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Bei der US-Wahl spielt das Thema Wirtschaft traditionell eine zentrale Rolle. Bei der US-Wahl 2024 ist das Thema sogar besonders wichtig. Denn: Die hohe Inflation der letzten Jahre hat viele US-Bürger getroffen. Zur Sorge um die höheren Preise kommt die Sorge um die Entwicklung der US-Wirtschaft insgesamt.
Einige Analysten befürchten eine Rezession in den USA, also einen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Im Duell Trump gegen Harris stellt sich deshalb die Frage, wie sich die politischen Pläne der beiden auf die Wirtschaft und den Kapitalmarkt auswirken werden.
US-Wahl 2024: Wirtschaft und Börse im Wahlkampf
Insgesamt ist der Ton im US-Wahlkampf zwischen Donald Trump und Kamala Harris sehr rau. Beide werfen sich gegenseitig vor, falsche Konzepte für die US-Wirtschaft zu verfolgen und damit den Status der USA als wichtigste Wirtschaftsnation zu gefährden.
So wiederholt Trump immer wieder, Harris sei eine „Marxistin“. Sie strebe eine „Enteignung und Umverteilung“ an. Börsenkurse würden unter ihrer Politik leiden, es werde zum großen Börsencrash kommen.
Im TV-Duell vor der US-Wahl 2024 hatte Harris wiederum Trump vorgeworfen, er habe als US-Präsident 2021 die größte Arbeitslosigkeit seit der „Großen Depression“ von 1933 hinterlassen.
Tatsächlich wird der US-Wahlkampf weltweit beobachtet, weil die USA als wichtigste Handelsnation und zentrale Stütze der Weltwirtschaft gilt. Zuletzt hatte die US-Wirtschaft einige Anzeichen von Schwäche gezeigt, etwa höhere Arbeitslosigkeit und eine geringere Nachfrage.
Trump: Steuersenkungen und Zölle
Donald Trump will mit großen Versprechen bei der Wahl am 5. November 2024 wieder US-Präsident werden. Zu Trumps Wirtschaftsprogramm gehören vor allem:
- eine Senkung der Unternehmenssteuern,
- drastisch höhere Zölle, vor allem für Produkte aus China.
Die Senkung von Unternehmenssteuern dürfte die Gewinnspanne von Unternehmen erhöhen – ein positiver Effekt für die Aktien der Unternehmen, für die US-Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Denn höhere Gewinne bedeuten auch zusätzliche Investitionen und ein Ankurbeln der Binnenkonjunktur.
Andererseits dürften Zölle die Weltwirtschaft behindern und vor allem zwei Auswirkungen haben:
- Betroffene Produkte werden in den USA teurer, was die Inflation anheizt.
- Schaden für die internationale wirtschaftliche Entwicklung. Ein Handelskrieg mit Strafzöllen für China würde auch die US-Wirtschaft stärker treffen. Mehrere Experten-Szenarien gehen davon aus, dass dies die Wirtschaft in Europa ebenfalls treffen wird.
Größtes Problem von Trumps Wirtschaftsprogramm: die Finanzierbarkeit. Der Wegfall von Steuereinnahmen wird wohl nur über höhere Schulden möglich sein. Dabei ist die US-Staatsverschuldung schon jetzt sehr hoch. Zudem sind die weltweiten Folgen eines Handelskriegs mit China schwer abschätzbar.
Harris: Investitionen und Konjunkturprogramm
Die jetzige Vizepräsidentin Kamala Harris will die Wirtschaft der USA mit anderen Maßnahmen stützen:
- Förderung kleinerer Unternehmen mit höheren Steuerfreibeiträgen
- Entlastung geringerer Einkommen bei der Einkommensteuer
- Finanzielle Unterstützung für den Kauf von selbst bewohnten Immobilien. So sollen bis zu 3 Millionen neue Häuser in den USA gebaut werden
Damit will Harris als mögliche US-Präsidentin die Binnenkonjunktur ankurbeln und eine Rezession in den USA vermeiden. Die allgemeinen Unternehmenssteuern sollen hingegen nicht gesenkt werden.
Die geplanten Zuschüsse will Harris mit neuen Schulden finanzieren. Sollte sie die US-Wahl 2024 gewinnen, wird die Staatsverschuldung der USA also ebenfalls zunehmen.
Wie die aktuelle US-Regierung unter Joe Biden dürfte auch Harris für mehr Protektionismus und klassische Industriepolitik stehen. Das bedeutet: Die heimische Wirtschaft wird bevorzugt, insbesondere mit Subventionen und Konjunkturprogrammen.
Mögliche Auswirkungen der US-Wahl auf Aktien und Anleihen
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Für die Aktienmärkte hat vor allem die Entwicklung der US-Wirtschaft und deren Zukunftsaussichten eine hohe Relevanz. Unter einem US-Präsidenten Donald Trump dürfen größere Unternehmen in den USA mit höheren Gewinnen rechnen. Für Aktionäre bedeutet das: höhere Dividenden.
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Vor allem weltweit vernetzte Unternehmen sehen aber die Diskussion um Schutzzölle kritisch. Ihre Wertschöpfungsketten und Zukunftsentwicklung könnten darunter deutlich leiden. Insbesondere die Technologie-Branche sieht die von Trump geplanten Strafzölle für China deshalb sehr kritisch. Einzige Ausnahme: Tesla, deren Chef Elon Musk sich hinter Trump gestellt hat und sich selbst für einen Ministerposten ins Gespräch brachte.
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Harris steht im Duell um die US-Präsidentschaft eher für Kontinuität und Besonnenheit. Gezielte Förderung der Wirtschaft, Konjunkturprogramme und ein sorgsamer Blick auf die Weltwirtschaft kennzeichnen ihren Kurs. Damit versucht sie sich gezielt von Trump abzugrenzen, der vor allem impulsiv, kurzfristig und populistisch agiert.
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Tatsächlich führt die aggressive Rhetorik Trumps zu etwas Verunsicherung an den Kapitalmärkten. Nach dem gewaltsamen Angriff auf den US-Kongress im Januar 2021 ist fraglich, ob Trump eine Niederlage bei der US-Wahl 2024 akzeptieren würde – oder die staatlichen Institutionen erneut attackiert werden.
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Da die Staatsverschuldung sowohl unter Trump als auch unter Harris zunehmen wird, werden für Anleihen steigende Zinsen erwartet - insbesondere für US-Staatsanleihen. Trump hat dabei zuletzt mit der Forderung für Unruhe gesorgt, die US-Notenbank Fed solle ihre Zinsentscheidungen künftig nur noch in Absprache mit dem US-Präsidenten treffen. Eine solche politische Einflussnahme belastet in der Regel die Märkte.
Börsenweisheit: Politische Börsen haben kurze Beine
Eine andere Frage: Wird die US-Wahl 2024 die Kapitalmärkte tatsächlich länger beschäftigen? Schließlich lautet eine bekannte Börsenweisheit: „Politische Börsen haben kurze Beine“.
Bedeutet: Politische Entscheidungen in einem einzelnen Land haben in der Regel wenig Einfluss auf das Marktgeschehen und ein Depot. In der Regel ist die weltweite wirtschaftliche Entwicklung wichtiger für Aktienkurse, Anleihen und andere Kursbewegungen. Deswegen wird nur mit kurzfristigem Einfluss auf die Kurse gerechnet.
Bis zur US-Präsidentschaftswahl am 05. November 2024 ist damit zu rechnen, dass gerade große institutionelle Anleger sich auf alle möglichen Szenarien vorbereiten. Kurzfristig kann es also zu etwas mehr Volatilität an den Märkten kommen - bis zum Wahltermin am 05. November 2024, maximal bis zur Amtsübergabe am 20. Januar 2025.
Historische Auswertungen für die politischen Verhältnisse in den USA zeigen insbesondere, dass die US-Börse sich in unterschiedlichen Szenarien insgesamt positiv entwickelt hat.
- Besonders stark ist dieser Effekt, wenn im US-Kongress unterschiedliche Parteien regiert haben - egal, welches Lager den Präsidenten gestellt hat.
- Die schwächste durchschnittliche Entwicklung an den US-Börsen gab es demnach mit einem republikanischen Präsidenten und einem komplett demokratisch dominierten Kongress.
Trump gegen Harris: Szenarien für die US-Wahl 2024
Bei der US-Wahl 2024 ist vor allem die künftige Machtverteilung zwischen den Institutionen wichtig: Hat der neue US-Präsident eine Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments hinter sich – also im US-Repräsentantenhaus und im Senat?
Neben dem US-Präsidenten werden bei der Wahl am 05. November 2024 auch
- 34 Sitze im US-Senat (insgesamt 100 Sitze)
- alle 435 Sitze im US-Repräsentantenhaus
vergeben.
Aktuell stellt die Partei von Donald Trump (Republikaner) die Mehrheit im Repräsentantenhaus. Im US-Senat dominiert die Partei von Kamala Harris (Demokraten). Das Stimmenverhältnis zwischen den Senatoren ist zwar ausgeglichen, in diesem Fall gibt aber Harris als Vizepräsidentin (zugleich Vorsitzende des Senats) den Ausschlag.
Als mögliche Szenarien gelten also:
- ein US-Präsident Donald Trump mit Mehrheit in beiden Kongress-Kammern,
- ein US-Präsident Donald Trump ohne Mehrheit in beiden Kongress-Kammern,
- eine US-Präsidentin Kamala Harris ohne Mehrheit in beiden Kongress-Kammern,
- eine US-Präsidentin Kamala Harris mit Mehrheit in beiden Kongress-Kammern.
Am wahrscheinlichsten gilt aktuell, dass
- Trumps Republikaner künftig die Mehrheit im Senat haben,
- Harris‘ Demokraten das US-Repräsentantenhaus dominieren.
Wer von beiden Kandidaten (Trump oder Harris) die US-Präsidentschaftswahl am 05. November 2024 gewinnt, wird sich auf Kompromisse einlassen müssen, wenn das so kommt. Extremere Positionen oder Forderungen der ein oder anderen Seite werden bei einem solchen Wahlergebnis kaum durchgesetzt werden können.
Blickt man auf die historische Entwicklung der Kapitalmärkte, war ein solches Szenario für Anleger in der Vergangenheit durchaus von Vorteil. Ohnehin dürfte der Effekt der US-Wahl für die Kapitalmärkte vermutlich eher kurzfristiger Natur sein.