Mann guckt auf sein Tablet; Börse: Welches Potenzial haben europäische Aktien?

Börse: Welches Potenzial haben europäische Aktien ?

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21. Februar 2025 // Aktuelles

Europäische Aktien hatten es in den letzten Jahren vergleichsweise schwer. Während die US-Aktienmärkte – getrieben von Tech-Giganten wie Apple, Microsoft und Nvidia – ein Rekordhoch nach dem anderen feierten, hinkten Europas Börsen bislang hinterher. Wird sich das jetzt ändern?

So verzeichnete der US-Aktienmarktindex MSCI USA in den letzten 10 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 13,2 % pro Jahr. Das europäische Pendant, der MSCI Europe, legte lediglich um 6,6 % p.a. zu.[1]

Das Börsenjahr 2025 könnte die Wende bringen:

  • Im Januar schnitten europäische Aktien mit einem Plus von 6,5 % besser ab als der US-Index (+3 %).
  • Dieser Trend setzte sich im Februar mit vielen neuen Bestmarken europäischer Aktienindizes fort.

Ist das der Beginn eines nachhaltigen Comebacks für europäische Aktien?


Europäische Aktien: Diese Faktoren sprechen für eine stärkere Performance

Das kurzfristige Momentum spricht also bereits für die Börsen in Europa. Welche weiteren Faktoren könnten für ein Comeback europäischer Aktien sprechen?

 

1. Bewertungsvorteil

Europäische Aktien sind deutlich günstiger. Der US-Markt erscheint mit einer historisch niedrigen Dividendenrendite von 1,25 % und einem historisch sehr hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 28,2 überbewertet.Europa hingegen ist mit einer Dividendenrendite von über 3 % und einem KGV von knapp über 15 deutlich preiswerter.



Auch das Verhältnis von Marktwert zu Buchwert (Wert des Eigenkapitals) weist mit 5,3 in den USA eine wesentlich höhere Bewertung auf als mit 2,2 in Europa. Value-Investoren könnten also zunehmend auf europäische Aktien setzen, um attraktive Renditen zu erzielen.

Zum Nachlesen: Die wichtigsten Kennzahlen

2. Aufholpotenzial


Europas Wirtschaft wächst zwar derzeit langsamer als die US-Wirtschaft, aber der Abstand schrumpft. Der Internationale Währungsfonds IWF prognostiziert für das Wachstum in Europa von dem niedrigen aktuellen Niveau einen deutlichen Anstieg für die Jahre 2025 und 2026.

Für die USA werden hingegen von hohem Niveau aus für die nächsten beiden Jahre eine Wachstumsabschwächung erwartet. Zudem könnte eine verstärkte Deregulierung in der EU, eine Stärkung des europäischen Binnenmarktes oder ein Ende des Ukraine-Krieges zusätzliche Impulse für die europäische Wirtschaft liefern.


3. Zinsvorteil

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte in den nächsten Monaten die Zinsen stärker senken als die US-Notenbank. Erwartet werden für 2025 Zinssenkungen um 1 Prozentpunkt in Euroland gegenüber nur 0,25 Prozentpunkten in den USA.

Das senkt die Finanzierungskosten für Firmen im Euroraum. Profitieren könnten insbesondere höher verschuldete und damit zinsabhängige Sektoren.


4. Günstiger Euro

Der Euro-Dollar Kurs, der im Herbst letzten Jahres noch nahe 1,12 Dollar pro Euro stand, nähert sich immer mehr der Parität.


Ein schwächerer Euro hilft exportorientierten Unternehmen in Europa, da ihre Produkte im Ausland günstiger werden. Besonders Konzerne mit hohen Umsätzen in den USA könnten profitieren, wenn sie ihre Erlöse aus Dollar-Geschäften in einen schwächeren Euro umwandeln.


5. Risiko senken

Aktienanleger, die einen ETF auf den MSCI World kaufen, investieren fast drei Viertel ihres Geldes in den US-Aktienmarkt. Fast 35 % hiervon machen die zehn am stärksten kapitalisierten Unternehmen – zumeist aus der Technologiebranche – aus. Dies stellt ein beträchtliches Klumpenrisiko dar.

Ein Einbruch dieser Aktien – zum Beispiel, weil sich die immensen Investitionen in künstliche Intelligenz nicht auszahlen – schlägt voll auf das Portfolio durch. Ein breiter diversifiziertes Portfolio mit einem höheren Anteil europäischer Aktien erscheint dagegen deutlich risikoärmer.

So schnell entsteht ein Klumpenrisiko

Was spricht gegen eine Europa-Rallye ?

Es gibt also einige gute Argumente für Europas Aktienmärkte im Jahr 2025. Allerdings gibt es auch einige Szenarien, die gegen ein Comeback europäischer Aktien sprechen:

1. Risiken für Wirtschaftswachstum

Trotz besserer Rahmenbedingungen bleibt das Wachstum in Europa hinter den USA zurück. Vor allem Deutschland leidet unter einer schwächeren Industrieproduktion und wächst so gut wie gar nicht mehr.

Politische Unsicherheiten in Ländern wie Frankreich, Italien und Großbritannien, wo kein Kompromiss zur Eindämmung der hohen Staatsbudgetdefizite und der immensen Staatsschulden abzusehen ist, könnten Investoren abschrecken.


2. Dominanz der US-Technologiewerte

Die Mega-Caps aus den USA (Microsoft, Apple, Nvidia & Co.) bestimmten in den vergangenen Jahren die weltweiten Börsen. Europa hat kaum vergleichbare Wachstumsunternehmen in diesen Branchen.

Sollte sich die Dominanz der US-Technologieunternehmen bei künstlicher Intelligenz als uneinholbar herausstellen und gleichzeitig KI in der Weltwirtschaft zu großen Produktivitätssteigerungen führen, könnte dies zu einer weiteren Beschleunigung des Gewinnwachstums der Technologie-Unternehmen führen. Solange Investoren also Grund dazu haben, besonders stark auf die Tech-Branche zu setzen, bleibt der US-Markt attraktiver.


3. Abhängigkeit von Freihandel

Viele europäische Unternehmen machen einen Großteil ihrer Umsätze außerhalb Europas – insbesondere in den USA und China. Sollte es zu einem globalen Handelskrieg kommen oder geopolitische Spannungen mit China eskalieren, hätte das besonders negative Folgen für europäische Firmen.


Fazit: Gute Chance auf eine Trendwende

Europäische Aktien haben 2025 durchaus Chancen auf ein Comeback: Günstige Bewertungen, fallende Zinsen, ein schwächerer Euro und das Bedürfnis nach breiterer Diversifikation könnten für positive Impulse sorgen.

Allerdings bleibt das Wachstum in Europa aktuell noch schwächer als in den USA, und ohne eine starke Technologiebranche fehlt es an langfristigen Wachstumstreibern.

Für Anleger bedeutet das: Ein weltweit breit gestreutes, preiswertes Portfolio aus Aktien und Anleihen bietet die beste Chance auf attraktive Renditen bei überschaubarem Risiko. Europas Aktienmärkte sollten dabei im Börsenjahr 2025 eine angemessene Rolle spielen.

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Anmerkungen

[1] Alle Kennzahlen der Aktienmärkte in diesem Beitrag sind den MSCI FactSheets vom 31.1.2025 für den MSCI USA Net Return in US-Dollar und den MSCI Europe Net Return in Euro entnommen, siehe https://www.msci.com/equity-fact-sheet-search.

Prof. Dr. Dietmar Hillebrand
Prof. Dr. Dietmar Hillebrand
Wissenschaftlicher Berater von growney

Bei der Asset Allokation und Fondsauswahl arbeitet growney eng mit Prof. Dietmar Hillebrand zusammen. Er ist Leiter des Steinbeis Transferzentrums Quantitative Finance und Professor für Wirtschaftsmathematik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Sein großes Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse für Privatanleger nutzbar zu machen.



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