SDG: Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
Nachhaltigkeit ist in unserer Gesellschaft eines der aktuell am stärksten diskutierten Themen. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie eine nachhaltige Geldanlage aussehen kann oder welche ETF nachhaltig sind.
Was ist nachhaltig?
Es geht vielmehr um die Zukunftsfähigkeit, darum wie der Lebensstandard gehalten werden kann - ohne dass es negative soziale Effekte oder schädliche Auswirkungen auf unsere Umwelt oder das Klima gibt.
Der Begriff Nachhaltigkeit (Definition und Erklärung hier) ist dabei gar nicht so ein Modebegriff wie viele Menschen denken mögen. Er ist viel älter als die Fridays-for-Future-Bewegung, die Schulstreiks der Aktivistin Greta Thunberg und auch als die aus der Umweltbewegung hervorgegangene Partei ‘Die Grünen’. Vielmehr war von Nachhaltigkeit schon vor Jahrhunderten die Rede, im Zusammenhang mit Forstwirtschaft und Anbaumethoden.
Nachhaltigkeit in der Entwicklungspolitik
Nachhaltigkeit funktioniert natürlich nur auf globaler Ebene: Wenn ein einziges Land alleine Klimaneutralität und komplett nachhaltiges Wirtschaften umsetzt, dürfte der weltweite Effekt eher gering sein. Deswegen wird auf internationaler Ebene immer wieder versucht, ein gemeinsames Verständnis von nachhaltiger Politik zu formulieren und konkret umzusetzen.
Ein Beispiel ist das Pariser Klimaschutzabkommen. Ziele sind die Begrenzung der Klimaerwärmung und die Begrenzung von Treibhausgas-Emissionen, die den Klimaeffekt verschärfen könnten.
Verabschiedet wurde das Abkommen im November 2015 in Paris, in Kraft trat es erst ein knappes Jahr später. Die USA hatten sich in der Regierungszeit von Präsident Donald Trump sogar geweigert, das Pariser Abkommen zu ratifizieren – erst unter seinem Nachfolger Joe Biden verpflichteten sich die USA, die Ziele des Klimaschutzabkommens einzuhalten. Dazu gehört etwa die Verpflichtung, die Erderwärmung im Durchschnitt unter 1,5 Grad Celsius zu halten, alle fünf Jahre über den weltweiten Fortschritt in Sachen Klimaschutz zu beraten und Klimaschutzmaßnahmen konkret zu unterstützen.
Wesentlich allgemeiner – und nicht nur auf den Klimaschutz fokussiert - sind die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die oft auch als SDG-Ziele für Nachhaltigkeit bezeichnet werden. Sie sind Teil der Agenda 2030, die helfen soll, das Leben auf der Welt ökologischer, sozialer und gerechter zu machen.
Aber: Wer hat die Agenda 2030 beschlossen? Auf die Agenda 2030 und die 17 globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung haben die Vereinten Nationen sich im September 2015 verständigt. Das Handeln von Regierungen, Unternehmen, Organisationen, Zivilgesellschaft und Einzelpersonen soll darauf ausgerichtet sein, bis zum Jahr 2030 die Ziele möglichst weitreichend umzusetzen.
Was sind die 17 Ziele?
1: Keine Armut
“Armut in jeder Form und überall beenden” ist das SDG 1. Mit diesem Ziel sollen menschenwürdige Verhältnisse für alle auf dieser Erde hergestellt werden. Niemand soll in Armut leben müssen und die Chance erhalten, die eigene Existenz bzw. die seiner Familie dauerhaft zu sichern. Das Ziel ist sowohl global ausgelegt, es geht aber auch um die Bekämpfung von Armut im eigenen Land.
2: Kein Hunger
SDG 2 heißt ausführlich formuliert: “Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern”. Eine nachhaltige Politik soll also sicherstellen, dass die Nahrungsmittel auf der Welt für alle ausreichen und niemand an Hunger erleiden muss. Das sind wichtige Voraussetzungen, um einen weiteren extensiven Raubbau an der Natur zu vermeiden. Hungernden Menschen kann man schließlich schlecht sagen, dass sie zum Schutz der Natur und des ökologischen Gleichgewichts auf die Erschließung neuer Anbauflächen verzichten sollen.
3: Gesundheit und Wohlergehen
“Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern” ist das Ziel SDG 3. Durch die plötzlich auftretende Covid-19-Pandemie ist vielen Menschen bewusst geworden, wie groß die Bedeutung einer guten medizinischen Versorgung ist. Doch weltweit ist das längst nicht selbstverständlich. Nicht nur in Entwicklungsländern ist der gleichberechtigte Zugang zu Gesundheitseinrichtungen, zu ärztlicher Versorgung oder Vorsorge ein Wunschdenken. Selbst in Industrieländern ist gute medizinische Behandlung oder eine Absicherung durch Krankenversicherungen nicht für alle gewährleistet – das soll sich ändern.
4: Hochwertige Bildung
SDG 4 formuliert die Forderung: “Für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicherstellen”. Weltweit ist es längst nicht sichergestellt, dass Kinder in die Schule gehen können – und ihre persönlichen Fähigkeiten gefördert werden. Viele müssen bereits in jungen Jahren zum Familieneinkommen beitragen, weil es sonst nicht zum Leben reicht. Darüber hinaus soll aber auch Erwachsenen die Möglichkeit zur Fortbildung und Weiterentwicklung gegeben werden.
5: Geschlechtergleichheit
“Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen”, heißt es in SDG 5. Eine weltweite Aufgabe, die viele Bereiche einer Gesellschaft umfasst. So geht es einerseits um die rechtliche Gleichstellung, aber auch um gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Gehalt oder Führungspositionen. In diesem Zusammenhang spielt auch das sogenannte „Gender Pay Gap“ eine Rolle, also der in vielen Ländern bestehende Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen.
6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
SDG 6 nennt das Ziel: “Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten”. Wasser ist eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen. Ohne eine ausreichende Versorgung mit Trinkwasser dürfte es uns schwerfallen, wichtige Grundbedürfnisse wie Essen oder Trinken zu befriedigen. Dazu gehört für uns ganz selbstverständlich eine funktionierende Sanitärversorgung, auch aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen. In vielen Ländern dieser Erde ist das aber nicht gewährleistet.
7: Bezahlbare und saubere Energie
In SDG 7 heißt es: “Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern”. Erneuerbare Energien gelten oft als Beispiel für Nachhaltigkeit. Nach den SDG-Zielen ist dabei aber nicht nur die saubere Herstellung ein zentrales Kriterium, sondern auch die Bezahlbarkeit. Eine zeitgemäße Energieversorgung soll so für alle möglich sein, gerade außerhalb von Industrieländern ist das bislang aber nicht selbstverständlich.
8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
“Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern” lautet SDG 8. Zwangsarbeit, schlechte oder gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen oder Niedriglöhne sind keine Seltenheit. Gerade bei weltweiten Lieferketten ist es schwierig sicherzustellen, dass solche zweifelhaften Geschäftspraktiken ausgeschlossen sind. Gleichzeitig soll aber auch ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum – im Einklang mit den natürlichen Ressourcen – sichergestellt werden.
9: Industrie, Innovation, Infrastruktur
SDG 9 ist das Ziel: “Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen”. Gute Infrastruktur sind nicht nur Straßen oder Brücken – da gehört vielmehr dazu: auch eine breite Versorgung mit Internet (als sogenannte „digitale Infrastruktur“) oder die Förderung von Innovationen, etwa Technologien zur Effizienzsteigerung, zum Klimaschutz oder dergleichen.
10: Weniger Ungleichheiten
SDG 10 lautet: “Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern.” Oft ist ja von Industrie- und Entwicklungsländern bzw. von erster und dritter Welt die Rede. Staaten, die dazwischen liegen bezeichnet man als Schwellenländer. Die großen Reichtums-Unterschiede zwischen einzelnen Staaten sind aber neben Kriegen ein Hauptgrund für Fluchtbewegungen und Migration. Weniger Ungleichheit soll diesen Zustand deutlich verbessern.
11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
“Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen” ist das Ziel von SDG 11. In Städten gibt es oft größere Probleme als auf dem Land: Mieten und Wohnraum, Lärm und Verkehr, aber auch Luftverschmutzung setzen Menschen in Städten stärker zu. Aber nicht nur das: In Großstädten anderer Länder gibt es oft Slums, die Bewohner haben kaum Zugang zu fließend Wasser oder dem öffentlichen Nahverkehr. Zum nachhaltigen Gedanken gehört es, all das zu ändern – und Städte auf Dauer für alle attraktiv und lebenswert zu machen.
12: Nachhaltiger Konsum- und nachhaltige Produktion
SDG 12 ist “Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen”. Wichtig für eine nachhaltige Produktionsweise der Wirtschaft ist der schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Der Lebensstandard unserer Gesellschaften kann nur dauerhaft gewahrt bleiben, wenn er nicht zulasten eines Raubbaus an der Natur geht. Dazu gehören auch vernünftige Methoden von Recycling oder Upcycling, um Materialien und Rohstoffe möglichst sinnvoll einzusetzen und die Produktion von Müll zu reduzieren.
13: Maßnahmen zum Klimaschutz
“Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen”, heißt es in SDG 13. Der Klimaschutz ist ein zentrales Thema, wenn es um eine nachhaltigere Wirtschaft auf der Erde geht. Regelmäßig kommen die Staaten zu Klimaschutzkonferenzen zusammen, um gemeinsam den Ausstoß des “Treibhausgases“ Kohlendioxid (CO2) zu begrenzen. Das soll eine weitere Erderwärmung verhindern und damit das Klima nachhaltig schützen.
14: Leben unter Wasser
SDG 14 lautet: “Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen”. Schaut man sich die natürlichen Gewässer der Erde an, gibt es vor allem zwei große Probleme: die Gewässerverschmutzung, etwa durch Plastikmüll oder Industrierückstände und die Überfischung. Fischereiquoten und ein konsequenter Umweltschutz können helfen, dieses Nachhaltigkeitsziel zu erreichen.
15: Leben an Land
“Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen” sind die Forderungen aus SDG 15. Um Hunger oder Armut konsequent zu bekämpfen, müssen Nahrungsmittel angebaut werden, oft auch großflächig. Solche Anbaumethoden gefährden aber die Vielfalt der Natur, ist möglicherweise auch für Tiere gefährlich. Deshalb soll die Bewirtschaftung von Landflächen nicht zulasten der Natur gehen, sondern beides nebeneinander möglich sein.
16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
In SDG 16 wird formuliert: “Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen”. Krieg und Gewalt sind oft wesentliche Ursachen für Flucht und Migration. Schutz vor Gewalt oder diktatorischen Regimen, freie Wahlen, eine unabhängige Justiz und Kampf gegen Korruption sind leider in vielen Ländern dieser Welt nicht selbstverständlich. Sie sind aber wesentlich dafür, das friedliche und angstfreie Zusammenleben von Menschen sicherzustellen.
17: Globale Partnerschaft
“Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben”, heißt es abschließend in SDG 17. Das folgt dem bereits beschriebenen globalen Ansatz für Nachhaltigkeit: Nicht ein einzelnes Land kann etwas erreichen, sondern alle gemeinsam. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass alle etwas tun müssen, weil es sonst keine Erfolge geben kann. Das Prinzip der Gemeinsamkeit meint dabei auch, dass die Regierungen auch eng die Zivilgesellschaft zur Erreichung der Ziele einbeziehen sollen.
Wofür steht SDG?
SDG ist eine englische Abkürzung für Sustainable Development Goals, also die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.
Die Abkürzung wird international verwendet, eine spezielle deutsche Bezeichnung für die 17 globalen Ziele hat sich nicht etabliert. Deswegen spricht man in der Regel hierzulande von SDGs oder SDG (deutsch: Nachhaltigkeitsziele in der Entwicklungspolitik).
Wie sich die 17 SDG-Ziele konkret auf nachhaltige Geldanlagen auswirken, dafür gibt es noch keine etablierten Kriterienkataloge. Hier ergibt sich – wie generell beim ThemaImpact Investing – das Problem der Messbarkeit von Nachhaltigkeit und von konkreten Effekten.
Unter dem Hashtag #17ziele oder auf Websites wie https://17ziele.de/ gibt es aber viele Möglichkeiten und Ideen, wie man selbst seinen Teil zur Erreichung der 17 SDG-Ziele leisten kann.