Tesla-Modell auf der Wiese; Streit um ESG-Kriterien: Tesla, Elon Musk und Nachhaltigkeit

Streit um ESG-Kriterien: Tesla und Nachhaltigkeit

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3. Juni 2022 // Nachhaltigkeit

Immer wieder sorgen die Tesla-Aktie und Unternehmens-Chef Elon Musk für Aufsehen. Tesla gilt als Pionier im Bereich der E-Mobilität, zusätzliche Tesla-Modelle sollen die Marke noch attraktiver machen. Aber auch Themen wie Bezahlen mit Bitcoin oder anderen Krypto-Währungen oder der Versuch von Elon Musk, Twitter zu kaufen, bringen Aufmerksamkeit. Diesmal gibt es Streit um einen ESG-Index, also um das Thema Nachhaltigkeit.

Anlass war eine Entscheidung von S&P, Tesla künftig nicht mehr in einem ESG-Index – dem S&P 500 ESG – zu berücksichtigen. Orientiert sich nachhaltige Geldanlage an diesem Index, so gilt also Tesla nicht mehr als nachhaltig.

Die zügige Reaktion von Elon Musk: Twitter-Attacke gegen S& P und das ESG-Rating! „ESG ist Betrug“, beschwerte sich der Tesla-Chef – die Ratings würden „von verlogenen Kämpfern für soziale Gerechtigkeit“ als Waffe eingesetzt. Tesla-Chef Musk (Vermögen: rund 225 Milliarden US-Dollar und damit der reichste Mensch der Welt) sieht sich also als Opfer einer Kampagne.

Bewertung von Tesla: ESG-Rating hängt von mehreren Faktoren ab

S&P hatte die Entscheidung ausführlich begründet und betont:

  • Die Bewertung von Tesla sei über die Jahre stabil geblieben, hat sich also nicht deutlich verschlechtert.

  • Andere Unternehmen der Branche Autos und Zubehör hätten sich in der gleichen Zeit deutlich verbessert, dadurch verschlechterte sich die Position von Tesla im ESG-Ranking.

  • Tesla habe keine Strategie zur Vermeidung des klimaschädlichen Kohlendioxids und auch keinen Verhaltenskodex für Unternehmensentscheidungen.

  • Zusätzliche Risiken sahen die Analysten in Berichten über Diskriminierung und schlechte Bezahlung in der Tesla-Fabrik in Freemont (Kalifornien) sowie über Unfälle, die möglicherweise durch den Autopilot einiger Tesla-Modelle verursacht worden sind. Dabei hatte es Tote und Verletzte gegeben.

Natürlich passt diese Entwicklung Elon Musk nicht besonders gut in seine Erfolgsgeschichte: Die einstige Trend-Aktie hat sich in diesem Jahr eher bescheiden entwickelt – seit Jahresbeginn ist der Euro-Kurs um rund 33 % gefallen.

Als wichtiger Hersteller von Elektroautos sei Tesla auf jeden Fall ein nachhaltiges Unternehmen und müsse deshalb im nachhaltigen Index S&P 500 ESG berücksichtigt werden, so Musk. Nicht nachvollziehbar sei beispielsweise, warum der Energiekonzern Exxon Mobile es in den Index geschafft habe.

Daran gibt es auch nicht nur von Elon Musk Kritik. Klimawandel sei das wichtigste Problem, das es zu lösen gilt, weshalb es keinen Sinn mache, den führenden Hersteller von Elektrofahrzeugen aus dem ESG-Index auszuschließen, betont beispielsweise Zach Stein von der Investmentberatung Carbon Collective.

Nachhaltigkeit und ESG: Bedeutung und wichtige Unterschiede

Das Beispiel Tesla zeigt die unterschiedliche Bedeutung von Nachhaltigkeit und den sogenannten ESG-Kriterien. Oftmals werden die Begriffe als Synonyme verwendet. Dabei meint Nachhaltigkeit in erster Linie eine möglichst umweltfreundliche und ressourcenschonende Produktion bzw. Lebensweise.

Nachhaltigkeit: Begriff und Bedeutung

Bei den ESG-Rankings geht es um mehr: Neben Klima- und Umweltschutz (E wie Environmental) spielen auch soziale Aspekte (S wie Social) und die Unternehmensführung (G wie Governance) eine wesentliche Rolle. Beurteilt wird also auch, ob Gesundheitsschutz, eine faire Lohngestaltung und der systematische Kampf gegen Korruption eine Rolle spielen. In einem solchen Ranking werden die Unternehmen also einzeln hinsichtlich der ESG-Kriterien bewertet und dann sortiert.

Über die Aufnahme in einen Nachhaltigkeits- oder ESG-Index entscheidet dann, wie das Unternehmen im Vergleich mit anderen Unternehmen dergleichen Branche abschneidet. Werden nur die Besten im Ranking für die Auswahl berücksichtigt, sprechen Experten auch von dem Best-in-Class-Prinzip.

ESG Index als Anreiz zur Veränderung

Dieses System soll eine Anreizwirkung bieten. Denn im Index berücksichtigt zu sein, hat in der Regel Vorteile. Indexfonds (ETFs), mit denen sich einfach und kostengünstig auf die Entwicklung eines Index setzen lässt, bilden die Zusammensetzung des Index nach, kaufen also die entsprechenden Aktien. Regelmäßig – meist mindestens einmal im Jahr – wird der Index angepasst und somit den Veränderungen Rechnung getragen.

Bei einem nachhaltigen Index kommt hinzu: Anleger, denen eine nachhaltige Geldanlage wichtig ist, werden sich bei ihrer Investition oft an der Zusammensetzung eines Index orientieren. Wer nicht gelistet ist, kommt für den Aktienkauf oder für das Zeichnen von Unternehmensanleihen also nicht mehr in Frage.

Das erklärt, warum Nachhaltigkeitskriterien (wie ESG) Bedeutung für Unternehmen haben – und zwar eine ziemlich große. Wer am Kapitalmarkt für mehr Anleger relevant sein will, kann dies durch die ESG-Kriterien erreichen und sich damit im Zweifel günstiger über den Kapitalmarkt refinanzieren.

Wer ist wirklich nachhaltig: Tesla oder Exxon Mobile?

Aber mal ehrlich: kann es sein, dass ein Öl- und Gaskonzern wie Exxon Mobile als nachhaltig bewertet wird, während dies für den Elektroauto-Hersteller Tesla nicht gelten soll?

Zunächst einmal ist die Herstellung von Elektroautos nicht automatisch nachhaltig. Vielmehr kommt es auf die genauen Umstände an: Wie energieintensiv ist die Produktion, welche Materialien und Ressourcen werden verwendet, wie hoch ist der Schadstoffausstoß, wie sehen die konkreten Arbeitsbedingungen aus, wie können einzelne Komponenten (z.B. Batterien) später wiederverwendet oder recycelt werden?

So sorgte bei Tesla jüngst das Thema Arbeitsbedingungen für Aufsehen – ausgelöst durch den Versuch von Elon Musk, Home Office zu verbieten und alle Mitarbeiter nur noch im Büro arbeiten zu lassen.

Aber macht ein fordernder Chef das Unternehmen weniger nachhaltig als einen Energiekonzern? Die Entscheidung offenbart die Schwäche eines Index, der ausschließlich auf ESG-Kriterien setzt. Deswegen macht es Sinn, die Auswahl Best in Class mit einer negativen Selektion zu ergänzen. Bestimmte Branchen können so grundsätzlich ausgeschlossen werden – dazu gehören dann beispielsweise Unternehmen, die Gas- oder Ölvorkommen besitzen, Atomkraftwerke betreiben oder sich stark in anderen kritischen Branchen engagieren (z.B. Alkohol, Tabak, Waffenproduktion, Pornografie, Glücksspiel).

Kriterien für nachhaltige Geldanlage bei growney

growney setzt bei der Nachhaltigkeitsauswahl auf diese Kombination:

  • Best-in-Class, also nur Unternehmen mit dem besten ESG-Ranking
  • Negative Selektion: Ausschluss von kritischen Branchen

Kriterien für Nachhaltigkeit bei growney

Mit nachhaltigen Anlagestrategien bilden wir dabei mehrere Nachhaltigkeits-Indizes weltweit ab, die diese Kriterien erfüllen. Der S&P 500 ESG gehört nicht dazu, weil hier – wie von Elon Musk kritisiert – keine ausreichende negative Selektion vorgenommen wird.

Die nachhaltige Geldanlage von growney bildet stattdessen u.a. der Index MSCI USA SRI ab. Mit aktuell knapp 4,5 % gehört Tesla zu den Unternehmen, die am stärksten im Index vertreten sind. Exxon Mobile oder andere Energieriesen gehören dagegen nicht dazu.

Zusätzlich achtet growney außerdem darauf, dass einzelne Werte (wie die Tesla-Aktie) kein Übergewicht in einer Anlagestrategie bekommen. Dies ist wichtig, um Volatilität und Risiko der Geldanlage möglichst gering zu halten. So bilden unsere nachhaltigen Investmentstrategien nicht nur den Index MSCI USA SRI ab, sondern rund 550 Wertpapiere aus mehr als 40 Ländern ab. Bei einer growgreen50-Strategie (50 % Aktien, 50 % Anleihen) hat Tesla so ein Gewicht von knapp 0,96 %.

Übersicht: alle verwendeten ETFs

Bei klassischen Anlagestrategien sind es sogar rund 5.000 Aktien und Anleihen. Auch da ist Tesla übrigens enthalten, weil u.a. der Index MSCI USA abgebildet wird. Tesla gehört mit einer Gewichtung von etwa 1,8 % zu den wichtigsten Positionen in diesem Index. Da auch unsere klassischen Strategien etliche Indizes abbilden, hat in einer grow50-Strategie (50 % Aktien, 50 Anleihen) Tesla ein Gewicht von knapp 0,25 %.



Die richtige Anlagestrategie für Sie? Lassen Sie sich beraten.


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