Was ist Nachhaltigkeit? Begriff und Definition
Nachhaltigkeit ist schon ein jahrhundertealter Begriff. Dabei kennt man ihn aktuell vor allem von der Fridays for Future-Bewegung, die sich für mehr Klimaschutz und Verantwortung starkmacht - und einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unserer Erde einfordert. Bekannt geworden ist diese Initiative durch die schwedische Teenagerin Greta Thunberg, die mit ihrem Schulstreik für das Klima weltweit für Aufsehen gesorgt hat.
Nachhaltigkeit - Begriff und Definition
Geprägt wurde der Begriff Nachhaltigkeit schon im frühen 18. Jahrhundert in der Forstwirtschaft des damaligen Kurfürstentums Sachsen. Anlass war ein Mangel an einem der wichtigsten Rohstoffe damals: Holz. Durch die wirtschaftliche Entwicklung war Holz damals sehr gefragt, besonders durch die Entwicklung des Bergbaus. Die Wälder litten darunter, es entstand sogar eine Art “Holznot”.
In dieser Phase war es Carl von Carlowitz, der Oberberghauptmann des Kurfürstentums Sachsen, der 1713 den Begriff Nachhaltigkeit prägte. Er forderte einen bewussten und schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Ziel: eine bewusste Forstwirtschaft, die dauerhaft für ausreichende Verfügbarkeit von Holz sorgen sollte. Er legte so den Grundstein für die moderne Forstwirtschaft.
In seinem Buch „Sylvicultura oeconomica“ beschreibt Carl von Carlowitz die Notwendigkeit, schonender mit der Natur umzugehen. Seine Horrorvorstellung damals: Dass die Entstehung immer neuer Bergbaugruben in Sachsen und ganz Mittel- und Westeuropa zu einer weiteren Holznot und zu einem Kahlschlag der Landschaften führen könnte. Angesichts dieser Entwicklung forderte er, es werde „die größte Kunst, Wissenschaft, Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen, wie eine sothane Konservation und Anbau des Holzes anzustellen, dass es eine kontinuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe, weil es eine unentbehrliche Sache ist, ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.“
Was bedeutet es nachhaltig zu leben?
Auf diese Idee einer „nachhaltenden Nutzung“ geht der heutige Begriff Nachhaltigkeit zurück. Im Englischen wird gleichbedeutend das Wort „sustainability“ verwendet. Mittlerweile umfasst das Wort Nachhaltigkeit aber weit mehr als nur den Erhalt von Wäldern. Es bedeutet, dass achtsam mit den natürlichen Ressourcen der Welt umgegangen wird – und die Natur dadurch geschont wird. In der Idealvorstellung werden dann bei der Herstellung eines Produkts nur nachwachsende Materialien verwendet.
Ein Beispiel: Ein Hersteller von Bekleidung arbeitet streng genommen nur dann nachhaltig, wenn
- die Kleidung aus nachwachsenden - also natürlichen - Materialien gefertigt wird;
- für den Herstellungsprozess keine giftigen Materialien verwendet werden und auch keine entsprechenden Rückstände entstehen;
- die verwendeten Materialien ohne Rückstände recyclebar sind;
- der Anbau der Materialien nicht zulasten des Naturschutzes geschieht oder dafür gezielt Tiere aus ihren angestammten Lebensräumen vertrieben werden;
- in den Fabriken zur Herstellung die Menschenrechte voll und ganz gewahrt werden und keine ausbeuterischen Arbeitsbedingungen herrschen – dazu gehört auch, dass keine Kinderarbeit genutzt wird, die Beschäftigten anständig bezahlt werden, faire Arbeitsverträge haben und Gesundheitsschutz gewährleistet ist;
- die Produktionsstandorte sich nicht in diktatorisch regierten Staaten befinden, in denen beispielsweise die Menschenrechte nicht gewährleistet sind.
Das zeigt schon, dass unter nachhaltig heute auch soziale Verantwortung, ein fairer Umgang mit Mitarbeitern und die Achtung von Menschenrechten entlang der gesamten Produktionskette sowie Natur- und Tierschutz verstanden wird. Die Vereinten Nationen haben dazu auch die Nachhaltigkeitsziele für die Entwicklungspolitik entwickelt, die 17 SDG-Ziele.
Wann ist etwas nachhaltig?
Genaugenommen müsste für ein komplett nachhaltiges Produkt auch der Energieaufwand minimal sein – oder nur aus ökologischen Quellen stammen. Das heißt es dürfte nur Ökostrom verwendet werden oder Fahrzeuge, die mit nachhaltigem Antrieb fahren. Dass all diese Kriterien zutreffen, ist natürlich extrem unwahrscheinlich und gilt so nur für ganz, ganz wenige Unternehmen. Aber als Ziel gilt zumindest, die entsprechenden Bedingungen bei der Produktion ständig anhand der oben genannten Nachhaltigkeitskriterien zu verbessern.
Wie funktioniert das beim Investieren?
Für Investments bedeutet das entsprechend, dass das angelegte Geld nur in Unternehmen fließt, die sich stark an strengen Nachhaltigkeitskriterien orientieren. Sie legen also Wert auf einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen, schützen die Umwelt und achten die Menschenrechte und agieren sozial.
Logischerweise gibt es ganze Geschäftsmodelle, für die das nicht zutrifft. Bekannte Beispiele dafür sind die Rüstungsbranche oder in Sachen Umweltschutz auch Kohleverbrennung oder Atomenergie. Dazu gezählt werden aber auch oft Produktion und Vertrieb von Alkohol, Tabak, Gentechnik, Pornographie oder Glücksspiel – alles Geschäftsfelder, die als ethisch fragwürdig gelten. Bei Investments, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, sind solche Unternehmen daher üblicherweise ausgeschlossen.
Die gängigen Nachhaltigkeitskriterien für Geldanlagen sind in den ESG-Prinzipien festgehalten. E steht dabei für Environmental (die Umwelt betreffend), S für Social (sozialer Umgang mit Beschäftigten) und G für Governance (ethische Unternehmensführung).
Oftmals ist in diesem Zusammenhang auch vom englischen Fachbegriff SRI die Rede. Er steht für die englische Bezeichnung „Socially Responsible Investment“ (übersetzt: ein sozial und ethisch verantwortliches Investieren). Ebenfalls oft verwendet wird die Abkürzung PRI. Auch das kommt aus dem Englischen – und bedeutet “Principles of Responsible Investment” (Prinzipien für ein verantwortliches Investieren). Damit sind sechs Prinzipien beschrieben, auf die sich Anleger international zur Förderung von nachhaltigem Wirtschaften verständigt haben.
Das bedeutet für ETFs oder Fonds: Wenn sie den Namensbestandteil ESG, SRI oder PRI enthalten, suchen sie die Investments nach Nachhaltigkeitskriterien an.
Nachhaltige ETF, Aktien oder Anleihen
Natürlich ist es sehr aufwändig, im Detail selbst genau zu überprüfen, wer die üblichen Nachhaltigkeitskriterien einhält. Grundsätzlich ist es natürlich möglich sowohl die Titel für ein solches Investment selbst aussuchen - also nachhaltige ETFs, Einzelaktien oder Anleihen. In Idealfall lässt sich sogar ein positiver Effekt auf Umwelt und Gesellschaft feststellen - das sogenannte Impact Investing.
Bestes Beispiel für Anleihen sind dabei sicher die im September 2020 erstmals von der Bundesrepublik Deutschland emittierten „Greenbonds“. Damit leiht sich die Bundesregierung Geld, um gezielt nachhaltige Projekte zu fördern. Solche Staatsanleihen gibt es auch bereits von anderen Ländern.
Nachhaltige Aktien sind all jene Anteile an Unternehmen, die sich an die Kriterien zu Umweltschutz, Wahrung der Menschenrechte und Ethik halten. Sofern die Firmen börsennotiert sind, können die Aktien frei an den Börsen gekauft und verkauft werden.
ETFs oder andere Fonds können ebenfalls eine Form sein, wenn man nachhaltig Investieren will. Diese Fonds bilden entweder entsprechende Börsenindizes zum Thema Nachhaltigkeit oder umfassen nur solche Aktien und Anleihen, die zur Einhaltung der Kriterien passen. Auch hier gibt es aber schon eine große Auswahl an Fondsprodukten, deren Unterschiede und Anlagestrategien für einen normalen Einzelanleger nicht so leicht zu unterscheiden sind.