurt können bestimmte Wertpapiere kurzfristig vom Handel aussetzen, um extreme Schwankungen zu vermeiden. Beim Bitcoin ist so etwas nicht möglich. Der Preis kann sich in rasender Geschwindigkeit ändern – nach oben wie nach unten.

Dubiose Bitcoin-Anbieter

Verbraucherschützer warnen zudem vor zwielichtigen Bitcoin-Anbietern, die vor allem in sozialen Netzwerken versuchen, junge Anleger zu ködern. Dahinter würden oftmals verbotene Schneeballsysteme stecken. „Anleger müssen wissen: Kryptowährungen als Geldanlage sind grauer Kapitalmarkt“, sagt Wolf Brandes, Teamleiter Marktwächter Finanzen der Verbraucherzentrale Hessen, der Nachrichtenagentur dpa. „Regulierung und Anlegerschutz gibt es nicht.“

„Kryptowährungen sind aus heutiger Sicht ein Spekulationsobjekt, aber keine seriöse Geldanlage“, sagt Gerald Klein, Gründer und CEO des Robo-Advisors growney. „Wer sein Erspartes gewinnbringend anlegen möchte und nachts ruhiger schlafen will, sollte sein Kapital möglichst breit streuen.“ Das geht einfach, transparent und kostengünstig mit den Anlagestrategien von growney.



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