Viele Anleger achten bei ihren Investments bewusst auf Nachhaltigkeit. Das Ziel oftmals: Sie wollen mit der Geldanlage etwas bewegen, eine Veränderung bewirken. Experten sprechen auch von Impact Investing. …
Warum haben wir uns dafür entschieden? Klimaschutz ist doch nur eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, der sogenannten 17 SDGs. Ziel 13 heißt „Maßnahmen zum Klimaschutz“ – und steht damit in einer Reihe mit Zielen wie Kampf gegen Armut und Hunger sowie für Geschlechtergleichheit, Gesundheit, saubere Energie, Frieden und menschenwürdige Arbeit.
Ein Blick in die Nachrichten macht sicher deutlich, wie wichtig Klimaschutz ist: Zuletzt war immer wieder von heftigen Überschwemmungen die Rede, verursacht oft durch den Klimawandel.
Das betrifft nicht nur Regionen in Deutschland, wie das 2021 so tragisch überflutete Ahrtal oder aktuell im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Bayern und Norddeutschland sondern viele andere Gegenden. So waren allein in den letzten Jahren u.a. betroffen:
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Italien
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Spanien
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Griechenland
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Thailand
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Indien
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Pakistan
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Afghanistan
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Südkorea
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Nigeria
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Kenia
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Brasilien
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Dominikanische Republik
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Nicaragua
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Honduras
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Venezuela
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USA (Florida und Puerto Rico)
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Australien
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Papua-Neuguinea
Die Folgeprobleme sind oft dramatisch: Die Zerstörung von Häusern und Eigentum bedeutet für viele eine Armutsgefahr, die Versorgung mit Essen und anderen Gütern ist oftmals nicht gewährleistet, dazu kommen Gesundheitsrisiken wie Seuchen und dergleichen. Logischerweise gefährden solche Ereignisse also auch die Umsetzung anderer wichtiger Nachhaltigkeitsziele.
Weltweite Nachhaltigkeitsziele bis 2030
Klar ist: Die Erfüllung aller 17 SDGs, aller Nachhaltigkeitsziele, ist sinnvoll und erstrebenswert. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen haben die 17 Ziele für Nachhaltigkeit im September 2015 verabschiedet. Die Ziele sollen wichtige Orientierung für eine nachhaltige Entwicklung der Welt sein.
Bis zum Jahr 2030 sollen Regierungen, Unternehmen, Einzelpersonen, Organisationen und Zivilgesellschaft ihr Verhalten darauf ausrichten, alle 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs, Abkürzung für Sustainable Development Goals) zu erreichen. Es sollen sich möglichst alle daran beteiligen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten und ihres täglichen Handelns.
Das Pariser Klimaabkommen und warum Klimaschutz so wichtig ist
Klimaschutz ist dabei nur eines dieser 17 nachhaltigen Entwicklungsziele und nimmt trotzdem eine gewisse Sonderrolle ein. Denn nur wenige Monate nach Verabschiedung der 17 SDGs trafen sich die Staaten der Vereinten Nationen im Dezember 2015 erneut – und sprachen in Paris über ein zusätzliches Abkommen zum Klimaschutz. Konkretes Ziel: Im Sinne der Nachhaltigkeitsziele ganz konkret den Kampf gegen den Klimawandel anzugehen.
Die 195 Unterzeichner-Staaten haben dabei vereinbart, dass „der Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur deutlich unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau gehalten wird“. Darüber hinausgehend soll der Anstieg möglichst auf maximal 1,5 ° C über dem vorindustriellen Niveau bleiben. Das wurde im sogenannten Pariser Klimaabkommen festgehalten.
Zentrale Mittel dazu sind:
- die deutliche Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes, also von Kohlendioxid, das vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe (Kohle, Erdöl, Erdgas) entsteht und als wichtigster Auslöser für den weltweiten Klimawandel gilt.
- Schutz und Ausbau von natürlichen Aufnahmekapazitäten, das sind insbesondere (Regen-)wälder, die Kohlendioxid aufnehmen und in Sauerstoff umwandeln. Gemeint ist aber auch die Entwicklung technologischer Möglichkeiten zur Speicherung von Kohlendioxid.
Perspektivisch soll dann weltweit nur noch so viel Kohlendioxid ausgestoßen werden wie gleichzeitig durch Wälder oder andere Speicher aufgenommen werden kann. Zudem sind ausdrücklich Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel vorgesehen – dazu gehört auch besserer Schutz und ausgeprägte Frühwarnsysteme zum Schutz vor Überschwemmungen oder ähnlichen Katastrophen.
Nach Ratifizierung durch die Unterzeichnerstaaten ist das Pariser Klimaabkommen seit November 2016 in Kraft und gilt als eines der wichtigsten Vereinbarungen zur Erreichung der weltweiten Nachhaltigkeitsziele.
Klar ist, dass sich eine nachhaltige Geldanlage an diesen Entwicklungszielen orientieren und somit eine nachhaltige Wirkung mit der Investition erzielen sollte. Angesichts der vielen unterschiedlichen Definitionen von Nachhaltigkeit bei der Geldanlage gibt es dazu natürlich auch unterschiedliche Möglichkeiten die Auswirkungen zu messen. Die unterschiedlichen Ansätze betonen dabei verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit.
ESG-Kriterien als Anreiz für Unternehmen
Besonders bekannt sind die sogenannten ESG-Kriterien. Mit ihnen wird gemessen, wie stark sich Unternehmen in den drei zentralen Bereichen
- Environmental (Umweltschutz und Klimaschutz)
- Social (Soziales und gute Gesundheits- und Arbeitsbedingungen)
- sowie Governance (verantwortungsvolle Unternehmensführung)
engagieren. Auffällig ist dabei sicherlich, dass die Themenfelder ganz ähnliche Ziele umfassen wie die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.
Schaut man sich Daten an, wie sehr Unternehmen bei ihrer Geschäftspolitik die ESG-Kriterien berücksichtigen, so lassen sich sogenannte ESG-Rankings bilden. Je nach Branche oder Land lassen sich Unternehmen danach ordnen, wie stark sie – im Vergleich zu anderen Firmen einer Branche oder eines Landes – die ESG-Kriterien erfüllen. Oben im ESG-Ranking stehen dann jene Firmen, die überdurchschnittlich gut abschneiden. Berücksichtigt ein Investment ESG-Kriterien so kommen nur jene Firmen für ein Investment in Frage, die überdurchschnittlich gut im ESG-Ranking abschneiden.
Es entsteht folglich eine Anreizwirkung: Wollen Unternehmen bei Investment-Entscheidungen berücksichtigt werden, müssen sie ein überdurchschnittliches hohes ESG-Ranking nachweisen. Da solche Listen regelmäßig aktualisiert werden, ist es für Unternehmen wichtiger, hier immer besser zu werden, um auch weiter bei nachhaltigen Investitionen berücksichtigt zu werden und sich so günstiger zu refinanzieren zu können.
Das Problem dabei: Die konkrete Nachhaltigkeitswirkung eines Investments lässt sich so nur sehr schwer errechnen. Zudem kann ein ESG-Ranking unterschiedlich ausfallen – je nachdem wie einzelne Kriterien gewichtet werden oder welche Grenzwerte definiert sind. Erst im Sommer gab es beispielsweise Aufregung um Tesla im ESG-Ranking. Die Investmentgesellschaft S&P bezweifelte, dass Tesla nachhaltig im Sinne der ESG-Kriterien ist, während das Unternehmen in anderen ESG-Rankings etwa bei MSCI SRI weiterhin gelistet blieb.
Klarheit durch Ausschlusskriterien?
Unabhängig von der Positionierung im ESG-Ranking gibt es Unternehmen, die für eine nachhaltige Geldanlage grundsätzlich nicht in Frage kommen. Das hängt davon ab, in welchen Branchen die Unternehmen aktiv sind – wie also ihr Gewinn erwirtschaftet wird. Dazu gehören beispielsweise Konzerne, die Öl-, Gas- oder Kohlevorkommen besitzen. Aber auch andere kritische Geschäftsfelder wie die Produktion von Waffen, Glücksspiel, Pornographie, Gentechnik oder Alkohol- und Tabakproduktion werden bei nachhaltigen Investments in der Regel nicht berücksichtigt.
Streit um EU-Taxonomie
Umstritten ist in diesem Zusammenhang die sogenannte EU-Taxonomie. Die EU-Taxonomiekriterien sollen dabei helfen festzustellen, ob eine Geldanlage nachhaltig ist oder nicht. Die Stromproduktion mittels Solarpaneelen, Wasserkraft oder Windkraft gilt danach als klimafreundlich. Ab Januar 2023 soll das allerdings auch für bestimmte Atomkraftwerke und sogar für Gaskraftwerke gelten. Investitionen in solche Anlagen könnten dann tatsächlich offiziell als nachhaltige Geldanlage gelten.
Doch gegen diese Pläne im Rahmen der EU-Taxonomie gibt es Klagen: Österreich klagt gegen das Vorhaben der Europäischen Kommission, auch mehrere Greenpeace-Organisationen haben rechtlichen Widerspruch gegen die Pläne eingereicht. Beide Technologien seien nicht klimaneutral, heißt es in der 171 Seiten umfassenden Begründung. Bislang war es üblich, dass Betreiber von Atomkraftwerken für eine nachhaltige Geldanlage nicht berücksichtigt werden.
Nachhaltige Geldanlage: Was soll sie bewirken?
Wer sein Geld nachhaltig investiert, will damit eine Wirkung erzielen, z.B. Klimaschutz fördern, ein Umdenken in der Wirtschaft herbeiführen oder jene belohnen, die eine nachhaltige Wirtschaft bereits umsetzen oder fördern. Es geht also um eine konkrete Nachhaltigkeitswirkung. So vielfältig wie der Begriff Nachhaltigkeit selbst und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.
Bei einem Investment geht es also um die Frage: Was kann eine nachhaltige Geldanlage konkret bewirken? Kann sie zum Erreichen eines bestimmten Nachhaltigkeitsziels beitragen? Und wie wird diese nachhaltige Wirkung gemessen und auf Dauer sichergestellt? Genau dabei geht es bei der EU-Offenlegungsverordnung für die nachhaltige Geldanlage: Eine nachhaltige Wirkung soll definiert, transparent gemacht, gemessen und sichergestellt werden.
Das Ziel ist absolut sinnvoll, die Umsetzung in der Praxis ist bislang allerdings schwierig, weil es an geeigneten Daten zur Messbarkeit der Nachhaltigkeitswirkung fehlt. Dazu müsste sehr genau erhoben werden, wie das Geld konkret eingesetzt wird und was passiert wäre, wenn das Geld nicht investiert worden wäre. Diese Schwierigkeiten der Messbarkeit bei Impact Investing sind grundsätzlich bekannt. Besonders schwer ist die Messung natürlich bei Fonds oder ETFs, die zur gezielten Risikominimierung besonders viele Unternehmen abbilden.
Klimaschutz als messbares Kriterium
Die Schwierigkeit, eine Nachhaltigkeitswirkung zu messen, liegt sicher auch am generellen Charakter des ein oder anderen Nachhaltigkeitsziels. So gehören zu den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) der Vereinten Nationen auch Begriffe wie Bildung, Frieden, Gerechtigkeit, Wohlergehen, Leben unter Wasser, nachhaltige Gemeinden und viele andere wichtige Ziele.
Klimaschutz als wesentliches und zentrales Ziel der Weltgemeinschaft ist dagegen leicht operationalisierbar, also in Messwerten ausdrückbar. Jedes Gramm Kohlendioxid-Emission, das eingespart wird, hat einen positiven Effekt und hilft dabei, den Klimawandel einzudämmen. Jede Einsparung von Treibhausgasen trägt schließlich auch dazu bei, das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, müssten weltweit die Treibhausgas-Emissionen auf etwa die Hälfte reduziert werden. Aktuell ist allerdings das Gegenteil der Fall: Die Emissionen steigen, wie die internationale Energieagentur gerade erst bekannt gegeben hat. 2022 werden im Vergleich zum Vorjahr rund 300 Mio. Tonnen mehr Kohlendioxid ausgestoßen – ein Anstieg um etwa ein Prozent.
Für eine nachhaltige Geldanlage ist es also mit Sicherheit ein erstrebenswertes Ziel mit dem Investment zur Vermeidung und Reduzierung der Treibhausgase beizutragen. Dieser Effekt ist auch leichter mess- und nachweisbar als bei anderen generellen Nachhaltigkeitszielen. Wie das Pariser Klimaabkommen zeigt, ist der Klimaschutz ein besonders wichtiges und zentrales Ziel unter den Nachhaltigkeitszielen.
Gefahren und Auswirkungen des Klimawandels bei uns
Die große Bedeutung wird nicht nur durch die dramatischen Überschwemmungsbilder aus dem Ahrtal im Sommer 2021 und die Schwierigkeiten vieler Menschen, danach wieder ein normales Leben und die zerstörten Wohnungen und Häuser aufzubauen, deutlich. Überschwemmungen sind nur ein Beispiel von vielen. Längst sind die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland spürbar geworden.
Das zeigt sich beispielsweise, daran dass
- fast zwei Drittel der Befragten in Deutschland (63,3 %) Sorgen haben, dass ihr Eigentum durch Sturm beschädigt werden könnte. Schäden durch Hochwasser oder Überschwemmung fürchten 39,9 %, wie eine Umfrage für Cosmos-Direkt zeigt;
- 47 Prozent der Deutschen sich Sorgen um die Folgen des Klimawandels und die Zunahme von Naturkatastrophen machen. Das zeigt die Langzeit-Studie “Die Ängste der Deutschen”.
- mittlerweile auch die Versicherungswirtschaft auf die steigenden Schäden an Eigentum wie Immobilien oder Autos reagiert – 2023 stiegen die Beiträge für Wohngebäudeversicherungen laut Check24 um 15 %. 2021 hatte die Versicherungswirtschaft demnach eine so hohe Schadensumme wie noch nie verzeichnet;
- nach einem ESG-Klimarating nur sechs von insgesamt 10.979 Gemeinden in Deutschland so gut wie keine Schäden durch den Klimawandel zu befürchten hätten. Besonders bedroht sind demnach „einzelne Küstengebiete an Nord- und Ostsee, großräumige Regionen im südlichen Baden-Württemberg und Bayern sowie Areale im Saarland, im Bayerischen Wald, im Thüringer Wald und im Erzgebirge“. Auch Großstädte wie Bremen, Hamburg, Köln, Düsseldorf und Stuttgart sind besonders stark bedroht. Neben Bedrohung durch Überschwemmungen und Hochwasser sind bei der Untersuchung auch Wasserhaushalt, Hitzetage und Klimawandel-Effekte auf die Natur, die Gesundheit und die Wirtschaft berücksichtigt worden.
Eine nachhaltige Geldanlage sollte genau solchen Entwicklungen entgegenwirken und konkret zum Klimaschutz beitragen. Genau das wollen wir bei growney mit der Auswahl der Investments bewirken – achten dabei aber gleichzeitig auf eine breite Diversifizierung, denn auch bei nachhaltigen Investments soll das Risiko gezielt verringert werden.