Was sind wichtige Finanzkennzahlen?
Welche finanziellen Kennzahlen gibt es, um Unternehmen und ihre Aktien zu bewerten? Diese Frage beschäftigt viele Investoren, die an der Börse tätig sind. Denn die Wahl der richtigen Kennzahlen kann einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg von Investitionsentscheidungen haben.
Es gibt verschiedene Finanzkennzahlen, die zur Bewertung von Unternehmen und Aktien herangezogen werden können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass dabei niemals eine einzelne Kennzahl ausreicht, um die tatsächliche finanzielle Lage eines Unternehmens zu bewerten. Stattdessen sollten Investoren mehrere Kennzahlen miteinander vergleichen und in einen Gesamtkontext setzen, um eine fundierte Investitionsentscheidung treffen zu können.
1. Ertrags- und Renditekennzahlen
Wenn Sie in Wertpapiere investieren, wollen Sie natürlich wissen, wie viel Rendite Sie erwarten können. Die Ertragskennzahlen geben Ihnen eine Vorstellung davon, wie viel Gewinn ein Unternehmen erzielt und wie viel davon an die Aktionäre ausgeschüttet wird.
Die wichtigsten Ertragskennzahlen (und die Formeln zur Berechnung) sind:
Gewinn je Aktie (EPS)
Der Gewinn, den ein Unternehmen pro Aktie erzielt. Diese Finanzkennzahl wird berechnet, indem der Nettogewinn des Unternehmens durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien dividiert wird. Ein höheres EPS bedeutet, dass das Unternehmen mehr Gewinn pro Aktie erzielt.
Gewinnwachstumsrate
Die Gewinnwachstumsrate zeigt, wie schnell ein Unternehmen wächst. Der Wert wird berechnet, indem der Gewinn des aktuellen Jahres durch den Gewinn des Vorjahres dividiert und um 1 reduziert wird. Eine höhere Gewinnwachstumsrate bedeutet, dass das Unternehmen schnell wächst und möglicherweise in Zukunft höhere Gewinne erzielt.
Renditekennzahlen spielen bei der Bewertung von Geldanlagen eine wichtige Rolle. Es gibt verschiedene Renditekennzahlen, die bei der Berechnung, wie erfolgreich eine Investition war hilfreich sind.
Dividendenrendite
Eine wichtige Kennzahl bei der Aktienbewertung ist die Dividendenrendite. Sie gibt das Verhältnis zwischen der Dividende und dem Aktienkurs an. Eine hohe Dividendenrendite bedeutet, dass das Unternehmen einen hohen Ertrag an seine Aktionäre ausschüttet. Das kann ein Zeichen für eine solide finanzielle Situation des Unternehmens sein. Allerdings sollte man auch beachten, dass eine hohe Dividendenrendite nicht zwangsläufig auf eine gute Investitionsmöglichkeit hinweist.
Angenommen, Sie besitzen 100 Aktien eines Unternehmens und das Unternehmen zahlt eine jährliche Dividende von 2 Euro pro Aktie. Der aktuelle Aktienkurs beträgt 50 Euro pro Aktie.
Die Dividendenrendite für Ihre Investition würde wie folgt berechnet werden:
- Dividendenrendite = Jährliche Dividende / Aktienkurs x 100%
- Dividendenrendite = (2 Euro / 50 Euro) x 100% Dividendenrendite = 4%
Das bedeutet, dass Ihre Investition in diesem Unternehmen eine Dividendenrendite von 4% pro Jahr erzielt, basierend auf dem aktuellen Aktienkurs und der jährlichen Dividendenausschüttung.
Gesamtrendite
Eine weitere wichtige Kennzahl ist die Gesamtrendite, die die Summe aus Kursgewinn und Dividendenrendite darstellt. Sie gibt an, wie viel Rendite ein Anleger insgesamt mit seiner Geldanlage erzielt hat. Die Gesamtrendite ist daher eine aussagekräftige Kennzahl, die bei der Beurteilung von Investitionsmöglichkeiten berücksichtigt werden sollte.
Angenommen, Sie haben zu Beginn des Jahres 1.000 Euro in Aktien eines Unternehmens investiert. Am Ende des Jahres haben die Aktien einen Kursgewinn von 100 Euro erzielt und das Unternehmen hat eine Dividende von 50 Euro pro Aktie ausgeschüttet. Sie besitzen insgesamt 10 Aktien.
Die Gesamtrendite Ihrer Investition berechnet sich wie folgt:
- Gesamtrendite = (Kursgewinn + Dividendenrendite) / Anfangsinvestition x 100%
- Gesamtrendite = (100 Euro + (50 Euro x 10 Aktien)) / 1.000 Euro x 100%
- Gesamtrendite = 150 Euro / 1.000 Euro x 100% Gesamtrendite = 15%
Das bedeutet, dass Sie mit Ihrer Investition eine Gesamtrendite von 15% erzielt haben.
Neben diesen Kennzahlen gibt es noch weitere Renditekennzahlen wie beispielsweise die annualisierte Rendite, die geometrische Rendite oder die interne Rendite. Diese Kennzahlen dienen dazu, die Rendite über einen bestimmten Zeitraum zu berechnen und damit die Performance einer Geldanlage zu bewerten. Jede Kennzahl hat ihre Vor- und Nachteile und sollte im Zusammenhang mit anderen Kennzahlen betrachtet werden, um eine fundierte Beurteilung der Investitionsmöglichkeit treffen zu können.
2. Kennzahlen zur Aktienbewertung
Die Kennzahlen zur Aktienbewertung, wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV), helfen bei der Analyse von Aktien und Unternehmen.
KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)
Das KGV setzt den Gewinn eines Unternehmens zu seinem Wert ins Verhältnis und kann zur Überprüfung von künftigen Gewinnerwartungen des Unternehmens herangezogen werden.
Angenommen, das Unternehmen ABC hat einen aktuellen Marktwert von 100 Euro je Aktie und einen Gewinn je Aktie von 5 Euro. Dann lautet das Ergebnis für das Kurs-Gewinn-Verhältnis:
KGV = 100 Euro / 5 Euro = 20
Das KGV für das Unternehmen ABC beträgt in diesem Beispiel 20. Das bedeutet, dass die Anleger bereit sind, das 20-fache des Gewinns für eine Aktie des Unternehmens zu zahlen.
KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis)
Das KBV setzt den Buchwert eines Unternehmens in Relation zu dessen Wert und kann zur Bewertung von Unternehmen ohne viele materielle Vermögensgegenstände genutzt werden.
Angenommen, der aktuelle Kurs einer Aktie beträgt 50 Euro und der Buchwert pro Aktie beträgt 10 Euro. Dann beträgt das Kurs-Buchwert-Verhältnis:
KBV = 50 Euro / 10 Euro = 5
Das bedeutet, dass der aktuelle Marktwert der Aktie das Fünffache ihres Buchwerts beträgt. Ein KBV von 5 kann also darauf hindeuten, dass der Markt das Unternehmen als überbewertet ansieht, da der Buchwert je Aktie nur ein Fünftel des aktuellen Aktienkurses beträgt.
KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis)
Das KUV setzt den Umsatz des Unternehmens ins Verhältnis zur aktuellen Bewertung am Aktienmarkt und eignet sich besonders zur Bewertung von kleinen, stark wachsenden Unternehmen.
Angenommen, der aktuelle Kurs einer Aktie beträgt 100 Euro und der Umsatz pro Aktie beträgt 50 Euro. Dann beträgt das Kurs-Umsatz-Verhältnis:
KUV = 100 Euro / 50 Euro = 2
Das bedeutet, dass der Markt bereit ist, das Unternehmen zum Zweifachen seines Umsatzes pro Aktie zu bewerten. Ein KUV von 2 kann darauf hindeuten, dass der Markt das Unternehmen als vielversprechend ansieht, da die Marktteilnehmer bereit sind, einen höheren Preis pro Umsatzeinheit zu zahlen.
Das KGV und KBV sind insbesondere bei der Bewertung von Unternehmen mit etablierten Geschäftsmodellen von Bedeutung. Das KUV ist eine wichtige Kennzahl für kleinere, stark wachsende Unternehmen, die noch keine Gewinne erzielen oder bei denen es schwierig ist, künftige Gewinne vorherzusagen.
3. Finanzkennzahlen zur Unternehmensanalyse
Kennzahlen spielen bei der fundamentalen Analyse börsengelisteter Unternehmen eine zentrale Rolle. Investoren betrachten häufig Kennzahlen, die aus Unterlagen wie der Gewinn- und Verlustrechnung, der Bilanz und der Cash Flow Rechnung abgeleitet werden. Einige der gängigen Kennzahlen zur Unternehmensanalyse sind die Eigenkapitalquote, der Verschuldungsgrad, die Bruttomarge, die Nettomarge, die Eigenkapitalrendite und die Zinsdeckung.
Eigenkapitalquote
Die Eigenkapitalquote gibt an, welcher Teil der Bilanzsumme durch Eigenkapital finanziert wird. Eine höhere Eigenkapitalquote bedeutet normalerweise eine gesündere Bilanz. Ein gewisses Fremdkapital kann jedoch auch vorteilhaft sein. So werden die Kapitalkosten gesenkt und Steuern einspart.
Verschuldungsgrad
Der Verschuldungsgrad zeigt das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital und kann bei der Beurteilung der Profitabilität eines Unternehmens hilfreich sein.
Bruttomarge und Nettomarge
Die Bruttomarge lässt sich durch das Verhältnis der Bruttoerlöse zum Umsatz bestimmen und ist eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung der Profitabilität eines Unternehmens. Die Nettomarge betrachtet die tatsächlichen Gewinne eines Unternehmens, wobei der Nettogewinn in der Regel stärkeren Schwankungen unterliegt als die Bruttoerlöse.
Eigenkapitalrendite
Die Eigenkapitalrendite misst den effizienten Einsatz des Eigenkapitals durch das Unternehmen.
Zinsdeckung
Die Zinsdeckung zeigt, wie gut ein Unternehmen in der Lage ist, seine Zinskosten durch laufende operative Erträge zu decken.
Wer sich also für einzelne Aktien etscheidet, hat entsprechend viel zu tun: Es gilt, alle Finanzkennzahlen im Blick zu behalten, zu bewerten und mit möglichen Alternativen zu vergleichen. Auch wenn Unternehmen verpflichtet sind, die Daten öffentlich zu machen und damit möglichen Investoren zugänglich zu machen, kann das Durcharbeiten von Finanzkennzahlen mit viel Arbeit verbunden sein.