Viele Menschen sorgen sich darum, wie sie den Lebensstandard im Alter sichern und erhalten können. Dazu gehört die Fragen: „Wie hoch ist …
1) Öl: Schmierstoff für die Wirtschaft
Autofahrer kennen das: Tankstellen ändern mehrmals am Tag die Preise. Sogar sprunghafte Anstiege sind keine Seltenheit: Bis zu zehn Cent pro Liter Sprit kann der Unterschied betragen, haben Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt berechnet – wohlgemerkt an ein und derselben Tankstelle und an einem einzigen Tag. Die starken Schwankungen begründen die Experten damit, dass sich die Betreiber gegenseitig unterbieten wollen. Sobald die Spritpreise ein zu günstiges Niveau erreicht haben, werden sie kräftig erhöht. Das geschieht bevorzugt dann, wenn viel auf den Straßen los ist.
Auch beim Rohöl – der Basis für Benzin, Diesel, Kerosin, Heizöl & Co. – können die Notierungen an den Börsen eine wilde Achterbahnfahrt hinlegen. Das war bereits in diesem doch noch recht jungen Jahr zu beobachten. Schossen doch gleich nach Neujahr die Notierungen der US-Sorte Brent von gut 61 auf deutlich über 63 Dollar je Barrel (159 Liter) nach oben, als die USA den General der iranischen Revolutionsgarden, Kassem Soleimani, bei einem Aufenthalt in Bagdad gezielt töteten – was Ängste vor einer militärischen Eskalation einschließlich einer Störung der Ölversorgung aus dem Nahen Osten auslöste.
Nur rund vier Wochen später zeigt der Ölmarkt ein ganz anderes Bild: Das von der chinesischen Stadt Wuhan ausgehend inzwischen weltweit nachgewiesene Coronavirus „2019-nCoV“ beherrscht die globalen Schlagzeilen und weckt Erinnerungen an die SARS-Pandemie von 2002/03 und deren Folgen für die Weltwirtschaft. Die Erwartungen eines dadurch gedämpften Weltwirtschaftswachstums haben den Ölpreis in den letzten zehn Tagen von über 58 auf nur noch knapp 53 Dollar je Fass gedrückt. Nicht Angebot und Nachfrage scheinen zurzeit die Preise zu bestimmen, sondern geopolitische und ökonomische Überraschungen rund um den Erdball.
Historisch gesehen befindet sich der Preis für Rohöl aktuell allerdings eher im Mittelfeld. 1864 lag er, wenn man die Inflation miteinberechnet, bei 125 Dollar und damit mehr als doppelt so hoch wie heute. Den Tiefststand von inflationsbereinigt zehn Dollar erreichte die Notierung 1931, den Höchststand von 139 Dollar im Juni 2008.
Kurzfristig können die Ölpreise – genauso wie Aktienkurse – also stark schwanken. Ob das schwarze Gold mittel- und langfristig jemals wieder zu Höhenflügen ansetzt, ist schwer zu prognostizieren. Grundsätzlich bestimmen zwar Angebot und Nachfrage den Preis. Beides kann sich jedoch beispielsweise durch die Entwicklung der Weltwirtschaft, die geopolitischen Krisen im Nahen Osten oder Beschlüsse der OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) rasch ändern. Zudem hat sich die populäre „Peak Oil“-Theorie bislang nicht bewahrheitet. Demnach müsste die Ölproduktion irgendwann ihr Maximum erreichen und danach stetig absinken, weil der Welt die Reserven ausgehen. Dies scheint aber zurzeit durch technische Neuerungen wie Fracking und die Nutzung von Schieferöl nicht in Sicht.
2) Silber: Mehr als nur Schmuck
Ringe, Münzen, Besteck: Viele Menschen besitzen Silber in kleinen Mengen. Sie dürften aufgehorcht haben, als der Preis im Juni letzten Jahres im Eiltempo um etwa ein Drittel stieg und Anfang September 2019 nur knapp an der 20-Dollar-Marke für eine Feinunze (31,1 Gramm) scheiterte. Danach ging es allerdings wieder um zehn Prozent nach unten. Der plötzliche Anstieg war wohl spekulationsgetrieben, vermuten Finanzmarktexperten.
Der Preis für Silber schwankt in der Regel deutlich stärker als der Goldpreis. Eine Erklärung lautet, dass der Silbermarkt wesentlich kleiner ist und der Kurs daher sehr viel sensibler auf Veränderungen reagiert.
Zudem spielt beim „Gold des kleinen Mannes“ die industrielle Nutzung eine wesentlich größere Rolle: Etwa die Hälfte der Weltproduktion fließt in die Elektronik- und Autofertigung. Deswegen reagiert Silber auch wesentlich stärker auf konjunkturelle Schwächephasen und gilt im Gegensatz zu seinem großen Bruder nicht als „sicherer Hafen“.
3) Kupfer: Die Vorhersagen des „Dr. Copper“
Das Industriemetall par excellence ist Kupfer. Stromleitungen, Computerchips, Maschinen, Transformatoren, Autos – überall ist das hellrote Metall enthalten. Schließlich ist es sehr leitfähig, dehnbar und vergleichsweise korrosionsbeständig.
Börsenexperten haben Kupfer einen eigenen Spitznamen verpasst: „Dr. Copper“. Denn die Preisentwicklung gilt als zuverlässiger Frühindikator. Fällt er, trübt sich klassischerweise wenig später die Konjunktur ein. Das geschah beispielsweise im Sommer 2018, als die Notierung von rund 7.200 Dollar pro Tonne im Sturzflug unter 6.200 Dollar rauschte. Auch Monate vor der Finanzkrise brach der Kupferpreis ein. 2009 zogen die Notierungen wieder an und signalisierten einen baldigen Aufschwung. Viele Experten rechneten zu diesem Zeitpunkt noch mit einer jahrelangen Rezession.
Ein Kupfer-Investment ist daher – wie bei den meisten anderen Industriemetallen auch – eine Wette auf die Konjunktur. Genauer gesagt: auf die Konjunkturerwartungen. So zog der jüngste Coronavirenausbruch den Kupferpreis in Mitleidenschaft, und das sogar stärker als den ebenfalls konjunktursensiblen Silberpreis. Denn Anleger fürchten, dass sich die ausbreitende Krankheit zum Hemmnis für die Weltwirtschaft auswachsen wird.
4) Lithium: Das Zukunftsmetall schwächelt
Es ist ein Milliardenmarkt: Smartphones, Laptops, Tablets und immer mehr Elektroautos – ohne Lithium-Ionen-Akkus hätten sie alle keinen Saft. Dem Leichtmetall wurde schon mehrfach eine rosige Zukunft vorhergesagt. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Nachfrage Schätzungen zufolge um 20 Prozent gesteigert – pro Jahr wohlgemerkt. Zwischen 2006 und 2016 schnellte der Preis von gut 2.000 auf fast 7.500 Dollar pro Tonne in die Höhe. Zwischen 2016 und 2018 stieg die Notierung des „weißen Goldes“ dann noch einmal auf mehr als das Doppelte.
Doch 2018 ging der Preis auf Talfahrt. Die Aktienkurse der großen Förderunternehmen Albemarle, SQM und Livent brachen zeitweise um rund die Hälfte ein. Auslöser war offenbar die Furcht vor einem kurzfristigen Überangebot. Der Vorfall zeigt: Auch wenn die meisten Experten davon ausgehen, dass der Lithiumpreis wieder steigen wird, sind Anleger auch bei solchen „Zukunftsmetallen“ keinesfalls vor kurzfristigen Preisschwankungen gefeit.
Erschwerend kommt hinzu, dass es bislang noch keinen einheitlichen Terminkontrakt für Lithium gibt. Es existieren also mehrere Lithiumpreise je nach Verarbeitungsstufe oder Markt. Der einzige Weg für Anleger ist bislang, Aktien von Unternehmen zu kaufen, die in dem Markt aktiv sind.
Fazit: Lieber breit streuen, als dem Trend nachjagen
Unter dem Strich heißt das für Anleger: Investments in einzelne Rohstoffe sind – genauso wie Einzelaktien – mit großen Risiken verbunden. Eine Ausnahme bietet Gold, das als sicherer Hafen gilt und als Beimischung im Depot Aktienverluste in einer wirtschaftlichen Krise und Anleiheverluste in einer Phase höherer Inflation abfedern soll.
Für alle Rohstoffinvestments aber gilt: Sie werfen keine Erträge in Form von Zinsen oder Dividenden ab, sondern sind letztlich eine Wette auf die Preisentwicklung von Öl, Silber, Kupfer oder Lithium. Und die geht nicht immer auf: Langfristig gesehen und unter Berücksichtigung der Inflation erzielte zum Beispiel der CRB-Index, der die Preisentwicklung einer Reihe von Rohstoffen widerspiegelt, für die Jahre 1970 bis 2010 eine Rendite von jährlich –0,9 Prozent. In den 70er- oder den 2000er-Jahren ließ sich mit dem rohöllastigen Rohstoffindex allerdings durchaus Geld verdienen.
Etwas besser fällt zwar die Bilanz bei Silber aus. Dafür sind die Preisschwankungen aber auch deutlicher als bei Anleihen oder Aktien. In die kann man zudem kostengünstig investieren, wenn man auf ETFs setzt. Damit wird das Kapital darüber hinaus breit über verschiedene Branchen und Länder gestreut, was die Risiken mindern sollte. Und starke Kursschwankungen müssen einen so auch nicht beunruhigen – schließlich folgte bisher noch auf jede Rezession der nächste Boom.