Eine Geldanlage mit Rendite – und mit Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft. Das ist längst ein wichtiger Aspekt …
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein zentrales Thema bei den Demos und Schulstreiks der Fridays for Future-Bewegung. Auch bei der Geldanlage wird das Thema immer wichtiger. Immer mehr Fondsgesellschaften bieten nachhaltige Fonds an und nachhaltige ETFs bilden Aktienindizes ab, die nach bestimmten Investmentkriterien funktionieren, sich etwa an den SRI- oder den ESG-Kriterien orientieren.
In diesem Zusammenhang ist auch vermehrt von Impact Investing die Rede. Doch dieses Konzept geht noch ein bisschen weiter als die bisherigen Kriterienkataloge für eine nachhaltige Geldanlage.
Stellt sich also die Frage: Was ist Impact Investing? Mehrere Untersuchungen setzen sich mit diesem Thema und der Wirksamkeit auseinander.
Impact Investing: Definition
Impact Investing ist eine Sonderform der nachhaltigen Geldanlage. Bei diesem Investmentansatz geht es vor allem um eine konkrete nachhaltige ökologische oder soziale Wirkung, die erzielt werden soll. Demgegenüber kann sogar der Wunsch nach einer möglichst hohen Rendite zurücktreten. Ein Impact Investor ist also wahrscheinlich bereit, eine geringere Rendite für seine Investments hinzunehmen.
Eine Studie des Bundesverbands Impact Investing Deutschland unterscheidet ausdrücklich zwischen dem Anlegerziel „Impact First“ und dem Ziel „Finance First“.
- „Impact-First fokussiert vorrangig auf sozialen oder ökologischen Ertrag und erst an zweiter Stelle auf finanzielle Rendite“, heißt es in der Untersuchung.
- Allerdings kann auch Finance First eine Form von Impact Investing sein, wenn die Geldanlage „strategisch ausdrücklich mit sozialen oder ökologischen Ertragserwartungen kombiniert“ wird.
- Zum weiten Verständnis von Impact Investing gehört demnach auch die nachhaltige Geldanlage nach SRI- oder ESG-Kriterien. Allerdings wird hier eher ein indirekter Effekt erzielt.
Ein Gutachten für den Bundesverband der Verbraucherzentralen definiert den Begriff Impact Investing dagegen deutlich enger.
- Demnach gilt: „Impact-Anleger wollen einen relevanten Impact auf die Nachhaltigkeitsleistungen der Unternehmen generieren und sind dafür bereit, auf einen Teil ihrer Rendite zu verzichten.“
- Damit unterscheiden sie sich deutlich von „nachhaltigkeitsbewussten Anlegern“ und „traditionellen Anlegern“. Allerdings kann auch für diese Anlegertypen das Thema Impact Investing Bedeutung haben, wie die Autoren des Gutachtens betonen.
Die am häufigsten genannten Ziele von Impact Investoren sind:
- Die Lösung von drängenden gesellschaftlichen oder ökologischen Problemen.
- Umsetzung der 17 von den Vereinten Nationen ausgegebenen Nachhaltigkeitszielen, der sogenannten Sustainable Development Goals (SDG).
- Verwirklichung von Unternehmenszielen, die sich ausdrücklich auf ökologischen bzw. sozialen Nutzen fokussieren.
- Einfluss auf Unternehmensentscheidungen, um ethische Maßstäbe durchzusetzen.
Rendite mit nachhaltigen Geldanlagen?
Muss aber bei einer nachhaltigen Geldanlage tatsächlich auf Rendite verzichtet werden? Die Untersuchung des Bundesverbands Impact Investing, bei dem Anleger befragt worden sind, kommt zu einem klaren Ergebnis:
„Der oft zitierte Mythos, dass Impact Investments keine marktüblichen Renditen realisieren, konnte anhand der Befragung, entkräftet werden. Vielmehr zeigt sich, dass Impact Investments eine sehr starke finanzielle Performance erzielen und zugleich die angepeilten sozialen bzw. ökologischen Erträge davon nicht beeinflusst werden“.
Dabei wird auch auf den starken Kapitalfluss zugunsten nachhaltiger Geldanlagen verwiesen: In nur fünf Jahren haben sich die Mittel für Impact Investing in Deutschland von 69 auf 882 Millionen Euro mehr als verzehnfacht, vor allem angetrieben durch Family Offices, Private Equity und Venture Capital-Investitionen. „Allerdings gibt es Anhaltspunkte, dass der deutsche Impact Investing Markt im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder Spanien noch erhebliches Entwicklungspotenzial besitzt“, so das Urteil der Experten.
Deutlich vorsichtiger äußern sich zu diesem Aspekt die von der Verbraucherzentrale beauftragten Gutachter: Sie schließen „nicht aus, dass die Auswirkungen einer nachhaltigen Transformation unserer Wirtschaft noch nicht vollständig in die Aktienkurse eingepreist sind und dass folglich die Kurse nachhaltiger Unternehmen tendenziell steigen und die Kurse nicht-nachhaltiger Unternehmen tendenziell sinken werden. Wird auf Grundlage dieser Annahme in Aktien investiert, handelt es sich aber letztlich um eine Wette bzw. Spekulation auf eine bestimmte (ggf. durchaus wünschenswerte) Entwicklung.“
Tatsächlich werden nachhaltigen Unternehmen deutlich bessere Zukunftschancen eingeräumt, so dass hier von Experten immer wieder betont wird, dass nachhaltige Aktien 2021 (und in den Folgejahren) besser abschneiden könnten als ganz klassische Investments.
Allerdings gibt es auch Stimmen, die vor einer Überhitzung dieses Segments warnen. Die Untersuchung des Bundesverbands Impact Investing kommt jedenfalls zu dem Schluss: Durch sein hohes Investitionsvolumen „ist der Impact Investing Markt nicht mehr als kleine Randerscheinung zu bezeichnen, sondern vielmehr als ein dynamischer Wachstumsmarkt“.
Nachhaltig investieren: Was bedeutet ESG, was bedeutet SRI?
Häufig werden für Nachhaltigkeit bei der Geldanlage auch Abkürzungen verwendet. So wird etwa von ESG-Investing gesprochen, von SRI-Kriterien oder SDG-Zielen. Auch viele Aktienfonds oder nachhaltige ETFs tragen solche Kürzel im Namen. Zwischen den Bezeichnungen gibt es allerdings entscheidende Unterschiede:
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ESG steht für die Begriffe Environmental (Umwelt- und Klimaschutz), Social (Soziales Handeln) und Governance (ethische Unternehmensführung).
Werden bei Nachhaltigkeit ESG-Kriterien herangezogen beinhaltet das Aspekte wie Energieeffizienz, CO2-Emissionen, sorgsamer Umgang mit Wasser, Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Gesundheitsschutz, faire Bezahlung, Transparenz der Unternehmen sowie Chancengleichheit und Bekämpfung von Korruption. Hauptansatz von ESG ist die Vermeidung negativer Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft.
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SRI ist eine gängige Abkürzung für ethisches Investieren und wurde von der Investmentbank Morgan Stanley etabliert. SRI steht für “Socially Responsable Investment” (deutsch: Sozial verantwortliches Investieren).
Morgan Stanley verwendet dabei Nachhaltigkeitskriterien für die Zusammenstellung von Aktienindizes. Ein MSCI-Index mit dem Zusatz SRI soll insbesondere Unternehmen auflisten, die sich um eine möglichst weitreichende Orientierung der ESG-Kriterien bzw. Regeln in ihrer Geschäftspraxis orientieren. Über Scores oder Ratings sollen so jene Unternehmen bevorzugt werden, die besonders positiv hervorstechen. Dabei wird auch die jeweilige Branche unter Nachhaltigkeits-Gesichtspunkten betrachtet und mit einer Bewertung belegt. (Mehr zum Begriff Nachhaltigkeit einfach erklärt in unserem FinanzWiki)
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Die 17 SDG-Nachhaltigkeitsziele wurden 2015 von den Vereinten Nationen vereinbart. Sie sollen bis 2030 in der Entwicklungspolitik umgesetzt werden.
Zu den 17 SDG-Zielen gehören z.B. „Maßnahmen zum Klimaschutz“, “Keine Armut”, “Kein Hunger”, „Sauberes Wasser“, “Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum” sowie „Geschlechtergleichheit“. Sie sollen nicht nur das Handeln von Regierungen, sondern auch das der Wirtschaft und der Gesellschaft – also jedes Einzelnen – prägen.
Das Impact Investing knüpft an diese Begrifflichkeiten an. Es soll ein positiver sozialer, gesellschaftlicher oder ökologischer Effekt erfolgen. Dieser soll bewusst durch das Investment beabsichtigt sowie möglichst direkt und nachweisbar sein.
Wie misst man den Effekt von Nachhaltigkeit?
An einem Impact Investing-Beispiel wird deutlich, wie schwierig es ist, den Effekt nachhaltiger Geldanlagen in der Praxis zu messen.
Nehmen wir einmal an, jemand will mit seinen Investments zum Klimaschutz und zur Reduktion des Treibhausgases CO2 (Kohlendioxid) beitragen. Die Gutachter der Verbraucherzentrale erklären, dass dies angesichts politisch festgelegter CO2-Ziele gar nicht möglich ist: „Geldanlagen können also per se keine transformativen Wirkungen auf die insgesamt ausgestoßene Menge an CO2 haben, solange die künftig ausgestoßene Menge an CO2 deterministisch ist. Würde beispielsweise ein weltweit funktionierendes CO2-Zertifikatehandelsystem existieren, so würden CO2-Einsparungen in einem Teil der Welt nur dazu führen, dass woanders mehr CO2 ausgestoßen wird.“
- Insofern ließe sich darüber streiten, ob eine Investition in Firmen, die Technologien zur CO2-Einsparung entwickeln, sich positiv auf die Nachhaltigkeit auswirkt.
- Selbst bei der Unterstützung alternativer Technologien könnte man den direkten Effekt anzweifeln, weil – politisch gewollt – weiterhin die gleiche Menge CO2 ausgestoßen würde.
- Eindeutig ist aber, Firmen, die solche innovativen Technologien entwickeln, durch Investments zusätzlich Mittel erhalten und somit auch Forschung und Entwicklung vorantreiben können. Wahrscheinlich ist auch, dass im Sinne von Impact Investing Jobs in diesen neuen Technologien entstehen.
Diese Effekte genau zu quantifizieren, also messbar zu machen, ist allerdings extrem komplex und schwierig. Darauf weisen auch die beiden hier betrachteten Untersuchungen hin: „Im Gegensatz zur Messung und Dokumentation von Finanzkennzahlen kann bei der Wirkungsmessung jedoch nicht von einer standardisierten und etablierten Vorgehensweise gesprochen werden. Gemessen am eigenen definitorischen Anspruch des Impact Investing, dass Wirkung gemessen und dokumentiert werden soll, gibt es im Feld der Wirkungsmessung deshalb einen erheblichen Entwicklungsbedarf“, heißt es beim Bundesverband Impact Investing.
Das bedeutet: Bislang sind in der Praxis noch keine klaren Definitionen entwickelt, wie die Wirkung tatsächlich gemessen werden kann. Das oben genannte Beispiel für Impact Investing zeigt auch, wie schwierig die tatsächliche Messung der Nachhaltigkeitswirkung in der Praxis sein kann.
Die Gutachter der Verbraucherzentralen betonen: „Auch private Anleger werden in der Regel nicht in der Lage sein zu beurteilen, welche Unternehmen oder Realinvestitionen tatsächlich ‚grün‘ oder ‚nachhaltig‘ bzw. ‚Teil einer Transformation‘ sind. Sie werden sich auf Aussagen Dritter verlassen müssen, daher müssen entsprechende Informationen bereits vorhanden sein. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass sich die Anleger auf diese Informationen auch verlassen können, dass sie also möglichst von neutraler und nicht interessengeleiteter Seite generiert oder von entsprechenden Institutionen verifiziert werden.“
Impact Investing: ETFs sind ein guter Einstieg
Berücksichtigt man beim Impact Investing Aktien oder andere Finanzprodukte, die direkt in Firmen investieren, ist ein Effekt natürlich unter Umständen direkt feststellbar, beispielsweise wenn man direkt in eine nachhaltige Bank investiert.
Allerdings gibt es bei der Auswahl solcher Aktien durchaus Schwierigkeiten:
- Ob ein solches Investment tatsächlich zu direkten oder indirekten transformativen Auswirkungen führt und damit Auswirkungen auf Nachhaltigkeit hat, wird extrem schwer zu beurteilen sein. Unter einer transformativen Wirkung wird dabei verstanden, dass der Wandel zu einer insgesamt nachhaltigeren Wirtschaft mit dem Investment unterstützt wird. „Praktisch wird eine solche Anlagestrategie insbesondere für Privatanleger aber schwierig bis unmöglich umzusetzen sein“, heißt es deshalb in dem Gutachten für die Verbraucherzentralen. Privatanlegern sei es gar nicht möglich, Unternehmen zu identifizieren, die tatsächlich zusätzliche Realinvestitionen vornehmen, um Nachhaltigkeit zu fördern. Ebenso wenig könnten Privatanleger als Kleinaktionäre Einfluss auf die Geschäftspolitik nehmen, dies gehe bestenfalls über Aktionärsvereinigungen.
- Zudem geht mit dem Fokus auf einzelne nachhaltige Aktien auch eine Erhöhung des Risikos im Depot einher – der sogenannte „Green Exposure“-Effekt. Anleger dürften sich damit auf bestimmte Branchen konzentrieren, etwa den Technologiebereich und damit das angelegte Kapital einem Klumpenrisiko aussetzen: Entwickelt sich diese Branche negativ, ist das Anlageportfolio besonders stark davon betroffen.
Selbst bei Direktanlagen in Green Bonds sehen die Gutachter Schwierigkeiten, aktuell die tatsächliche Wirkung für mehr Nachhaltigkeit konkret zu messen. So gehen sie etwa bei der ersten grünen Bundesanleihe (aufgelegt im September 2020) davon aus, dass „relativ geringe indirekte Effekte zu erwarten sind“, weil das Geld kaum in zusätzliche nachhaltige Projekte fließen dürfte.
Wirkungsmächtiger seien dagegen Venture Capital Fonds oder Private Equity, weil „diese Anlagemöglichkeiten für die Investoren mehr Gestaltungsspielräume zulassen, um positiv auf das Thema ‚Nachhaltigkeit‘ einzuwirken. So ergab eine Untersuchung zu Impact-Fonds, dass bis zu knapp 80 % aller Investitionsverträge Nachhaltigkeitsvereinbarungen enthielten, die mit positiven oder negativen finanziellen Anreizen verbunden sind, bis hin zu Optionen, den Aufsichtsrat zu besetzen“. Allerdings haben Privatanleger in der Regel kaum die Mittel oder die Möglichkeit, sich an solchen Fonds zu beteiligen.
Mögliche Alternative laut dem Gutachten: „Da ETFs für Anleger in der Regel recht kostengünstig sind, ist eine individuelle Abwägung der Anlage in ETFs gegenüber klassischen Investmentfonds und Direktanlagen sinnvoll.“ Voraussetzung dafür sei allerdings Transparenz, auf welchen Index und welche Auswahlkriterien sich diese nachhaltigen ETFs beziehen. Wie die Autoren betonen, sei dadurch sogar eine direkte transformative Wirkung denkbar. So zitieren sie die Ankündigung des Vorstandsvorsitzenden der Investmentgesellschaft Blackrock, Larry Fink. Dieser hatte gegenüber Aktiengesellschaften angekündigt, künftig stärker auf Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien zu achten. Der tatsächliche Effekt daraus müsse aber „später untersucht werden“.
Bei growney haben wir uns aus Kostengründen für nachhaltige Investments mit ETFs entschieden. Zu hohe Transaktions- oder Produktkosten wirken sich schließlich negativ auf die Rendite der Geldanlage aus. Nachhaltige ETFs sind aus unserer Sicht ein guter Einstieg ins Impact Investing solange es keine standardisierten Instrumente zur Messung der Wirksamkeit grüner Geldanlagen gibt.
Die verwendeten Aktien-ETFs bilden dabei Indizes nach den SRI-Kriterien ab, teilweise verwenden wir dabei auch Papiere von iShares, der ETF-Sparte von Blackrock. Um in einem SRI-Index berücksichtigt zu werden, sind Unternehmen ausgeschlossen, die sich maßgeblich in bestimmten umstrittenen Geschäftsfeldern betätigen, etwa Waffenproduktion, Gentechnik, Pornographie, Glücksspiel, Kernenergie oder Kohlekraft. (mehr über diese K.O.Kriterien lesen Sie hier)
So ist sichergestellt, dass ein nachhaltiges Investment nach transparenten Kriterien ausgewählt wird. Gleichzeitig sind auch unsere ESG-Anlagestrategien weltweit ausgelegt. Mit den ETFs werden mehr als 550 Wertpapiere aus über 40 Ländern abgebildet, um die Gefahr von Klumpenrisiken für Ihre nachhaltige Geldanlage zu vermeiden.