Geld anlegen – nicht nur für die eigene Altersvorsorge ist das ein wichtiges Thema. Angesichts der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stellen sich immer mehr Menschen die Fragen „Wo bekomme …
Trotz der Coronakrise zeigen sich die weltweiten Börsen aktuell eher im Aufwind. Gerade die US-Börsen oder der deutsche Aktienindex Dax erreichten dieses Jahr schon mehrfach einen neuen Höchststand.
Eine Folge des Booms an der Börse: Aktien sind für mehr und mehr Menschen interessant – gewinnen auch bei uns in Deutschland an Bedeutung. Dabei gelten die Deutschen traditionell eher als Aktienmuffel. Doch angesichts geringer Zinsen bleibt kaum eine andere Wahl, weil das Ersparte sonst durch Inflation bzw. Kaufkraftverlust immer weniger wird.
Investment-Zahlen für 2020
Das Deutsche Aktieninstitut zieht deshalb für 2020 eine positive Investment-Bilanz: „Im Vergleich zu 2019 sparen jetzt rund 2,7 Millionen mehr Menschen in Aktien, Aktienfonds oder aktienbasierte ETFs. Knapp 12,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger sind am Aktienmarkt engagiert.“ Das bedeutet: Mehr als jeder sechste (17,5 Prozent) setzt bei der Geldanlage aktuell auf Aktien (Definition: Was ist der Sinn von Aktien?).
Zum Vergleich: Zehn Jahre früher (2010) waren es gerade einmal 12,9 Prozent, bei denen Aktien für die Geldanlage eine Rolle spielten. Doch blickt man weiter zurück waren es auch schon deutlich mehr Deutsche, die auf den Aktienmarkt setzten: Vor 20 Jahren (2000) waren es 18,5 Prozent, ein Jahr später sogar 20 Prozent – also jeder Fünfte. Mitgezählt werden dabei alle, die in Aktien investieren – also direkt Aktien kaufen oder Anteile von Aktienfonds oder ETFs besitzen.
Anlage in Aktien: Bedeutung nimmt zu
Dabei zeigen sich teilweise sehr große Unterschiede:
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Bei den Männern setzen 22,6 Prozent auf Investments mit Aktien, bei den Frauen sind es nur 12,5 Prozent. Das Deutsche Aktieninstitut schreibt dazu: „Trotz des gewachsenen Interesses der Frauen am Fondssparen legen immer noch zu wenige Sparerinnen ihr Geld an der Börse an (4,5 Millionen Frauen im Vergleich zu 7,9 Millionen Männer). Dabei sollten gerade Frauen sich mehr am Aktienmarkt engagieren, da sie im Ruhestand im Durchschnitt weniger gesetzliche Rente als Männer erhalten. So können sie ihre Altersvorsorge ideal ergänzen.“
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Am stärksten setzen die Altersgruppen der 40-49-Jährigen (22,3 Prozent) sowie der 50 bis 59-Jährigen (21,6 Prozent) auf Aktien bzw. Aktienfonds oder Aktien-ETFs. Bei den ganz jungen Anlegern (14 bis 19 Jahre) sind es immerhin 4,6 Prozent – das ist fast jeder 20.
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In den westlichen Bundesländern beträgt der Anteil der Aktiensparer 18,9 Prozent, im Osten Deutschlands sind es nur 11,8 Prozent. Besonders gering ist der Anteil in Brandenburg (8,2 Prozent), Sachsen-Anhalt (11,7 Prozent) und Berlin (11,8 Prozent). Am höchsten ist der Anteil im Süden Deutschlands: in Baden-Württemberg (23,2 Prozent) und Bayern (23 Prozent).
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Die Quote der Aktiensparer hängt aber extrem stark vom Gehalt ab: Liegt das Nettoeinkommen im Haushalt über € 4.000 liegt sie bei fast einem Drittel (32,5 Prozent), beim Haushaltseinkommen zwischen € 2.000 und € 3.000 bei 15,9 Prozent. Bei unter € 1.000 Nettoeinkommen sind es nur 5,8 Prozent, die in Aktien investieren.
ETFs, Aktienfonds oder Aktien?
Erfasst werden in der Untersuchung mehrere Anlageformen: Aktien als Direktinvestment, aber auch Aktienfonds und ETFs. Während Fonds aktiv durch ein Fondsmanagement Einzeltitel und Anlageklassen auswählen, bilden ETFs einen bestimmten Index ab – und damit die Entwicklung aller Aktien, die im Index enthalten sind. Wenn man ETFs und Aktienfonds vergleicht, sind ETFs in der Regel günstiger und weisen die bessere Performance auf. Schaut man auf die Aktienfonds-Rendite ist sie also oft geringer als bei passiv investierenden ETFs (einfach erklärt hier).
Fonds und ETFs sind in jedem Fall beliebter als Aktien selbst. So entfällt für Anleger die schwierige Suche nach vermeintlich sicheren Aktien-Tipps oder schwierige Fragen wie „Welche Aktien sollte man als Anfänger kaufen?“ oder „Welche Aktie ist am besten?“.
Nur 4,3 Prozent der Deutschen setzen dabei ausschließlich auf den direkten Aktienkauf, während 9,9 Prozent nur in Fonds bzw. ETFs investieren. 3,3 Prozent berücksichtigen bei ihren Anlagenstrategien Aktien und Fonds/ETFs. Vergleicht man das mit den Werten von 2000 so lässt sich eine Verschiebung zu den Fonds beobachten: Damals setzten 5,4 Prozent auf den Aktienkauf, 8,8 Prozent auf Fonds, 4,3 Prozent auf beides.
Besonderheiten bei den Investments
Beim Investieren gibt es auch hier Unterschiede:
- Wenn Frauen investieren, setzen sie deutlich stärker auf Fonds oder ETFs. „Anlegerinnen wissen, wie es geht, denn die breite Streuung, die mit Fonds/ETFs erreicht wird, wirkt fast wie eine Versicherung gegen starke Schwankungen des Depots“, heißt es dazu vom Deutschen Aktieninstitut.
- Außerdem gilt für Aktien-Investments: „Die Jüngeren waren 2020 aber überproportional aktiv.“ Unabhängig von der Frage, ob Aktien für Anfänger wirklich geeignet sind, setzten Anleger unter 40 Jahren 2020 stärker auf Einzelaktien als in den Vorjahren. Für Anleger ab 40 Jahren gilt das Gegenteil: Statt sich mit der Frage zu beschäftigen „Welche Aktien soll ich heute kaufen?“ investierten sie größere Anteile in ETFs oder Fonds.
Geldanlage und Investieren für Anfänger und Fortgeschrittene
Das Deutsche Aktieninstitut sieht bereits das „Erwachen einer neuen ‚Generation Aktie‘“, begünstigt auch durch Trading-Apps, die den Aktienkauf für Anfänger wie Fortgeschrittene per Smartphone ganz besonders einfach machen. Das geht einher mit wesentlichen Entwicklungen:
- Weil heute kaum eine traditionelle Geldanlage Zinsen bringt, gibt es zur Geldanlage in Aktien eigentlich keine Alternative. Wenn man das beachtet, ist der Anteil der Deutschen, die in Aktien investieren, immer noch viel zu wenig. Das meiste Geld in Deutschland liegt trotzdem immer noch auf Girokonten bei Banken oder Sparkassen – ohne die Chance auf Rendite.
- Gerade die Gewissheit, dass später eine empfindliche Rentenlücke droht, bringt viele Menschen dazu, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie ein vernünftiges langfristiges Investment aussehen kann. Hier gilt vor allem: Wer früh anfängt, hat die besten Renditechancen.
- Fakt ist trotzdem, dass Aktien erklärungsbedürftig sind: Es geht darum, das Geschäftsmodell und die Zukunftsaussichten, aber auch die Position im Markt und die Abhängigkeit von Ressourcen oder Zulieferern einzuschätzen. Es ist also wichtig, sich genauer mit einer Firma zu beschäftigen, bevor Sie Aktien kaufen. Fonds und ETFs bilden demgegenüber ein großes Spektrum ab und so die Chance von der Marktentwicklung zu profitieren. Fonds sind dabei aber oft teurer und bleiben oft den Nachweis schuldig, dass sie langfristig besser laufen als der Gesamtmarkt.
- Nicht jedes Musterportfolio oder jeder Aktien-Tipp ist tatsächlich für Jeden geeignet. Denn die Geldanlage mit Aktien-ETFs oder -Fonds sollte schon zu Ihnen und zu Ihrer ganz persönlichen Situation passen. Generelle Vorsicht gilt vor angeblichen „Geheimtipps“ oder irgendwelchen Aktien-Empfehlungen aus undurchsichtigen Quellen.
- Die Fragen „wie und in was investieren“ müssen Anleger keinesfalls allein beantworten. Zum Glück, denn das ist sehr umfangreich: Zur Auswahl Tausender Aktien, Fonds, ETFs kommt noch die Frage hinzu, ob es sinnvoll ist, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle oder neuerdings auch Kryptowährungen wie Bitcoin ins Portfolio mitaufzunehmen. Robo-Advisor wie growney übernehmen diese Arbeit komplett für Sie. Dazu gehört bei uns auch die regelmäßige Überprüfung, ob die ETFs und die Verteilung des Investments noch zu Ihnen und Ihren Finanzzielen passen.