Neue Autos auf Lager; Kaufen als Schutz vor Inflation - soll ich teure Anschaffungen vorziehen?

Kaufen als Schutz vor Inflation - soll ich teure Anschaffungen vorziehen?

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23. September 2022 // Aktuelles

Die Preissteigerungen im Alltag machen sich beim Einkauf schon deutlich bemerkbar. Deswegen fragen sich bereits viele Menschen: Was tun gegen Inflation? Oder: Kann das Geld wertlos werden? Manche empfehlen gar eine ungewöhnliche Strategie gegen den drohenden Kaufkraftverlust: Wer eher teure Anschaffungen jetzt vorzieht, entgeht den nächsten Preissteigerungen, so die Hoffnung. Doch ist das wirklich ein guter Tipp gegen die Inflation?

Eine aktuelle Umfrage zeigt es: Knapp jeder Zehnte, der aktiv etwas gegen die Inflation tun will, gibt „vorgezogenen Konsum“ als Strategie an. Das heißt: Lieber jetzt Geld ausgeben und dafür Dinge kaufen, die man sonst erst in einigen Jahren anschaffen würde. Das kann beispielsweise ein Auto, Motorrad bzw. Fahrrad sein oder auch die neue Küche, die eigentlich erst später gekauft werden sollte.

Die Überlegung dahinter: Steigen die Preise für ein bestimmtes Produkt entsprechend der allgemeinen Inflationsrate (in Deutschland derzeit 7,9 % im Vergleich zum Vorjahresmonat), dann könnte ein Neuwagen für heute 25.000 Euro im kommenden Jahr schon 26.975 Euro kosten. Wer den Autokauf vorzieht, könnte die Preissteigerung also vermeiden.

Dabei gibt es wichtige Punkte, die unbedingt beachtet werden sollten.

1. Aktuelle Sondersituation

Derzeit werden die Preisesteigerungen vor allem durch zwei Faktoren stark beeinflusst: 1. den stark steigenden Energie- und Rohstoffkosten, verschärft vor allem durch Russlands Krieg gegen die Ukraine. 2. einer Verschiebung im Verhältnis von Angebot und Nachfrage, so dass aktuell ein hohes Kaufinteresse auf ein eher kleineres Warenangebot trifft. Das ist tatsächlich immer noch eine Nachwirkung der Corona-Pandemie, durch die weltweite Lieferketten eine Zeit lang unterbrochen wurden.

Wer strategisch agieren will, sollte dabei auch überlegen, ob es sich wirklich um einen günstigen Zeitpunkt für eine solche Kaufentscheidung handelt, weil die Preisgestaltung gerade stark durch das Angebot-Nachfrage-Verhältnis geprägt ist. Möglicherweise gehören Sie dann zu den Käufern, die in einer sehr ungünstigen Marktsituation einen unnötig hohen Preis bezahlen.

2. Preissteigerung ist nicht für alle Produkte gleich

Zudem handelt es sich bei der allgemeinen Inflationsrate in Deutschland um einen Durchschnittswert. Gemessen wird die Veränderung der Preise an einem bestimmten Waren- und Dienstleistungsangebot, das für einen Durchschnittsverbrauch berechnet wird. Die aktuelle Inflationsrate von 7,9 Prozent (gegenüber dem Vorjahresmonat) heißt also nicht, dass alle Produkte gleichermaßen teurer geworden sind. Die massivsten Preiserhöhungen betreffen dabei die Ausgaben für Energie (+ 35,6 Prozent gegenüber dem August 2021) oder Nahrungsmittel (+ 16,6 Prozent) – also Produkte, bei denen es eher schwieriger wird, die Strategie des vorgezogenen Konsums anzuwenden.

Besonders hebt die Statistikbehörde destatis folgende Produkte als Preistreiber in der Inflation hervor:

  • Heizöl: +94,6 % gegenüber August 2021
  • Brennholz: +85,7 %
  • Sonnenblumenöl, Rapsöl etc.: +81,2 %
  • Erdgas: +59,2 %
  • Flüssiggas: +53,7 %
  • Butter: +49,0 %
  • Dieselkraftstoff: +36,1 %

Bei anderen aufgeführten Produkten ist der Preis hingegen sogar gesunken. Beispiele dafür sind:

  • Betriebssysteme, Computersoftware: - 6,7 %
  • Spielwaren, Hobby-Zubehör: -5,7 %
  • Fernsehgerät, SAT-Anlage etc.: -1,0 %

Trotz der aktuell hohen Inflationsrate in Deutschland hätte es sich also nicht ausgezahlt, wenn man den Kauf eines Fernsehers schon auf den August 2021 vorgezogen hätte, statt das Gerät erst in diesem Jahr zu kaufen. Denn zwischenzeitlich ist der Preis gesunken – man hätte also vor 12 Monaten mit seiner Kaufentscheidung zu viel gezahlt.

Wie entsteht Inflation?

3. Die Schwierigkeit von Vorhersagen

Zudem stellt sich die Frage, wie sich die Preise in der Zukunft entwickeln. Die Berechnung der Inflationsrate in Deutschland erfolgt ex-post, also rückwirkend. Sie bedeutet nicht zwingend, dass die Preise jetzt auch in den nächsten Monaten genauso stark steigen werden. Um darüber Gewissheit zu haben, müssten Sie die Entwicklung vieler Faktoren richtig vorhersagen:

  • die Entwicklung von Produktions-, Rohstoff-, Energie- und Lohnkosten
  • das gesamtwirtschaftliche Verhältnis von Angebot und Nachfrage für das Produkt, dessen Kauf Sie jetzt möglicherweise vorziehen wollen
  • möglicherweise auch die Entwicklung von notwendigen Betriebs- und Folgekosten, weil diese wesentlich zur Attraktivität eines Produkts beitragen
  • sowie staatliche Eingriffe, die das Marktgeschehen wesentlich beeinflussen

Wie schwierig das ist, zeigt sich beispielsweise an der Frage, ob Sie sich jetzt lieber schnell noch ein neues Auto kaufen sollten.

Wenn Sie befürchten, dass die Autopreise in Zukunft steigen werden, weil die Produktionskosten steigen könnten (etwa durch deutlich höhere Energiekosten).

Dabei stellt sich aber zugleich die Frage, ob deutlich steigende Energiekosten (für Benzin und Diesel) nicht auch dazu führen, dass die Nachfrage nach Autos sinken könnte. Die Diskussion um günstigere Angebote für den öffentlichen Personennahverkehr (also Bus und Bahn), höhere Kfz-Steuern oder Parkgebühren bzw. eine gesetzliche Verankerung von Home-Office-Möglichkeiten könnte ein zusätzlicher Faktor für die künftige Preisentwicklung sein.

All das beeinflusst die künftige Preisgestaltung – und müsste also korrekt vorhergesagt werden, um die richtige Entscheidung zu treffen.

4. Zukunftsfähigkeit Ihrer Anschaffung

Wer zum Schutz vor Inflation seinen Konsum vorzieht, geht außerdem ein zusätzliches Risiko ein: das der fehlenden Innovation.

Nehmen wir also an, Sie hätten vor einem Jahr vorausschauend ein neues TV-Gerät gekauft, um damit die Preissteigerung durch die Inflation zu vermeiden. Aufgrund der technologischen Weiterentwicklung haben Sie dann einen Fernseher, der im Vergleich mit einem heutigen Neugerät deutlich weniger Leistung bringt. Denn die neusten TV-Modelle versprechen durch bessere Prozessoren, QD-OLED-Technik, höhere Tonqualität und mehr Möglichkeiten von Home-Entertainment deutlich mehr Spaß. Mit einem älteren Gerät ist das alles nicht möglich.

Zudem zeigt die negative Preisentwicklung der letzten 12 Monate für TV-Geräte: Wer im vergangenen August den Kauf eines neuen Fernsehers vorgezogen hat, hat damals erstens mehr gezahlt als heute und hat zweitens weniger Qualität und Innovation. Gerade bei sich immer weiter entwickelnden Produkten, sollte dieser Aspekt mit einbezogen werden.

5. Ihre Liquidität wird vermindert

Wer sich entscheidet, zum Schutz vor Inflation jetzt eine Kaufentscheidung vorzuziehen, verringert dadurch die eigene Liquidität. Geld, das Sie jetzt also für Anschaffungen ausgeben, steht Ihnen nicht mehr für andere Ausgaben, Energierechnungen oder spätere Anschaffungen zur Verfügung. Auch das gilt es genau in Betracht zu ziehen, damit Sie sich nicht in einigen Monaten darüber ärgern, etwa für ein neues Auto jetzt so viel Geld ausgegeben und damit die eigene finanzielle Flexibilität deutlich verringert zu haben.

Problematisch kann das insbesondere werden, wenn Sie sich für eine Finanzierung oder einen Konsumentenkredit entscheiden, um den vorgezogenen Kauf zu bezahlen. Dann kommt ja zu einer möglichen weiteren Preisentwicklung noch eine zusätzliche Belastung hinzu, weil sie die monatlichen Raten in jedem Fall begleichen müssen.

Beim Abwarten mit der Kaufentscheidung sind Sie zwar der weiteren Preisentwicklung durch die Inflation in Deutschland ausgeliefert, durch die höhere Liquidität können Sie aber möglicherweise besser und einfacher auf neue Situationen reagieren.

Tipps: Was tun gegen Inflation?

Doch wie soll man jetzt am besten auf die Preissteigerungen reagieren? Welcher Tipp gegen die Inflation kann wirklich in der aktuellen Lage helfen? Empfohlen werden tatsächlich Strategien, die Ihnen auch sonst bei Ihren Finanzen weiterhelfen – unabhängig von Preisentwicklung oder Inflationsrate in Deutschland.

Finanzen strukturieren

Als erstes ist wichtig, wirklich einen Überblick über die eigenen Finanzen zu gewinnen: Was gebe ich eigentlich aus? Wofür? Welchen Anteil meiner Ausgaben machen beispielsweise Energie oder Nahrungsmittel aus, deren Preis zuletzt sehr stark gestiegen sind? Sinnvoll ist hier eine Art Haushaltsbuch bzw. das Durchforsten der Kontoauszüge bzw. der Banking-App. Beachten Sie dabei aber auch Ausgaben, die nicht monatlich, sondern vierteiljährlich, halbjährlich oder jährlich anfallen. Das können z.B. Vereinsbeiträge oder die Kosten für Versicherungen sein.

So erhalten Sie einen detaillierten Überblick über Einnahmen und Ausgaben. Nachteil: Ja, das kostet etwas Zeit und Mühe (und ein bisschen rechnen müssen Sie auch). Vorteil: Sie handeln nicht impulsiv aus einer Gefühlslage heraus, sondern können ganz gezielt eine Finanz- oder Kaufentscheidung treffen.

Zur Strukturierung der Finanzen gehört dabei ebenfalls, dass für eventuelle Notfälle eine Reserve gebildet wird (z.B. zwei bis drei Monatsgehälter) und immer auch an die Absicherung der Zukunft gedacht wird – damit Sie sich auch im Alter noch vieles leisten können.

Sparpotenziale gezielt ausschöpfen

Die Auflistungen von Ausgaben und Kostenfaktoren ist die wichtige Grundlage, um Sparpotenziale zu erkennen. Was bringt beispielsweise der Verzicht auf das x-te Streaming-Abo oder den Beitrag für das Fitnesscenter, das man lange schon nicht mehr besucht hat. Welche Kosten lassen sich einsparen, gibt es beispielsweise günstigere Tarife für Internet, Telefon oder Handy bzw. für Versicherungen?

Angesichts der gestiegenen Energiepreise lohnt sich oft auch ein kritischer Blick auf den eigenen Energieverbrauch. Bis zu 20 Prozent des Verbrauchs – und damit auch der Kosten – lassen sich nach Experteneinschätzung oftmals schon mit einfachen Maßnahmen zuhause einsparen.

Jede Einsparung erhöht Ihre finanziellen Möglichkeiten – sowohl für den Kauf von Produkten wie auch für Altersvorsorge bzw. der finanziellen Absicherung für sich und Ihre Familie.

Mehr Spartipps für Ihr Vermögen

Chance auf positive Real-Rendite nutzen

Eine Untersuchung der Bundesbank zeigt deutlich, wen die Inflation in der Vergangenheit am stärksten getroffen hat: All jene, die ihr Geld auf dem Girokonto, Sparbuch oder Tagesgeldkonto angelegt haben. Denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist die Real-Rendite dieser Geldanlagen negativ: Es gibt also weniger Zinsen als die Inflationsrate in Deutschland. Das bedeutet einen Kaufkraftverlust - gemessen am durchschnittlichen Warenkorb können diese Menschen also weniger für Ihr Geld einkaufen. Aus diesem Aspekt heraus, kann der vorgezogene Kauf als Schutz vor Inflation also tatsächlich Sinn machen. Vorausgesetzt allerdings, die Preise steigen tatsächlich und werden nicht – wie im Beispiel des TV-Geräts – günstiger.

Anders verhält es sich bei Geldanlagen mit einer positiven Real-Rendite: Dann steigt die eigene Kaufkraft, weil sich die Geldanlage besser entwickelt als gleichzeitig die Preise steigen. Wer sein Geld am Kapitalmarkt anlegt, kommt so nach den Berechnungen der Bundesbank auf eine „deutlich höhere Gesamtrendite“. Bei ihren Berechnungen haben die Finanzexperten der Bundesbank übrigens auch Krisenzeiten mit einbezogen, wie etwa die Finanzkrise oder die Coronakrise. Trotzdem lässt sich eine positive Realrendite und damit ein Zuwachs von Vermögen bzw. Kaufkraft feststellen.

Tatsächlich ist eine Preissteigerung entsprechend der Inflationsrate in Deutschland weniger ein Problem, wenn die eigene Kaufkraft durch eine positive Realrendite steigt. Für das Beispiel Autokauf heißt das Folgendes:

  • Angenommen ein Neuwagen für heute 30.000 Euro würde in 12 Monaten 31.950 Euro kosten. Die Preissteigerung von 6,5 Prozent würde die Erwartung der Bundesbank für das nächste Jahr entsprechen.

  • Wer mit seiner Geldanlage eine positive Real-Rendite erzielt, wird sich dieses Auto auch nächstes Jahr noch leisten können – selbst wenn der Preis entsprechend der Inflationsrate in Deutschland gestiegen ist. Erzielt die Anlage am Kapitalmarkt beispielsweis 7,6 Prozent (eine Erwartung, die sich anhand historischer Daten berechnen lässt, so bleibt nächstes Jahr nach dem Autokauf sogar noch Geld übrig (330 Euro).

  • Über mehrere Jahre wird der Effekt bei positiver Real-Rendite umso stärker: Bliebe die Inflation bei 6,5 Prozent p.a. (Experten sagen für 2024 und 2025 allerdings niedrigere Werte voraus), dann kostet das Auto in drei Jahren 36.238 Euro. Wer durchschnittlich 7,6 Prozent Rendite im Jahr erzielt, kann sich auch in drei Jahren das Auto noch leisten, hat dann aber durch den Zinseszinseffekt noch 1.134,52 Euro übrig.

Trotz Schutz vor Inflation finanziell flexibel bleiben

Vielen Menschen ist derzeit aber auch wichtig, mit Ihrer Geldanlage flexibel zu bleiben, um auf weitere Entwicklungen oder mögliche zusätzliche Ausgaben reagieren zu können. Das ist verständlich und sinnvoll.

Das Investieren in Anleihen- oder Aktien-ETFs macht genau das problemlos möglich.

Zum einen wird mit einem ETF-Portfolio breit gestreut investiert, so dass mögliche Kursschwankungen sich deutlich weniger bemerkbar machen. Außerdem lassen sich ETFs börsentäglich verkaufen. growney beispielsweise achtet bei der ETF-Auswahl ausdrücklich auf ein hohes Fondsvolumen, um die Liquidität zu gewährleisten. So ist sichergestellt, dass Anleger sich bei Bedarf jederzeit das Geld ganz oder teilweise auszahlen lassen können. Ein deutlicher Vorteil gegenüber anderen Anlageformen wie etwa Immobilien.

Wer dagegen zum Schutz vor Inflation größere Anschaffungen vorzieht, ist nicht so flexibel. Das ausgegebene Geld (z.B. für Ihr neues Auto, Motorrad oder Fahrrad) steht eben nicht mehr zur Verfügung. Das erschwert auch die Reaktion auf unerwartete Entwicklungen.

Altersvorsorge für später nicht vergessen

Bei dem Blick auf die aktuelle Entwicklung der Inflation ist wichtig genauso auch an die Zukunft zu denken. Ein umfassendes Finanzkonzept soll eben nicht nur auf die aktuelle Situation reagieren, sondern Ihnen langfristig bei Vermögensaufbau und Altersabsicherung helfen.

Neben dem kurzfristigen Problem der Inflation gibt es nämlich auch langfristige Probleme zu beachten und vorzubeugen. Die zu befürchtende Rentenlücke ist dabei eine der größten Herausforderung für viele Menschen in Deutschland.

Denn schon jetzt ist abzusehen, dass für ein gutes Leben im Rentenalter eine zusätzliche Absicherung nötig ist. Die Preisentwicklung durch die Inflation verschärft dies noch. Denn dadurch haben auch bisherige Rentenansprüche deutlich weniger Kaufkraft. Beim Schutz gegen die Inflation sollten Sie auch diesen Aspekt berücksichtigen und bei der Berechnung ihrer Finanzen einbeziehen.

Wer jetzt nicht an Altersabsicherung oder andere längerfristige Finanzziele denkt, sondern sich stattdessen auf vorgezogenen Konsum als „Strategie gegen Inflation“ konzentriert, könnte dies sonst später noch bereuen.

Immerhin: Die Umfrage unter 2.000 Menschen in Deutschland zeigt, dass die meisten Anleger bei der Absicherung ihrer Zukunft auf die Kapitalmärkte setzen. Nahezu die Hälfte (49,8%) setzt als gezielte Strategie gegen Inflation und Preisentwicklung auf ein Investment in Aktien, Aktienfonds oder Aktien-ETFs. Ziel: eine positive Realrendite, um sich auch in einigen Jahren oder im Alter noch alles leisten zu können.



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