Immer mehr Menschen wollen nachhaltig oder in grüne Geldanlagen investieren. Viele Anleger entscheiden sich deshalb für nachhaltige …
Der weltweite Klimagipfel der UNO war ein Mega-Event: Mehr als 40.000 Teilnehmer sind insgesamt angereist. Staats- und Regierungschefs, Unterhändler, Wirtschaftsvertreter, Klimaschützer, Journalisten. Zu den rund 22.000 Vertretern von fast 200 Staaten kamen mehr als 14.000 Delegierte von Umweltschutzorganisationen, Klimaverbänden und Initiativen wie Fridays for Future. Knapp 4.000 Medienvertreter aus aller Welt berichteten über die Glasgower Konferenz, die wegen Streit um die Abschlusserklärung noch bis Samstag verlängert wurde.
Viele Politiker wollten dabei zeigen, dass es ihnen ernst ist: der britische Premierminister Boris Johnson reiste mit dem Zug ins schottische Glasgow zur Klimakonferenz. Insgesamt wurde ein weltweiter Abschied aus der Kohleverbrennung und das Zurückfahren von Subventionen für fossile Energieträge wie Kohle, Gas und Öl beschlossen. neben einer gemeinsamen Abschlusserklärung wurden auf der Klimakonferenz COP26 auch viele einzelne Abkommen zwischen einzelnen Ländern geschlossen. Selbst die USA und China, die als weltweit größte Klimasünder gelten und im ständigen Konkurrenzkampf miteinander stehen, schlossen ein gemeinsames Abkommen über die Reduzierung klimaschädlicher Emissionen.
Klimaschutz: Technologien der Zukunft beflügeln die Börsen
Das erklärte politische Ziel: Mit umweltfreundlichen Maßnahmen und neuen Technologien den Klimaschutz ausbauen, um den Klimawandel aufzuhalten. Schneller sollen bestimmte Klimaziele erreicht werden, etwa die Reduzierung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad. Hier zeigt, was Tesla, Rivian und andere Aktien oder nachhaltige Fonds mit der Klimakonferenz Glasgow COP26 zu tun haben.
Anleger gehen beispielsweise davon aus, dass E-Autohersteller wie Tesla und Rivian künftig große Marktanteile erobern und die klassischen Autokonzerne abhängen werden. Das treibt die Kursfantasie: Ende Oktober erreichte der Börsenwert von Tesla die Grenze von eine Billion US-Dollar – das Unternehmen ist demnach wertvoller als Toyota, Volkswagen, Daimler, BMW, General Motors, Ford, Ferrari, Honda und Hyundai zusammen.
Ähnlich stark entwickelt sich der Elektroautohersteller Rivian seit seinem Börsengang in dieser Woche. Mehr als 100 Milliarden US-Dollar sind alle Rivian-Aktien zusammen wert – etwa vergleichbar mit dem Börsenwert von Daimler.
Warum ist Nachhaltigkeit in der Wirtschaft wichtig?
Die Auto- oder die Energiebranche sind die besten Beispiele dafür, wie sich die politischen Entscheidungen für mehr Klimaschutz auf die Kapitalmärkte auswirken. Denn um klimaschädliche Emissionen wie Methan oder Kohlendioxid stark zu verringern oder umweltfreundliche Alternativen zu Kohle, Öl und Gas zu schaffen, sind neue Technologien dringend notwendig. Börsennotierte Unternehmen, die auf diesem Geschäftsfeld bereits erfolgreich sind, freuen sich deshalb vielfach über steigende Kurse. Ihnen wird entsprechend ein größeres Marktpotenzial zugeschrieben als Unternehmen, die den Großteil ihres Umsatzes mit herkömmlichen Technologien erwirtschaften.
Schlagworte wie Nachhaltigkeit (Begriff und Erklärung) oder die ESG-Prinzipien umfassen aber nicht nur Technologie-Lösungen. ESG steht dabei als Abkürzung für Umwelt, Soziales und ethische Unternehmensführung (englisch: Enviroment, Social, Governance). Im Großen und Ganzen geht es darum, dass Unternehmen sich für mehr Umweltschutz, den achtsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen, weltweit bessere Lebensbedingungen und ethische Grundsätze bei ihrer Geschäftstätigkeit einsetzen.
Eine gute Rendite soll also nicht auf Kosten der Natur, mithilfe schlechter Arbeitsbedingungen oder fragwürdiger Geschäftspraktiken erzielt werden. Gerade auf langfristige Sicht verspricht nachhaltiges Investieren den Anlegern größere Erfolge, weil das Geschäftsmodell unabhängig von der Ausbeutung natürlicher oder menschlicher Ressourcen ist.
Nachhaltige ETFs: ESG-Investitionen sind stark gefragt
Investitionen in Nachhaltigkeit sind dabei zum wichtigen Steuerungsmechanismus geworden: Das zeigt sich auch bei der Entwicklung von ETFs und anderen Fonds. 2020 floss beispielsweise so viel Geld in nachhaltige ETFs wie noch nie: 87,8 Milliarden US-Dollar.
Quelle: https://www.visualcapitalist.com/climate-investing-what-it-is-whats-propelling-it-and-where-to-start/
Zum Vergleich: 2019 war es nur rund ein Drittel dieser Summe (29,3 Milliarden Dollar), 2017 waren es nur 4,1 Milliarden, also weniger als ein Zwanzigstel. Nachhaltige ETFs bilden Indizes ab, die sich an Nachhaltigkeitskriterien und ESG-Rankings orientieren. So fließt immer mehr Geld in Aktien oder Anleihen von Unternehmen, die stärker auf Umwelt- und Klimaschutz, soziale Arbeitsbedingungen und eine faire Geschäftspolitik achten.
Das deutlich gestiegene Interesse an nachhaltiger Geldanlage setzt sich auch dieses Jahr fort – das merken auch Robo Advisor wie growney. Viele Kunden entscheiden sich für unsere Geldanlage mit nachhaltigen ETF-Portfolios. Wie bei klassischen Portfolios achten wir hier aber auch auf eine breite Streuung, um das Risiko für Anleger gering zu halten.
Was bringen nachhaltige Geldanlagen?
Immer wieder wird allerdings der Nutzen von nachhaltigen Investments bezweifelt oder ein sogenanntes „Greenwashing“ kritisiert. Was bringen nachhaltige Geldanlagen also wirklich?
Umsteuern auf den Kapitalmärkten
Gelder, die bewusst in nachhaltige ETFs oder andere Fonds fließen, bewirken eine Verschiebung auf den Kapitalmärkten. Denn diese Gelder stehen anderen Fonds oder Firmen, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllen, nicht mehr zur Verfügung.
Auch wenn ein einzelner Anleger mit seinem Geld hier vielleicht nur einen sehr begrenzten Effekt erzielen kann, entsteht in der Summe ein Umsteuerungs-Effekt. Gelder, die bewusst in nachhaltige ETFs oder andere Fonds fließen, bewirken eine Verschiebung auf den Kapitalmärkten. Denn diese Gelder stehen anderen Fonds oder Firmen, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllen, nicht mehr zur Verfügung. Auch wenn ein einzelner Anleger mit seinem Geld hier vielleicht nur einen sehr begrenzten Effekt erzielen kann, entsteht in der Summe ein Umsteuerungs-Effekt. So könnte beispielsweise mehr Geld für die Entwicklung umweltfreundlicher Brennstoff-Technologien zur Verfügung stehen.
Nachdem das Interesse an ESG-Geldanlagen zuletzt stark gestiegen ist, versprachen beispielsweise 450 internationale Banken und Vermögensverwalter, einen Betrag von bis zu 130 Billionen US-Dollar künftig klimaneutral zu investieren.
Nachhaltigkeit und Finanzierungen
Am deutlichsten wird der Effekt sicher beim Thema Unternehmensfinanzierung: Stehen Gelder aus nachhaltigen ETFs und Fonds doch nur für Anleihen oder Aktien von Unternehmen zur Verfügung, die ganz bestimmte Kriterien erfüllen. Diesen Firmen fällt es also künftig leichter, Wertpapiere zu platzieren oder neue Projekte zu finanzieren. Wer dagegen Geld für ein neues Kohlekraftwerk oder Ölbohrungen sucht, dem dürfte die Projektfinanzierung deutlich schwerer fallen.
Um sogenanntes „Greenwashing“ an dieser Stelle unmöglich zu machen, ist es besonders wichtig, diese Kriterien – etwa für die Aufnahme in einen Nachhaltigkeitsindex – transparent und deutlich zu benennen.
Konkreter Anreiz
Erfolgt eine Auswahl nach dem Best-in-Class-Prinzip, dann werden nur jene Unternehmen für die nachhaltige Geldanlage berücksichtigt, die das höchste ESG-Ranking in ihrer Branche erreichen. So entsteht ein ganz konkreter Anreiz, bei den Themen Umweltschutz, Soziales und ethische Unternehmensführung zu den besten zu gehören. Die Daten der ESG-Rankings werden dabei beispielsweise durch externe Datenerhebungen regelmäßig angepasst. Erfüllt ein Unternehmen die Kriterien nicht mehr, wird es nicht mehr im Index gelistet – in der Folge werden auch ETFs, die einen nachhaltigen Index abbilden, diese Wertpapiere nicht mehr berücksichtigen.
Gute Rendite
Der Ertrag nachhaltiger Geldanlagen kann sich sehen lassen und ist oft vergleichbar gut wie bei klassischen Investments. Gerade durch die weltweit steigende Bedeutung von schonendem Einsatz natürlicher Ressourcen und guten, sozialen Arbeitsbedingungen lässt sich hier auch weiter eine nachhaltig gute Rendite für Anleger erwarten.
Impact Investing
Beim Thema Impact Investing geht es darum, mit der Geldanlage konkret einen Effekt zugunsten von mehr Nachhaltigkeit zu erzielen, in der Regel durch direkte Investments in einzelne Firmen und Einfluss auf die Geschäftspolitik durch die Ausübung von Stimmrechten. Dafür müssten Anleger aber gezielt auf ein einzelnes Unternehmen setzen und damit ein deutlich höheres Kursrisiko als mit einem nachhaltigen ETF in Kauf nehmen.
Klimakonferenz Glasgow: Ergebnisse im Einzelnen
Noch vor Verabschiedung der umstrittenen Schlusserklärung der Klimakonferenz in Glasgow waren Kritiker sicher, dass zu wenig erreicht wurde. Fridays for Future-Aktivistin Greta Thunberg sprach schon eine Woche vor Ende der Veranstaltung von einem „PR-Event“ und einem „Festival des Greenwashing“. Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte: „zu viel heiße Luft“.
Tatsächlich waren einige Staats- und Regierungschefs gar nicht erst zum Klimatreffen angereist, darunter insbesondere welche aus Ländern, die nach wie vor stark auf fossile Brennstoffe setzen, wie China, Russland oder Iran. Hinzu kommt: Viele Vereinbarungen gelten nicht für alle Länder weltweit, sondern nur für die Unterzeichnerstaaten.
Über die Abschlusserklärung von Glasgow wurde auch am Samstag (13.11.) noch beraten, obwohl die Konferenz eigentlich am Freitag schon beendet sein sollte. Insbesondere ging es dabei um das Bekenntnis zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen (z.B. Kohle, Öl, Gas) und um Finanzhilfen für ärmere Länder. Die gemeinsame und einstimmig angenommene Erklärung aller 197 teilnehmenden Länder ist das wichtigste Ergebnis der UN-Klimakonferenz. Inhalt:
- Das Bekenntnis aller Staaten, die Energiegewinnung aus Kohle schrittweise abzubauen.
- Subventionen für weitere fossile Energieträger wie Öl und Gas sollen abgebaut werden, wenn sie “ineffizient” sind.
- Stärkere Finanzhilfen für arme Staaten, die vom Klimawandel besonders betroffen sind. 2025 sollen dafür 40 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stehen - doppelt so viel Geld wie heute. Alle 2 Jahre soll über die Anpassung des Betrags gesprochen werden
Die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze sprach von einem “historischen” Durchbruch, auch der britische Premierminister Boris Johnson bezeichnete die UN-Klimakonferenz als Erfolg: “Glasgow hat die Totenglocke für Kohleenergie geläutet”. UN-Generalsekretär António Guterres sagte dagegen: “Es ist ein wichtiger Schritt, aber es ist nicht genug. Es ist Zeit, in den Notfallmodus zu gehen.” Luisa Neubauer von Fridays for Future bezeichnete das Ergebnis von Glasgow als “Betrug an allen jungen Menschen auf dieser Welt, die darauf setzen, dass sich Regierungen um ihre Zukunft kümmern”.
Darüber hinaus gab es auf der UN-Klimakonferenz weitere COP26-Ergebnisse, zu denen sich einzelne Länder verpflichteten:
- Mindestens 30 Prozent weniger Methanausstoß bis 2030: Darauf haben sich mehr als 100 Staaten verständigt. Länder wie Russland, China und Indien sind bislang aber nicht dabei.
- Kohleausstieg: Mehr als 20 große Wirtschaftsnationen wollen ab 2022 keine neuen Kohlekraftwerke in Betrieb nehmen.
- Es soll auch ab 2023 keine öffentliche Finanzierung für die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen mehr geben. Dazu verpflichteten sich auch größere internationale Banken und Kreditinstitute.
- Rund ein Dutzend Länder wollen sich gemeinsam auf ein festes Enddatum für die Nutzung von Öl und Gas verständigen.
- Mehr als 20 Staaten vereinbarten ein Aus für den Verbrennungsmotor. Sie wollen ein Enddatum für den Verkauf von Benzin- und Dieselautos festzusetzen. Mit dabei sind auch sechs große Auto-Hersteller, darunter Mercedes und Ford, Deutschland hat nicht unterschrieben.
- Die Abholzung von Wäldern und anderen für das Klima wichtigen Ökosystemen soll bis spätestens 2030 beendet werden. Hierzu stimmten auch Länder wie Brasilien, Russland, Kongo, Indonesien oder Kolumbien zu, die bislang jede Vereinbarung dazu abgelehnt hatten.
- Die Schifffahrt soll klimaneutral bis 2050 werden - durch die Nutzung neuer, umweltfreundlicher Antriebstechnologien. Bislang sind aber nur rund ein Dutzend Staaten dabei und wie das genau aussieht, soll noch besprochen werden.
- Auch der Flugverkehr soll bis 2050 klimaneutral werden. Das Abkommen haben aber nur 15 Staaten unterzeichnet.
COP26: Abkürzung und Bedeutung
Die COP26 Glasgow ist eine internationale Klimaschutz-Konferenz. Die Abkürzung COP steht für den englischen Ausdruck „Conference of the Parties“ (übersetzt: Konferenz der Vertragsparteien). Es ist das 26. Zusammentreffen dieser Art, deshalb die Abkürzung COP26.
Die bekannte Pariser Klimakonferenz von 2015 trug übrigens die Bezeichnung COP21. Dort wurde das Pariser Klimaabkommen vereinbart, in dem die Begrenzung der Erderwärmung auf möglichst nur 1,5 Grad Celsius als Klimaziel vereinbart wurde. Mit der COP26 in Glasgow soll die Umsetzung des Klimaziels durch konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht werden.
Bislang war die Pariser Klimakonferenz mit rund 30.000 Teilnehmern die größte Veranstaltung dieser Art, wurde aber jetzt durch die Klimakonferenz in Glasgow abgelöst.