Weltwirtschaft, Wirtschaftswachstum; Aufnahme von Kränen im Hafen

Warum die Weltwirtschaft wächst - und Deutschland in der Rezession steckt

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17. November 2023 // Aktuelles

Aktuell erleben wir eine Rezession in Deutschland. Erwartet wird ein Rückgang des Brutto-Inlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent im Jahr 2023. Der Einzelhandel schaut bereits besorgt auf das Weihnachtsgeschäft. Die Sorge: Die Menschen in Deutschland werden sich angesichts der wirtschaftlichen Lage eher zurückhalten und weniger kaufen. Auch die Industrie verzeichnet größtenteils ein geringeres Auftragsvolumen. Angesichts großer weltweiter Herausforderungen wie Krieg, Inflation, Schwierigkeiten bei Energielieferungen liegt die Vermutung nahe: Ein Rückgang der Wirtschaftskraft ist ganz normal. Tatsache ist aber: Deutschland ist ein Sonderfall. Die Weltwirtschaft wächst nämlich durchaus. Woran liegt das?

Für den gesamten Euro-Raum erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) dieses Jahr ein Wachstum von 0,7 Prozent. Weltweit wird für 2023 ein Anstieg der Wirtschaftskraft um 3,0 Prozent prognostiziert.

Deutschland ist dabei im Euroraum neben Estland (-2,3 %), Luxemburg, Litauen und Finnland eines der wenigen Länder, deren Wirtschaft eine Rezession erlebt, also eine Phase des wirtschaftlichen Rückgangs.

Wirtschaftswachstum 2023 in Deutschland, Europa und weltweit 

Besonders deutlich wächst die Wirtschaft dagegen in Kroatien (2,7 Prozent), Spanien und Griechenland (beide + 2,5 Prozent) sowie Portugal (+ 2,3 Prozent). 

Grafik zeigt Wirtschaftswachstum in Deutschland und Europa

Auffällig ist, dass auch andere große Wirtschaftsnationen laut der IWF-Prognose ein Wirtschaftswachstum erzielen: Für die USA werden +2,1 Prozent vorhergesagt, für Japan + 2,0 Prozent, für Australien +1,8 Prozent, für Kanada +1,3 Prozent.  

Ein höheres Wirtschaftswachstum wird für etliche Entwicklungsländer vorhergesagt: 

  • Indien + 6,3 Prozent 
  • China + 5,0 Prozent 
  • Mexiko + 3,2 Prozent 
  • Brasilien + 3,1 Prozent 

Grafik zeigt Weltwirtschaftswachstum USA, China, Indien

Was wird für das Wirtschaftswachstum 2024 erwartet? 

Für das Wirtschaftswachstum 2024 rechnen die IWF-Experten mit einem leicht geringeren Wachstum. Die Rezession in Deutschland dürfte demnach aber schon wieder vorbei sein. Der IWF erwartet für die deutsche Wirtschaft ein Wachstum von 0,9 Prozent. 

Der IWF als international Finanzsituation beschreibt die Lage der Weltwirtschaft so: 

Die globale Wirtschaft erholt sich weiterhin von der Pandemie, Russlands Angriff auf die Ukraine und die Krise der erhöhten Lebenshaltungskosten. Rückblickend hat die Weltwirtschaft eine bemerkenswerte Widerstandskraft gezeigt.“ 

Im Ergebnis deuten die Prognosen zunehmend das Szenario einer sanften Landung an, bei dem die Inflation sinkt, ohne dass es zu einem größeren Rückgang der Wirtschaftstätigkeit kommt.“ 

Auch die Wirtschaft vieler Schwellenländer hat sich unerwartet widerstandsfähig gezeigt - mit der Ausnahme von China, das zunehmenden Gegenwind durch seine Immobilienkrise und schwindendes Vertrauen bekommt.“ 

    Insgesamt betont der IWF, dass in Sachen Inflation in den kommenden Jahren eine Normalisierung zu erwarten ist und das Wirtschaftswachstum insgesamt zwar nachlässt, aber längst keine Rezession zu erwarten ist.  

    Die besondere Lage der Wirtschaft in Deutschland 

    Das Wirtschaftsmagazin Economist fand im August bereits harte Worte für die wirtschaftliche Lage in Deutschland. Als „kranker Mann Europas“ wurde die deutsche Wirtschaft dabei bezeichnet. Als eigentlich starke Wirtschaftsmacht im Herzen Europas sei Deutschland zu wenig innovativ und zukunftsweisend. Grund dafür seien „Selbstgefälligkeit“ und eine zu hohe Abhängigkeit vom Ausland. Folge: Deutschlad steckt in der Rezension.

    In Deutschland selbst beurteilt man die Lage der Wirtschaft nicht ganz so negativ. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sagte im Handelsblatt dazu:

    Deutschland ist nicht der kranke Mann Europas. Ich halte das für eine Fehldiagnose, die bei vielen allzu leicht verfängt. Wir sollten da selbstbewusster auftreten.  (…) Wir sollten uns "Made in Germany" nicht kleinreden lassen. Das deutsche Wirtschaftsmodell ist kein Auslaufmodell. Aber es braucht ein Update."

    Fakt ist aber: Für dieses Jahr rechnen viele Branchen mit Einbußen: Industrie, Chemiebranche, Exportwirtschaft, Handel und viele mehr. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren erwarten die Experten auch keine Impulse durch das Weihnachtsgeschäft. 

    Warum aber ist die Lage von Deutschlands Wirtschaft derzeit so schwierig? 

    Warum Deutschlands Wirtschaft derzeit schwächelt  

    • Hohe Abhängigkeit von Erdgas aus Russland
      Sehr viele Branchen in Deutschland haben ihr Geschäftsmodell auf günstige Energieimporte aus Russland gestützt – insbesondere auf Erdgas. Insbesondere die Chemie-Branche, Maschinenbauer sowie andere Industriebetriebe produzieren sehr energieintensiv.
      Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 setzte Putin Gas als Waffe ein, um Westeuropa zu schaden. Deutschlands Wirtschaft leidet darunter besonders stark. Die deutlich höheren Energiepreise lassen sich nicht so einfach an die Käufer der Produkte weitergeben. Gestiegene Energiepreise sind zudem ein zentraler Auslöser für die hohe Inflation.  

       

    • Rückgang bei den Exporten der Industrie 
      Besonders stark macht sich auch bemerkbar, dass Deutschland eine Exportwirtschaft ist: Maschinen und Know-how aus Deutschland sind im Ausland stark gefragt. Doch angesichts der schwächeren Weltwirtschaft halten sich Käufer mit Aufträgen zurück. Für die deutsche Wirtschaft ist damit ein zentraler Motor stark betroffen.
      Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagt dazu: "Ein schwächerer Außenhandel trifft die deutsche Wirtschaft über den Maßen und stärker als teilweise andere Nationen." Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) urteilt: "Die sonst sichere Stütze "Außenhandel" der deutschen Wirtschaft wackelt bedenklich."  

       

    • Höhere Zinsen bremsen Investitionen 
      Die durch die Inflation ausgelösten Zinserhöhungen der letzten anderthalb Jahre wirken sich zudem negativ auf die Investitionsbereitschaft aus. Das betrifft insbesondere Investitionen von Unternehmen. ​​​Durch höhere Zinsen wird es für sie deutlich teurer, Kredite aufzunehmen und damit ihr Wachstum zu finanzieren.
      Besonders stark wirkt sich das aber auch in der Baubranche aus. Traditionell sind fast alle Bauvorhaben kreditfinanziert. Die Finanzierungskosten haben sich durch gestiegene Zinsen aber vervielfacht.  

       

    • Kaufzurückhaltung der Konsumenten
      Auch der private Konsum erlebt einen deutlichen Rückgang. Eine Folge von Verunsicherung durch die Inflation. Der starke Anstieg von Lebensmittel und Energiekosten trifft vor allem Menschen, die weniger verdienen. Doch auch insgesamt führt die Sorge um die weitere Preisentwicklung dazu, dass zunehmend weniger eingekauft wird.
      "Mit spürbaren positiven Impulsen vom privaten Konsum ist kaum zu rechnen. Trotz des etwas nachlassenden Preisanstiegs, der kräftigen Lohnzuwächse und der guten Arbeitsmarktlage halten sich die privaten Haushalte noch mit Ausgaben zurück", heißt es dazu in einem Ausblick der Deutschen Bundesbank. Die Konsumlaune ist laut Studien so schlecht wie seit der Finanzkrise von 2008 nicht mehr.
      Insbesondere bei privaten Ausgaben wie Bekleidung, Unterhaltungselektronik und Gastronomie halten sich die Menschen lieber zurück - aus Angst die weitere Entwicklung nicht einschätzen zu können. Das gilt offenbar auch für Menschen, die mit einem Lohnzuwachs die Kostensteigerung der Inflation (teilweise) ausgleichen konnten. 
    • Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt
      Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist ebenfalls schwierig. Vor allem der Mangel an Fachkräften bereitet Unternehmen Sorge. Schließlich ist das zukünftige Geschäftsmodell gefährdet, wenn nicht genügend Personal zur Verfügung steht.
      Die Lage in Deutschland ist dabei besonders extrem, weil in den kommenden Jahren deutlich mehr Arbeitskräfte in Rente gehen werden als aus jüngeren Generationen neu auf den Arbeitsmarkt kommen. 

        

    • Versäumnisse bei der Infrastruktur
      Schwierig sind auch in vielen Bereichen die Infrastruktur-Voraussetzungen für die Wirtschaft. Das gilt insbesondere für das Thema Digitalisierung. Gerade Unternehmen, die tendenziell auf neue Technologien oder sogar künstliche Intelligenz setzen, sind auf eine ausreichende digitale Versorgung und Netzabdeckung angewiesen.
      Doch in vielen Bereichen funktioniert das nicht, weil in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu wenig in entsprechende Infrastruktur investiert wurde. Auch sind nur wenige bürokratische Prozesse einfach digital machbar. So wäre es beispielsweise ein Standort-Vorteil, wenn das Gründen einer Firma online möglich sein würde.   

    Trotz all dieser Punkte erwarten sowohl der Internationale Währungsfonds als auch Experten und Wirtschaftswissenschaftler in Deutschland schon ein baldiges Ende der Rezession. Die deutsche Wirtschaft soll sich demnach schon nächstes Jahr erholen und ein Wirtschaftswachstum erzielen

     

    Gezielt weltweit investieren 

    Es ist übrigens ganz normal, dass einzelne Volkswirtschaften beim Wirtschaftswachstum hinterherhinken. Wie das aktuelle Beispiel Deutschland zeigt, kann das an ganz unterschiedlichen Faktoren, Voraussetzungen oder Besonderheiten liegen. Nur selten sind Einflüsse wie die Energiepreise im Voraus kalkulierbar. 

    Hinzu kommt: Geringeres Wirtschaftswachstum oder gar eine Rezession muss sich nicht zwingend negativ auf Börsenkurse auswirken. Insbesondere wenn die meisten Anleger davon ausgehen, dass die Wirtschaft sich schnell wieder erholt. Für die deutsche Wirtschaft scheint genau das der Fall zu sein. 

    Anleger sollten Klumpenrisiko und “Home Bias” vermeiden 

    Die unterschiedliche Entwicklung zeigt, warum es grundsätzlich riskant ist, sich beim Investieren auf ein bestimmtes Land oder eine Region zu fokussieren. Gerade weil die wirtschaftliche Entwicklung in der Regel in Zyklen verläuft, in denen sich Wachstumsphasen und Rezession abwechseln, stellt der Fokus auf ein bestimmtes Land oder eine Region ein unnötiges Risiko dar, weil bestimmte Marktbewegungen sich besonders stark auf die Geldanlage auswirken können. Experten sprechen dabei auch von einem Klumpenrisiko. 

    Psychologisch ist aber oft ein solcher Effekt zu beobachten: Anleger konzentrieren sich oft auf die Heimatregion oder das eigene Heimatland. Eine Tendenz, die auch "Home Bias" genannt wird. Aktien bzw. Firmennamen aus dem Heimatland sind Anlegern eher ein Begriff. Sie wirken vertraut und leichter einschätzbar. Obwohl das meistens gar nicht der Fall ist. Stattdessen macht sich umso stärker im Portfolio bemerkbar, wenn die Kurse eine Schwächephase erleben. Anleger, die gezielt weltweit investieren, vermeiden dieses Risiko.  

    Experten sprechen in diesem Zusammenhang auch von einer gezielten Diversifikation für das Investment. Weltweit investieren bedeutet in diesem Zusammenhang eine Konzentration auf einzelne Länder, Branchen oder bestimmte Thementrends zu vermeiden.   

     

    Probleme des MSCI World 

    Der Aktienindex MSCI World liefert diese breite Diversifikation nicht. Dabei wird er oft von Menschen genutzt, die weltweit Investieren wollen. Der Index wird nach Marktkapitalisierung zusammengesetzt. Das heißt es werden Unternehmen allein nach ihrem Börsenwert berücksichtigt.

    Folglich sind im MSCI World vor allem Aktien einzelner Länder und bestimmter Branchen vertreten. Genau dadurch entsteht ein Klumpenrisiko für Anleger. US-Aktien machen knapp 70 Prozent des Index aus, die IT- und Kommunikationsbranche zusammen rund 30 Prozent. 

    Damit ist die Kursentwicklung besonders stark von der Entwicklung der US-Börsen abhängig. 

    Mehr zu den Gefahren des MSCI World

     

    Wer diesen Fehler vermeiden will, sollte sein Portfolio nach anderen Kriterien zusammenstellen. Es bietet sich beispielsweise an, neben der Marktkapitalisierung die weltweite Wirtschaftskraft anhand des jeweiligen Brutto-Inlandsproduktes zu berücksichtigen. So entsteht ein breit diversifiziertes Portfolio. Nachteil: Anders als beim MSCI World reicht nicht ein einziger ETF, um weltweites Investieren zu ermöglichen. 

    growney stellt ETF-Portfolios genau nach diesen zentralen Gesichtspunkten zusammen: 

    • Es soll die weltweite Wirtschaftsleistung abgebildet werden. 
    • Klumpenrisiken für einzelne Länder oder Branchen sollen vermieden werden. 
    • Kunden entscheiden, inwiefern ESG-Kriterien für nachhaltiges Investieren berücksichtigt werden. 
    • Wer nicht ausschließlich in den Aktienmarkt investieren will, für den bieten sich zur Beimischung Anleihe-ETFs an, die festverzinsliche Wertpapiere abbilden. 
    Mehr zum Thema: Wie funktioniert ein ETF?

     

    Zur Leistung gehört aber nicht nur die Zusammenstellung der ETF-Portfolios nach klaren wissenschaftlichen Regeln, sondern auch die ständige Überwachung.

    ETFs werden bei Bedarf ausgetauscht oder die Zusammensetzung des Portfolios verändert, sollten Marktentwicklungen dies erfordern. Mit jeder Einzahlung (bei Sparplänen also monatlich) sowie mindestens einmal jährlich werden

    Verschiebungen im Depot durch ein automatisches Rebalancing ausgeglichen. Dadurch verringert sich das Kursrisiko für das Investment.  
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