Wer als Anleger den Bitcoin-Kursverlauf verfolgt, braucht bisweilen gute Nerven: Die bekannteste Kryptowährung war Mitte April schon …
Trotzdem gibt es weiter einige, die ausdrücklich den Bitcoin-Kauf empfehlen – und hohe Kursgewinne versprechen. Sie verweisen meist auf den rasanten Anstieg des Bitcoin-Kurses in den letzten Jahren. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren (9. Juli 2019) wurde der Bitcoin mit etwa 12.500 US-Dollar gehandelt – Kursanstieg der letzten 24 Monate also insgesamt 260 Prozent (beim Bitcoin-Kurs in Euro ist der Anstieg allerdings nicht ganz so hoch).
Die Entwicklung zeigt aber vor allem eines: Der Bitcoin-Kurs ist sehr volatil. Der Business Insider schreibt bereits über die Krypto-Währung: „Ihr Kurs schwankt wie ein Betrunkener nach zehn Flaschen Bier.“
Wer also wirklich Bitcoin kaufen will, muss sich daher ständig informieren: „Was kosten aktuell Bitcoins?“ Schon binnen eines Tages kann der Kurs heftig schwanken – und so deutliche Kursverluste einbringen. Das gilt nicht nur für Bitcoin, sondern auch für Bitcoin-ETFs, die die Kursbewegungen nachvollziehen – und für alle anderen Krypto-Währungen. Rund 4.000 unterschiedliche Coins gibt es mittlerweile. Selbst die Kenner dieser Assetklasse haben da längst den Überblick verloren.
Das Prinzip Hoffnung
Vor allem ein Motiv steckt hinter der Kursentwicklung von Krypto-Coins wie Bitcoin: Spekulation. Die Käufer hoffen darauf, dass sich die jeweilige Krypto-Währung durchsetzt und weltweit als Zahlungsmittel anerkannt wird. Davon würde profitieren, wer früh in die Kursrallye eingestiegen ist. Eine zweite Hoffnung: kluges Timing – selbst wenn sich Bitcoin nicht am Markt durchsetzen kann, können Anleger natürlich Kursgewinne mitnehmen, wenn sie ihre Coins teurer verkaufen als sie für die Bitcoins bezahlt haben. Das geht natürlich nur, solange andere Käufer bereits sind, entsprechend hohe Preise zu bezahlen.
Bitcoin kaufen ist also eine Art Währungsspekulation, bei der vor allem die Erwartung im Vordergrund steht, dass die Krypto-Währung künftig stärker gefragt ist als heute. Genau das ist auch das Risiko bei Bitcoin und bei allen anderen Coins (Ethereum, Dogecoin, Ripple oder Cardano um nur einige Bitcoin-Alternativen zu nennen). Setzt sich die Währung nicht international als anerkanntes Zahlungsmittel durch, droht der Abfall in die Bedeutungslosigkeit.
Anders als bei Aktien oder Anleihen steht bei Krypto-Währungen nämlich kein realer Wert dahinter: kein Geschäftskonzept, keine Gewinnmargen, keine Aussicht auf regelmäßige Erträge wie Dividenden (bei Aktien) oder Zinsen (bei Anleihen). Das haben Bitcoin und Co mit anderen Währungen – aber auch mit Rohstoffen wie Gold oder Erdöl bzw. Erdgas – gemeinsam. Auch wer beispielsweise auf eine positive Entwicklung des US-Dollars setzt, kann ganz einfach Pech haben. Im Zuge der Coronakrise hat der Dollarkurs in den vergangenen Monaten eingebüßt: ein Minus von 5,5 Prozent. Oft sind Währungs-Schwankungen vor allem von politischen Entscheidungen abhängig und entsprechend schwer vorherzusagen.
Was beeinflusst den Bitcoin-Kurs aktuell?
Genauso ist es beim Bitcoin und bei anderen Krypto-Währungen. So profitiert der Bitcoin-Kurs davon, wenn Institutionen versprechen, die Coins als offizielles Zahlungsmittel zu akzeptieren. Diesen Schritt will beispielsweise El Salvador gehen: Ab September soll Bitcoin in dem Land offizielles Zahlungsmittel sein.
Im ersten Quartal dieses Jahres erlebte der Bitcoin-Kurs einen starken Anstieg – bloß aufgrund einer Entscheidung von Tesla: Nach einer Ankündigung von Elon Musk, Bitcoin werde künftig von Tesla als Zahlungsmittel akzeptiert, schoss der Kurs in die Höhe. Als Tesla später einen Rückzieher machte, brach die Krypto-Währung wieder direkt ein. Musk legte noch nach und kritisierte, das Bitcoin-Mining sei viel zu umweltschädlich.
Aber auch andere politische Entscheidungen wirken sich darauf aus, wie der Bitcoin gerade notiert. Das zeigte sich Anfang Juni: US-Ermittler gelang es erstmals im großen Stil, Bitcoin zu beschlagnahmen: Sie hatten ein digitales Depot (Wallet) identifiziert, das Hacker offenbar für eine Lösegeld-Zahlung genutzt hatten. Die Benzinversorgung in den USA war im Frühjahr von Hackern attackiert worden, die Pipelines wurden erst nach einer Bitcoin-Zahlung wieder freigegeben.
Die Hoffnung der Erpresser, die Behörden kämen an die Krypto-Währung nicht heran erfüllte sich aber nicht: Durch die Beschlagnahmung wurden sie den größten Teil des Lösegeldes wieder los. Jahrelang hatten Cyberkriminelle darauf gebaut, dass Ermittlern so etwas niemals gelingen könnte, weil Bitcoin auf eine Blockchain-Technologie setzt: Eine dezentrale, über ein Netzwerk organisierte Datenbank verzeichnet dabei sämtliche Transaktionen. Alle Mitglieder können die Bitcoin-Transaktionen überprüfen und einander problemlos Werte übertragen – Sender und Empfänger sind dabei allerdings anonymisiert und verschlüsselt. Doch der Schlag der US-Behörden zeigt, dass sie sehr wohl illegale Geldströme identifizieren und dagegen einschreiten können.
Experten sind sicher: Das wird die Attraktivität von Krypto-Währungen deutlich verringern.
Sind da Kursmanipulationen möglich?
Da Bitcoin nicht von einer Zentralbank ausgegeben und kontrolliert wird, gibt es auch keine Instanz, die bei möglichen Kurs-Manipulationen eingreifen kann. Vor allem Tesla-Chef Elon Musk sieht sich häufiger Attacken ausgesetzt, er versuche Einfluss auf den Kurs zu nehmen. So hatte sein Unternehmen Tesla beispielsweise Bitcoin gekauft bevor es ankündigte, die Krypto-Währung als Zahlungsmittel für seine E-Autos zu akzeptieren. Den darauffolgenden Kursanstieg bei Bitcoin nutze Tesla dann für Teilverkäufe – und machte entsprechend Gewinn.
Immer wieder gibt es deshalb den Vorwurf an Elon Musk, Twitter für Kursmanipulationen zu nutzen. Ein Tweet des Tesla-Chefs reicht in der Tat, um den Kurs von Bitcoin in die ein oder andere Richtung zu beeinflussen. Das zeigt sich auch bei anderen Krypto-Währungen, etwa der einst als Spaßwährung gestartete Dogecoin. Auch hier hatte Musk erst für einen Kursanstieg gesorgt – und dann aber vor einem Investment gewarnt.
Der digitale Euro oder Dollar als Bitcoin-Alternativen?
Aber auch eine andere Entwicklung beeinflusst den Bitcoin-Kurs: Die Idee, einen digitalen Euro bzw. andere digitale Währungen einzuführen, etwa einen digitalen US-Dollar oder ein digitales Pfund (auch „Britcoin“ genannt).
Dabei setzen die Zentralbanken auf die schnelle und digitale Übertragung von Guthaben. Bislang braucht es dafür ein Bankkonto, damit Geld vom Sender zu einem Empfänger geschickt werden kann – oder man nutzt Transferdienste (wie Western Union, Wise oder MoneyGram) für die Zahlungsanweisung.
Aber: Was soll der digitale Euro bewirken? Mit einer digitalen Währung könnte dann eine App reichen: Übertragung an den Empfänger binnen Sekunden, von App zu App, so die Idealvorstellung der Zentralbanken. Dafür bräuchte es dann kein Bankkonto mehr, es reicht eine digitale Geldbörse (Wallet), in der das Geld gespeichert ist – und die dann via App bedient werden kann.
Tatsächlich gibt es viele Gründe, wieso digitaler Euro und andere Währungen attraktiver sein könnten als Bitcoin oder andere Krypto-Coins:
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Die digitalen Zahlungen dürften dann wesentlich schneller gehen als bei Bitcoin. Denn die Verifikation einer verschlüsselten Übertragung über die Blockchain-Technologie nimmt bei Bitcoin schon mal einige Stunden in Anspruch.
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Wird eine digitale Währung durch eine Zentralbank kontrolliert, ergibt sich auch eine ganz andere Verlässlichkeit. Dann kümmert sich nämlich jemand um die Stabilität der Digitalwährung. So große Kursschwankungen wie beim Bitcoin aktuell dürften dann nicht mehr auftreten.
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Wird die digitale Währung nicht anonym, sondern durch eine Zentralbank ausgegeben, gibt es auch mehr Sicherheit für die Käufer: Wie bei einer Bargeld-Währung steckt das Versprechen einer staatlichen Institution dahinter, für Wertbeständigkeit der Digitalwährung zu sorgen.
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Durch die höhere Transparenz von Transaktionen wäre ein digitaler Euro oder der digitale Dollar auch weniger attraktiv für Kriminelle, die bislang häufig Bitcoin für Erpressungen oder Lösegeldzahlungen nutzen. Diese Transparenz könnte definitiv zu einer größeren Akzeptanz von Digitalwährungen führen.
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Natürlich muss eine digitale Währung auch absolut sicher sein. Wenn künftig ein Wallet als Speicherort für den digitalen Euro das klassische Bankkonto ersetzen soll, muss gewährleistet sein, dass niemand unberechtigten Zugang zum digital hinterlegten Vermögen hat. Anders als bei Bitcoin und anderen Krypto-Coins hätten aber Strafverfolgungsbehörden natürlich Zugang zu den Wallets.
Digitalwährungen, die von Notenbanken herausgegeben und kontrolliert werden, könnten sich also in den nächsten Jahren zu einer echten Bitcoin-Alternative entwickeln. Allerdings müssen die technologischen Voraussetzungen dafür erfüllt sein.