Wie Menschen ihr Geld anlegen – das ändert sich ständig. Eine aktuelle Studie zeigt, welche Geldanlagen aktuell besonders gefragt sind …
Manche Menschen lieben ihren Berufsalltag: Ins Büro kommen, die Kollegen begrüßen, einen Kaffee trinken, E-Mails checken und dann ab ins erste Meeting. Peter Tuchman gehört definitiv nicht zu ihnen. Wenn er zur Arbeit geht, weiß er nie, was ihn erwartet. Denn Tuchman ist Händler an der New York Stock Exchange (NYSE).
Wenn die Börsenkurse Achterbahn fahren, ist Tuchman ein besonders begehrtes Motiv für die Fotografen auf dem berühmten Börsenparkett in Manhattan. Mal schlägt er vor Verzweiflung die Hände über dem Kopf zusammen, mal jubelt er. Dann hält der Wall-Street-Händler vor Spannung den Atem an oder brüllt ein lautes „Oh, no!“ durch den Handelssaal. An seinen Gefühlsausbrüchen lässt sich sehr gut ablesen, wie es um die Aktienkurse gerade bestellt ist.
„Es sind heilige Hallen“
„Meine Emotionen sind hundertprozentig echt“, sagte der wahrscheinlich meist fotografierter Händler an der Wall Street in einem Interview mit der „Washington Post“. Für ihn ist die NYSE der beste Arbeitsort der Welt. „Sie hat die Energie, die Menschen. Es sind heilige Hallen. Diese Börse ist 120 Jahre alt und jeder Präsident, jedes Staatsoberhaupt und viele Prominente sind über dieses Parkett gegangen. Was hier passiert, hat direkten Einfluss auf die globale Finanzwelt. Und ich bin mittendrin. Ich liebe es.“
Ruhige Tage, an denen die Kurse vor sich hindümpeln, sind nichts für Tuchman. Er braucht den Nervenkitzel, die Aufregung, die Ängste.
An manchen Tagen handelt Tuchman Aktien im Wert von mehreren Hundert Millionen Dollar. Sein größter Kauf waren zehn Millionen Aktien auf einen Schlag. Als Händler an der Wall Street arbeitet er seit 1985 stets im Auftrag von anderen. In der Regel funktioniert es so: Wenn jemand die Aktie eines Unternehmens kaufen will, beauftragt er damit seine Bank. Sie gibt den Auftrag elektronisch weiter an die Börse, wo die Order auf dem Tablet-Computer von Händlern wie Tuchman landet, der wiederum den Auftrag ausführen lässt. „Ich brauche nicht mal mit einer anderen Person zu sprechen“, erklärt er.
Menschliches Sicherheitsnetz
Doch wofür braucht man überhaupt noch Börsenhändler, wenn ohnehin alles digital abgewickelt wird? „Der elektronische Handel ist schön und gut, bis zu einem gewissen Punkt. Aber der menschliche Faktor auf dem Börsenparkett ist sehr wichtig und sinnvoll“, sagt Tuchman im Interview. „Das menschliche Sicherheitsnetz dient dem Schutz vor zu hoher Volatilität und Künstlicher Intelligenz. Die Leute wissen, dass ein Mensch ihr Geld und den Markt überwacht. Das ist der Unterschied. Deshalb bin ich immer noch hier.“ Für Privatanleger hat er wohl berühmteste Wall-Street-Händler einen wichtigen Tipp: „Keine Panik, wenn die Märkte auf und ab schwanken. Halten Sie durch.“
Die Statistik gibt dem ehemaligen Wirtschaft- und Landwirtschaftsstudenten recht. Die Experten des Deutschen Aktieninstituts (DAI) haben nachgerechnet: Sie ermittelten für die vergangenen 50 Jahre die durchschnittlichen Renditen von Investments in den Deutschen Aktienindex (Dax) aller Anlagefristen in Jahren. Wer beispielsweise 20 Jahre lang monatlich einen festen Betrag in diese Aktien investierte, erzielte eine durchschnittliche Rendite von jährlich neun Prozent. Mit Aktien aus dem Ausland wäre teilweise noch mehr möglich gewesen. Zudem zeigen Untersuchungen, dass Aktien auf lange Sicht die Kaufkraft deutlich besser erhalten können als etwa niedrig verzinste Bankkonten.
Anleger, die obendrein noch ihr Geld systematisch auf verschieden Anlageklassen, Regionen und Branchen verteilen, gestalten ihr Depot sicher gegen Marktschwankungen. Sie sollten sich also nicht von Schlagzeilen irritieren lassen und Ruhe bewahren, ganz nach dem Motto von Peter Tuchman. Und wer sein Geld nicht über einen längeren Zeitraum anlegen möchte oder generell stärker auf Sicherheit bedacht ist, kann auf eine eher defensive Anlagestrategie mit einem höheren Anteil von Anleihen im Portfolio setzen. So drohen auch keine schlaflosen Nächte.