… und was an diesen Börsenweisheiten dran ist! Ein solides, erfolgreiches, gutes Investment, um das man sich wenig kümmern muss – …
Experten empfehlen tatsächlich ein regelmäßiges Depot-Rebalancing. Dabei geht es darum, Verschiebungen bei der Geldanlage auszugleichen. Das bedeutet Aktien verkaufen, die zuletzt sehr gut gelaufen sind und Aktien kaufen, die sich nicht so gut entwickelt haben.
Rebalancing: Definition und Beispiele
Also wie funktioniert Rebalancing? Und was bedeutet Rebalancing genau? Der Fachbegriff beschreibt die Umschichtung bzw. die Neugewichtung (englisch: Rebalancing) von Geldanlagen. Dabei soll eine ursprünglich gewünschte Asset Allokation (also: Aufteilung der Anlageklassen) wieder hergestellt werden – je nach Kursentwicklung verschiebt sich diese Aufteilung nämlich ständig.
Das zeigt auch unser Beispiel für Rebalancing: Aktien entwickeln sich je nach Marktlage sehr unterschiedlich. Wer im Januar 2020 zu gleichen Teilen Aktien von zehn Firmen gekauft hat, wird feststellen: Statt 10 Prozent Depotanteil, haben manche Werte nach einem Jahr über 45 Prozent Anteil, andere nur noch 2,4 Prozent.
Genau in so einer Situation setzt es an, das Rebalancing: Portfolio und Aktienverteilung sollen wieder auf den Ursprungswert zurückgesetzt werden, also jeder Wert mit jeweils 10 Prozent vertreten sein. Konkret wären also von den Positionen Tesla, Vestas und Apple Aktien zu verkaufen, alle anderen Werte müssten aufgestockt werden.
Auch prominente Investoren betreiben beim Handel mit Aktien Rebalancing. Bekanntes Beispiel ist Warren Buffets Investmentfirma Berkshire Hathaway: Sie trennte sich im letzten Quartal 2020 von einem Teil der Apple-Aktien, weil die zuletzt so gut gelaufen waren – ganz so wie in unserem Beispieldepot.
Nicht nur für Einzelaktien gibt es allerdings die Strategie des Rebalancing. ETF-Portfolios können ebenso Verschiebungen aufweisen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Geldanlage jeweils zu 50 Prozent auf Aktien- und Anleihe-ETFs setzt. Angenommen die Aktien-ETFs erzielen eine deutliche höhere Rendite als die Anleihen, so verschiebt sich das Verhältnis von Jahr zu Jahr. Ohne Rebalancing wird der Aktienanteil im Depot vergleichsweise hoch – steigt in dem Beispiel nach 7 Jahren auf 60 Prozent.
Ebenso können sich auch Länderverteilungen durch die unterschiedliche Kursentwicklung verschieben. Auch das ein Fall fürs Rebalancing: Depot und Länderverteilung werden entsprechend der ursprünglichen Asset Allokation zurückgesetzt. All das setzt natürlich voraus, dass der Geldanlage eine bestimmte Strategie zugrunde liegt – und man nicht nur spontan einigen Aktien-Tipps folgt.
Kein unnötiges Risiko im Depot
Das Hauptziel dieses Rebalancings ist die Risikooptimierung für den Anleger. Denn durch die Verschiebungen im Depot verändert sich ohne Frage auch das Risiko. Enthält ein Depot nicht mehr 10 Prozent Tesla-Aktien, sondern – wie in unserem Beispiel – zu mehr als 45 Prozent, so ist das Risiko fürs gesamte Portfolio deutlich höher als noch im Januar 2020. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Entwicklung des zweiten Beispieldepots: Bei einem Aktienanteil von 60 Prozent ist das Risiko zweifellos höher, als wenn dieser Anteil nur 50 Prozent beträgt.
Immer wieder wird im Zusammenhang mit Depot-Rebalancing auch der Mean Reversion-Effekt genannt. Dieses Phänomen an den Märkten besagt: Wenn eine Aktie (bzw. ein Asset – also eine bestimmte Anlageklasse) stark steigt, steigt damit tendenziell auch die Gefahr einer Überbewertung. Umgekehrt finden sich unter den Aktien mit einer schlechten Kursentwicklung wahrscheinlich mehr unterbewertete Werte.
Die Folge, wenn Anleger einfach ein Depot eröffnen und es komplett und untätig der Börsenentwicklung überlassen: Über die Jahre haben tendenziell überbewertete Werte einen großen Anteil im Portfolio, tendenziell unterbewertete Assets sind nur mit ganz geringen Anteilen vertreten. Es entsteht also ein unnötiges Risiko im Depot.
Insofern lässt sich die Frage „Ist Rebalancing sinnvoll?” in jedem Fall mit einem klaren Ja beantworten.
Schwieriger wird dann beim Thema Depot aufräumen das konkrete Wie: Eigentlich bedarf es dafür eines komplexen Rebalancing-Rechners. In unserem Beispiel 1 müssten so 78,1 Prozent der Tesla-Aktien im Depot, 28,2 Prozent von Vestas Wind Systems und 8,5 Prozent der Apple-Aktien verkauft werden, um die Werte jeweils wieder auf einen Anteil von 10 Prozent zu bringen. Von dem Erlös müssten dann die anderen sieben Titel jeweils so nachgekauft werden, dass sie ebenfalls jeweils wieder 10 Prozent im Portfolio ausmachen. Das heißt, selbst die 2020 gut gelaufene Netflix-Aktie müsste nachgekauft werden, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.
(Übrigens: Bei seiner letzten Umschichtung im 4. Quartal 2020 hat Warren Buffet Aktien von Apple in ganz ähnlichem Umfang reduziert wie in unserem Praxisbeispiel: Buffets Firma verkaufte rund 6 Prozent der Apple-Aktien).
Depot & Rebalancing: Rechner schauen auf die Kosten
Doch wie verhält es sich mit den Kosten? Schließlich entstehen durch diese Teil-Verkäufe und Zukäufe immer wieder Kosten, die zulasten der erzielten Realrendite gehen. Eine beliebte Börsenweisheit lautet deshalb: Hin und Her macht Taschen leer. Deswegen macht es Sinn, sich genauer anzuschauen, welche Effekte sich für Kosten und Rendite anhand empirischer Daten für das Rebalancing berechnen lassen.
Bei growney haben wir genau das getan. Vor dem Marktstart im Mai 2016 standen wir vor der Frage, ob ein Rebalancing Bestandteil der growney-Anlagestrategien sein soll oder ob wir aus Rücksicht auf die möglichen Kosteneffekte darauf verzichten.
Grundlage waren dabei die empirischen Marktdaten von 15 Jahren (2000-2014). Für unterschiedliche Szenarien (mit bzw. ohne Sparplan in unterschiedlicher Höhe, Anlagebeträge von € 5.000 bzw. € 25.000) wurde dann untersucht: Wie entwickelt sich ein Investment-Portfolio mit jährlichem Rebalancing wenn man es mit einem Depot vergleicht, in dem die Kursentwicklungen nicht ausgeglichen werden?
Langfristig positiver Effekt für die Rendite
Das Ergebnis ist eindeutig: Betrachtet man einen langfristigen Zeitraum von 15 Jahren, entwickelt sich das Rebalancing-Depot in jedem Fall deutlich besser. Und zwar in allen betrachteten Szenarien (€ 5.000 wie € 25.000, ohne und mit Sparplan). Der Effekt macht (nach Abzug aller Kosten) bis zu 0,86 % im Jahr aus – mindestens aber 0,47 % p.a.
Das heißt konkret: Über 15 Jahre betrachtet, entwickelt sich ein ETF-Depot mit jährlichem Rebalancing jedes Jahr um 0,47 % bis 0,86 % besser, als wenn man darauf verzichtet, im Rahmen von Rebalancing ETFs teilweise zu verkaufen und nachzukaufen.
Das liegt sicher auch am Mean Reversion Effekt. So werden durch das regelmäßige Rebalancing Depot-Positionen ausgebaut, die unterbewertet sind – das stärkt die gesamte Rendite-Entwicklung des Portfolios.
Für kürzere Zeiträume in der empirischen Untersuchung, ist das aber nicht immer gegeben. Die Betrachtung von 5-Jahres-Zeiträumen (2000 bis 2004, 2005 bis 2009, 2010 bis 2014) zeigt, dass Rebalancing kurzfristig auch einen negativen Effekt haben kann: Für 2000 bis 2004 und 2010 bis 2014 ergibt sich dazu je nach Szenario eine Minderung der Rendite von 0,05 % bis 0,16 % pro Jahr. Bemerkenswert ist dabei aber, dass der negative Effekt bei langfristiger Betrachtung über 15 Jahre mehr als ausgeglichen wird – und die durchschnittliche Rendite durch das Depot-Rebalancing tatsächlich gesteigert wird.
Wie oft Rebalancing sinnvoll ist?
Bei der Frage, wann Rebalancing sinnvoll ist, gibt es unterschiedliche Ansätze:
- ein Kalender-Rebalancing, das regelmäßig durchgeführt wird, z.B. in jährlichen Abständen
- ein reaktives Rebalancing, das durch bestimmte Kursbewegungen ausgelöst wird, etwa wenn Schwankungen und Volatilität eine bestimmte Grenze überschreiten
Die zweite Variante kann allerdings bedeuten, dass ein Rebalancing mehrmals im Jahr ausgelöst wird und jedes Mal entsprechende Kosten zulasten der Rendite verursacht. Und schon ergibt sich der Effekt, der mit dem Börsen-Sprichwort „Hin und Her macht Taschen leer“ beschrieben wird. Das Börsenjahr 2020 zeigt dies besonders eindrucksvoll: Durch den Kurseinbruch im Februar und März infolge der Coronakrise traten sehr starke Schwankungen auf – im Jahresverlauf wurden diese Verluste aber größtenteils wieder ausgeglichen. Ein reaktives Rebalancing hätte dann jede Menge Portfolio-Umschichtungen bedeutet.
Bei growney wollen wir genau diesen Effekt viel zu hoher Transaktionskosten vermeiden. Gleichzeitig zeigt die empirische Untersuchung, dass ein Kalender-Rebalancing (jährlich) sich langfristig sehr positiv auswirkt.
Deswegen gilt für alle Anlagestrategien bei uns: Einmal im Jahr werden die Depotentwicklungen durch Rebalancing ausgeglichen. Das übernehmen wir automatisch für alle unsere Kunden. Sie brauchen also keinen Rebalancing-Rechner zu bemühen oder selbst komplexe Berechnungen anzustellen, welche Wertpapiere im Depot Sie verkaufen oder nachkaufen sollten.