Finanzbildung ist wichtig. Das Bild zeigt einen Bücherstapel.

Wer weiß, gewinnt – warum Finanzbildung so wichtig ist

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17. April 2020 // Vorsorge

ETF, ETWas? Nicht nur die unterschiedliche Bedeutung von aktiven und passiven Geldanlagen ist vielen Deutschen unklar, wie eine neue Studie belegt. Dass es um die finanzielle Bildung hierzulande nicht eben gut steht, ist nicht nur schade. Es kann auch richtig teuer werden – spätestens im Rentenalter.

„Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen.“ Was Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika, bereits vor rund 300 Jahren wusste, ist auch heute noch aktuell. Vor allem und ganz wortwörtlich, wenn es um die eigenen Finanzen geht. Denn Wissen schützt vor Fehlentscheidungen – die in diesem Bereich oft besonders schmerzlich sein können.

Leider ist Franklins Erkenntnis zu vielen der heute Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch nicht ganz durchgedrungen. Erinnern Sie sich noch an die große Diskussion vor fünf Jahren, angestoßen von der Abiturientin Naina? Sie schrieb damals auf Twitter: „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtanalyse schreiben. In 4 Sprachen.“ Politik und Prominenz forderten damals mehr lebenspraktische Bildung in den Schulen, allen voran mehr Kompetenzen im Umgang mit Geld. Doch seither hat sich offenbar nicht viel getan, wenn man einer neuen Studie glauben darf.

Finanzwissen bei jungen Leuten: mittelmäßig bis mangelhaft

Im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) wurden dafür mehr als 500 Personen im Alter zwischen 16 und 29 zu ihrem Wissen über verschiedene Finanzthemen befragt. Insgesamt überwog dabei die Ansicht, das eigene Finanzwissen sei mittelmäßig. Am meisten meinten die jungen Leute dabei, etwas vom Thema Sparen zu verstehen: Knapp 60 Prozent schätzen ihr Wissen als „gut“ ein. Bei den Themen „Kredite“ und „Altersvorsorge“ lag dieser Prozentsatz aber nur noch bei rund 30 Prozent. Mangelhaft sieht es beim Wissen zum Thema „Börse“ aus: Nur noch ein Viertel der Befragten meinte, sich hier „gut“ auszukennen, etwas mehr als 40 Prozent dagegen schätzen ihr Wissen als „schlecht“ ein.

Besonders problematisch ist laut der Studie vor allem die Haltung der jungen Leute ohne Schulabschluss: Einerseits überschätzen sie ihre Kompetenz in finanziellen Dingen, andererseits zeigen sie aber auch von allen befragten Gruppen das geringste Interesse an diesen Themen. Das kann sich als fatal erweisen – denn gerade diese Gruppe dürfte in Zukunft zu den besonders von Armut im Alter bedrohten gehören.

Interesse an Finanzthemen: Fehlanzeige

Ebenfalls besorgniserregend ist das allgemeine Desinteresse junger Menschen am Thema. „Finanzen? Interessieren mich nicht“, scheint die weit verbreitete Haltung zu sein. Das ändert sich nur dann, wenn sie direkt damit konfrontiert werden. Wenn also zum ersten Mal ein Girokonto eröffnet wird oder man sich mit dem Abschluss einer eigenen Krankenversicherung auseinandersetzen muss, ist das Interesse da. Oder wenn diese Themen im Schulunterricht behandelt werden. Letzteres passiert – anders als man eigentlich denken sollte – allerdings nicht regelmäßig: Finanzielle Bildung ist nicht bundesweit in den Lehrplänen verankert. Kein Wunder also, dass kaum jemand was darüber weiß. Zwar haben sich mittlerweile viele Vereine und gemeinnützige Organisationen der Finanzbildung in Deutschland verschrieben – was aber fehlt, ist eine zentrale Anlauf- und Informationsstelle. Das hat auch die DIA-Studie bestätigt.

Dabei ist Finanzbildung alles andere als Luxuswissen: Die binomischen Formeln zu kennen und zu wissen, welche Schriftsteller das Leben in der deutschen Nachkriegszeit besonders eindrucksvoll in Worte fassen konnten, ist gut und wichtig. Aber zu verstehen, wie man sein Geld so anlegen kann, dass man im Alter trotz sinkendem staatlichen Rentenniveau gut über die Runden kommt – das kann durchaus existenziell werden.

Auch Erwachsene wissen nicht genug

Leider sieht die finanzielle Kompetenz auch bei Erwachsenen nicht wirklich besser aus. Das belegte kürzlich die Lebensversicherung von 1871 a. G. München mit einer repräsentativen Umfrage unter 2.028 Personen ab 18 Jahren. Demnach glauben zum Beispiel 37 Prozent der dabei Befragten, dass sie vor allem bei klassischen Geldanlageprodukten Zinsen bekommen. Und während sich noch 62 Prozent zutrauen, den Begriff „Rendite“ zu erklären, sind es bei „Aktienindex“ 41 Prozent und bei „ETF“ nur noch 17 Prozent. Wer sich so wenig auskennt, hat schlechte Chancen, sein Vermögen aufzubauen oder seine Rente aufzubessern.

Mögliche Folgen: Verschuldung und Altersarmut

Wozu mangelndes Finanzwissen im schlimmsten Fall führen kann, ist Verschuldung. Wer grundlegende Wirtschafts- und Finanzkreisläufe nicht versteht, fällt leichter auf vermeintlich günstige Angebote bei Ratenkauf, Finanzierungen, Versicherungen oder Ähnlichem herein – mit möglicherweise ernsten Folgen. So war 2018 jeder siebte unter 30-Jährige in Deutschland überschuldet – sie konnten also ihre Rechnungen nicht mehr regelmäßig begleichen. Schulden aus Handyverträgen stehen dabei in dieser Altersgruppe ganz oben auf der Liste. Unkontrollierter Konsum und mangelndes Wissen über den Umgang mit Geld können also dazu führen, dass bereits der Start ins Erwachsenenleben von finanziellen Sorgen überschattet wird. Für viele setzt sich diese Realität auch später fort: Im vergangenen Jahr waren nach Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform insgesamt 6,92 Millionen Bundesbürger überschuldet.

Ein Leben unter dem Damoklesschwert der Zahlungsunfähigkeit ist ein hoher Preis für mangelnde Finanzbildung. Was noch hinzukommt: Wer heute kein Geld hat, kann nichts für morgen sparen und so seine finanzielle Situation im Rentenalter aufbessern. Und selbst wer Geld hat, aber tatsächlich noch denkt, dass er mit Sparbuch, Tagesgeldkonto & Co. noch zinsbringend etwas gewinnt, der droht spätestens im Ruhestand mit ziemlich leeren Taschen dazustehen.

„Zum Grundwissen beim Thema Finanzen sollten zwei Dinge gehören“, sagt Prof. Dr. Dietmar Hillebrand, Leiter des Steinbeis Transferzentrums Quantitative Finance, Professor für Wirtschaftsmathematik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und wissenschaftlicher Berater des Robo-Advisors growney: erstens, dass die gesetzliche Rente für einen angemessenen Lebensstandard im Ruhestand nicht mehr ausreichen wird. Und zweitens, dass eine breit diversifizierte Geldanlage in Exchange Traded Funds (ETFs), die die Performance eines bestimmten Aktien- oder Anleiheindex nachbilden, die bessere und günstigere Wahl gegenüber vielen anderen ist. „Wer diese beiden Erkenntnisse kombiniert, kann mit Investitionen in ETFs bereits frühzeitig dafür sorgen, dass es später im Alter nicht eng wird“, so Hillebrand. Und dabei sogar noch sparen: Gegenüber aktiv gemanagten Fonds entfällt bei ETFs das Gros der Verwaltungskosten. Das ist gut für die Rendite. Und so kann Wissen tatsächlich echte Zinsen erwirtschaften.



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