Viele Anleger achten bei ihren Investments bewusst auf Nachhaltigkeit. Das Ziel oftmals: Sie wollen mit der Geldanlage etwas bewegen, eine Veränderung bewirken. Experten sprechen auch von Impact Investing. …
Die dramatische Lage in der Ukraine beschäftigt nach wie vor die Kapitalmärkte stark. Besonders im Fokus ist die Energiepolitik. Russland attackiert nicht nur das Nachbarland Ukraine mit Raketen, Artillerie und Bodentruppen, sondern setzt auch die Lieferung von Öl und Gas als Waffe ein. Polen und Bulgarien bekommen beispielsweise seit dieser Woche kein Erdgas mehr aus Russland. Unklar ist, ob Russlands Präsident Wladimir Putin das sehr bald auf weitere Länder ausweiten wird.
Gaspreis und Ölpreis steigen aktuell
Durch die Unsicherheit sind sowohl der Ölpreis als auch der Gaspreis aktuell stark gestiegen. Trotz des sehr hohen Niveaus erreichen notieren weder Ölpreis noch Gaspreis auf Rekordhoch. 2008 wurde an den Weltmärkten noch mehr für Energielieferungen verlangt als das heute der Fall ist.
Die Preise ziehen vor allem durch die starke Nachfrage an. Viele Länder versuchen Öllieferungen und Gaslieferungen aus Russland zu vermeiden und durch Energielieferungen aus anderen Ländern zu ersetzen. Dadurch steigt der Welthandelspreis von Öl und Gas.
Russland selbst kann nur bedingt davon profitieren. Neue Verträge zu schließen ist für russische Öl- oder Gasfirmen seit dem Angriff auf die Ukraine kaum möglich. Durch die Drohungen Putins mit einem Lieferstopp und die Gefahr von weiter ausgeweiteten Sanktionen, sind die Risiken von Geschäften mit russischen Unternehmen einfach zu hoch. So meldete das Wall Street Journal in dieser Woche, dass der russische Ölkonzern Rosneft erfolglos Käufer für russisches Erdöl suchte. Marktwert: immerhin rund 2,65 Milliarden US-Dollar.
Für Versorger, Öl- und Gasfirmen eine schwierige Situation, die durch mehrere Faktoren gekennzeichnet ist:
- Geschäfte mit Russland sind zum Risiko geworden. Die Suche nach Alternativen ist kompliziert.
- Beteiligungen in Russland, etwa an Erdgas-Feldern oder Öl-Förderanlagen sind so gut wie wertlos geworden und müssen abgeschrieben werden.
- Gleichzeitig steigt gerade im industriellen Bereich die Zahlungsbereitschaft. Ohne Erdgas oder Erdöl drohen hier Einschränkungen bei der Produktion.
- Perspektivisch zeichnen sich aber schnelle Änderungen bei der Energiepolitik ab.
Erneuerbare Energie: Zukunftstechnologien gefragt
Russlands Krieg gegen die Ukraine beschleunigt den Wandel der Energiewirtschaft enorm. Statt Erdgas und Erdöl sollen künftig andere Möglichkeiten die Energieversorgung sichern. Unterstrichen wird das durch immer mehr positive Meldungen, vor allem aus dem Bereich erneuerbare Energie. Zukunftstechnologien werden die Versorgung von Morgen bestimmen, sind sich die Experten sicher.
- Das ist auch ein Effekt der hohen Preise. Weil der Gaspreis aktuell knapp 7 US-Dollar je mmBTU (million British thermal units, das sind etwa 26,4 Kubikmeter Erdgas) und der Ölpreis aktuell rund 100 US-Dollar je Barrel (das sind etwa 159 Liter Erdöl) beträgt, lohnen sich Alternativen:
- Flüssiggas LNG als Alternative zu Erdgas galt bislang durch die hohen Kosten für Transport- und Infrastruktur (LNG-Terminals) als relativ teuer. Mit dem Preisanstieg wird diese Variante wirtschaftlicher – sie gilt allerdings nicht unbedingt als umweltfreundlicher.
- Für die Industrieproduktion wichtiger Wasserstoff ist mittlerweile günstiger, wenn er aus erneuerbaren Energien gewonnen wird anstatt aus Erdgas, wie Experten von Bloomberg New Energy Finance ermittelt haben. Neue Technologien wie das Elektrolyseverfahren zur Gewinnung von grünem Wasserstoff erleben so durch die Gaspreis-Entwicklung einen Boom.
- Gleiches gilt auch in der Stromproduktion: Mit der Verteuerung von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas, wird es umso wirtschaftlicher Strom aus erneuerbaren Energien zu produzieren – bei gleichem Materialeinsatz für Windkraftanlagen oder Solarzellen lässt sich mehr Ertrag für den produzierten Strom erzielen.
- Auch die hohen Preise an den Tankstellen dürfte es für Autofahrer attraktiver machen, künftig eher ein Hybrid- oder Elektroauto zu kaufen, um den hohen Dieselpreisen und Benzinpreisen zu entgehen.
- Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) weisen zudem darauf hin, dass höhere Energiepreise gerade im Bereich der Industrie den Anreiz zum Energiesparen und mehr Energieeffizienz bieten: So „kann angesichts der stark gestiegenen Preise mit einem höheren Nachfragerückgang gerechnet werden“, heißt es seitens der DIW-Autoren. Es gebe laut Studien „kurzfristige Einsparpotenziale in Höhe von circa 20 Prozent des Gasbedarfs in Deutschland“.
- Im Bereich der Stromerzeugung geht das DIW ebenfalls von einem Sondereffekt durch die aktuelle Lage aus: Es ist ein „starker Zubau“ an erneuerbarer Energieerzeugung, insbesondere Windkraft und Photovoltaik-Anlagen zu erwarten.
Investieren in Energiezukunft – lohnt sich das?
Lohnt sich das Investieren in erneuerbare Energien jetzt also besonders stark? Ein hoher Ölpreis am Weltmarkt und hohe Gaspreise scheinen diese Branche doch mittel- und langfristig attraktiver zu machen als die traditionelle Energiewirtschaft, die stark von den Preisschwankungen abhängig ist.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Hier sind verschiedene Faktoren zu beachten:
- Finanzierung:
Wer neue Kapazitäten für erneuerbare Energien aufbauen will, muss das zunächst vorfinanzieren, also investieren. In den Zeiten steigender Zinsen, wird das aber perspektivisch teurer. - Material und Nachfrage:
Eine starke Erhöhung der Nachfrage kann grundsätzlich auch die Umsetzung schwieriger machen und im schlimmsten Fall zu Lieferproblemen bei Materialien führen, etwa bei benötigten Teilen für Solaranlagen oder Windrädern. - Rahmenbedingungen:
Der Ausbau erneuerbarer Energien ist auch von den Rahmenbedingungen abhängig – gerade in Deutschland zeigt sich das immer wieder: oft fehlen die notwendigen Stromtrassen oder es gibt strengen Regeln, etwa die oftmals umstrittenen Abstandsgebote für Windkraftanlagen.
Wer in erneuerbare Energien investieren will, sollte sich also auch der möglichen Risiken bewusst sein. Das kann sowohl ganze Branchen betreffen als auch einzelne Aktien.
Ein aktuelles Beispiel für einen Sonderfaktor ist der E-Auto-Hersteller Tesla: Trotz guter Zahlen und wahrscheinlich steigender Nachfrage, hatte der Tesla-Kurs zuletzt stark nachgegeben. Hintergrund ist, dass Tesla-Chef Elon Musk Twitter kaufen will – und zur Finanzierung möglicherweise Aktien verkaufen wird. Gerade, wer beim Investieren auf Einzeltitel setzt, ist von solchen Kursbewegungen stark betroffen.
Nachhaltig investieren: mehr als Erneuerbare Energien
Eine gute nachhaltige Investmentstrategie setzt nicht allein auf eine Branche. Auch beim nachhaltigen Investieren ist eine Streuung wichtig. Ausschließlich erneuerbare Energien bei einer Portfolio-Zusammenstellung zu berücksichtigen, würde bedeuten, die Geldanlage einem unnötigen Risiko auszusetzen. Ohnehin umfasst das Verständnis von Nachhaltigkeit beim Investieren längst nicht nur einen Bereich.
Etabliert haben sich deshalb die ESG-Kriterien zur Auswahl nachhaltiger Investments. Es geht darum, über Datenanalysen und Kriterien genau jene Unternehmen zu identifizieren, die folgende Aspekte erfüllen:
E wie Enviroment
Das können Unternehmen sein, die auf Energie der Zukunft setzen, aber auch andere Firmen, die wertvoll mit den natürlichen Ressourcen (wie z.B. Wasser) umgehen, Innovationen bei umweltfreundlichen Technologien vorantreiben oder besonders stark auf Klimaschutz durch die Vermeidung von Emissionen setzen.
S wie Social
Nachhaltiges Investieren bedeutet auch ein sozialer Umgang mit Mitarbeitern: gute Arbeitsbedingungen und gesundheitliche Versorgung, faire Bezahlung entlang der gesamten Lieferketten – also auch für Produktionsbetriebe im Ausland.
G wie Governance
Auch die Unternehmensführung wird berücksichtigt. Dazu zählen Aspekte wie Transparenz und Kampf gegen Korruption genauso wie Offenheit für Diversität.
Für die nachhaltige Geldanlage mit growney werden so weltweit insgesamt rund 550 Unternehmen abgebildet, die bei diesen Kriterien jeweils zu den besten ihrer Branche gehören. So sind Anleger nicht von einzelnen Aktien abhängig, sondern können von der Gesamtentwicklung grüner Aktien bzw. nachhaltig agierender Unternehmen profitieren.
Grundsätzlich ausgeschlossen sind dabei solche Firmen, die in kritischen Bereichen aktiv sind, wie etwa Tabak- oder Alkoholherstellung, Atomkraft, Pornographie, Gentechnik oder Waffenproduktion.
Chancen eines Weltmarktportfolios
Noch breiter aufgestellt sind Anleger mit einem Weltmarktportfolio, das so gut wie alle Branchen abbildet.
Klassische growney-Anlagestrategien umfassen beispielsweise rund 5.000 Aktien aus allen möglichen Bereichen. Dazu gehören Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien genauso wie klassische Energieunternehmen. Ziel ist, die Entwicklung der weltweiten Kapitalmärkte optimal abzubilden.
Bei growney ist es übrigens problemlos (und komplett ohne Zusatzkosten) möglich, mehrere Anlageziele zu eröffnen und dafür unterschiedliche Anlagestrategien zu wählen – also auch gleichzeitig klassisch und nachhaltig zu investieren.