Yeshiva University in New York

Anne Scheiber: So machte sie aus $5.000 etwa 22 Millionen

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7. Januar 2020 // Geldanlage

Börsenstars wie Warren Buffett kennt fast jeder – Anne Scheiber dagegen fast niemand. Sie machte aus 5.000 Dollar etwa 22 Millionen Dollar.

Eigentlich wollte Dr. Norman Lamm nichts von diesem Anwalt wissen. Es war im Jahr 1995, als der damalige Präsident der Yeshiva Universität in New York immer wieder Anrufe von Ben Clark bekam. Dr. Lamm rechnete offenbar mit einer Vorladung oder irgendwelchen anderen unangenehmen Dingen, mit denen sich Anwälte üblicherweise melden. Stattdessen händigte Clark ihm schließlich einen handgeschriebenen Brief aus: Es war das Vermächtnis von Anne Scheiber.

Darin schilderte die kurz zuvor im Alter von 101 Jahren verstorbene Dame ihr Leben. Sie betonte, wie wichtig es ihr sei, anderen Frauen zu helfen – und verkündete, beinahe ihr gesamtes Vermögen der Yeshiva Universität zu vermachen. Dies bestand aus einem Aktiendepot im damals aktuellen Wert von sage und schreibe 22 Millionen Dollar! Es war die bis dahin zweitgrößte Spende, die die 1886 gegründete jüdische Privatuniversität jemals erhalten hatte. Und zudem von einer völlig unbekannten Person.

Eine sonderbar sparsame Millionärin

Diese ungewöhnliche Story veröffentlicht die „New York Times“ am 2. Dezember 1995. Der Bericht enthält weitere kuriose Details. Denn Anne Scheiber gehörte nicht zu den gutbetuchten New Yorkern, die ihren Reichtum gern öffentlich zur Schau stellten. Sie war das genaue Gegenteil: In ihrem kleinen Apartment in Manhattan, keine zehn Gehminuten entfernt vom Central Park gelegen, bröckelte die Farbe von den Wänden, vor denen angestaubte alte Möbel standen. Wenn die Dame ihre Wohnung verließ – was sie ohnehin nur äußerst selten tat –, dann fast immer im selben schwarzen Mantel mit einem matronenhaften Hut auf dem Kopf.

Doch wie kam die Wohltäterin zu 22 Millionen Dollar? Ein Lotteriegewinn? Hatte sie ebenfalls geerbt oder bei einer der großen Investmentbanken an der Wall Street gearbeitet? Nein. Anne Scheiber wuchs zur Jahrhundertwende im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn auf. Ihr Vater verstarb jung, nachdem er zuvor im Immobiliengeschäft viel Geld verloren hatte. Ihre Mutter war ebenfalls in der Branche tätig. Sie selbst arbeitete zunächst als Buchhalterin, studierte in Washington, D.C. und war anschließend als Wirtschaftsprüferin beim Finanzamt angestellt.

Wie aus 5.000 Dollar 22 Millionen wurden

Ein guter Job, keine Frage. Aber nach Angaben ihres Anwalts Ben Clark wurde sie in den 23 Jahren bei der Behörde nie befördert und verdiente nicht mehr als 4.000 Dollar im Jahr. Als Erklärung für den Ursprung des millionenschweren Depots taugt ihr Einkommen allein also nicht. Scheibers Ersparnisse beliefen sich auf gerade einmal 5.000 Dollar, als sie im Jahr 1944 in Rente ging.

Doch die akribische Wirtschaftsprüferin hatte bei ihrer Arbeit gelernt, womit die New Yorker wirklich zu Geld kamen: mit Aktien. Im Laufe der darauf folgenden Jahrzehnte stellte sie im Ruhestand ein umfangreiches Portfolio zusammen, das aus mehr als 100 Titeln bestand. Dabei handelte es sich vor allem um Blue Chips, also zum Beispiel Aktien namhafter Getränkehersteller wie Coca-Cola und Pepsi, des Filmstudios Paramount oder großer Pharmakonzerne wie Schering-Plough, die heute zum Teil unter anderen Namen firmieren.

Mit eiserner Disziplin verfolgte sie ihre Anlageprinzipien. Sie ignorierte die Kursschwankungen an den Börsen und legte die Dividenden direkt wieder an. Verkauft hat sie Aktien im Laufe eines halben Jahrhunderts nie. Selbst dann nicht, als es während der Wirtschaftskrise in den frühen 1970er-Jahren oder beim „Schwarzen Montag“ im Jahr 1987 zu deutlichen Kursrücksetzern an der Wall Street kam. Bei ihrem Tod bestand ihr Portfolio zu 30 Prozent aus Anleihen, denn in ihren letzten Lebensjahren hatte Scheiber die Dividenden zum Kauf von steuerfreien Kommunalobligationen genutzt. Dank dieser Methode, auch als „Buy and Hold“-Prinzip bekannt, belief sich der Depotwert am Ende auf etwa 22 Millionen Dollar. Allein die Ausschüttungen summierten sich auf rund 750.000 Dollar pro Jahr.

„Sie war besser als Warren Buffett“

„Sie hat nichts getan, außer die Märkte zu studieren“, fasste ihr Anwalt Scheibers Investitionsstrategie zusammen. „Sie glauben, Warren Buffett ist gut in solchen Dingen? Sie war viel besser als Warren Buffett. Alles in allem war sie der ungewöhnlichste Mensch, den ich in meinem Leben je getroffen habe“, ließ sich Clark von der „New York Times“ zitieren.

Der damalige Präsident der Yeshiva Universität hob die langfristige Wirkung ihrer Spende hervor: „Diese Frau war 101 Jahre kinderlos, jetzt wird sie die Mutter einer ganzen Gemeinschaft. Nicht nur in diesem Moment, sondern für die kommenden Generationen“, sagte Dr. Norman Lamm.

Mit dem „achten Weltwunder“ zum Anlageerfolg

Was können ganz normale Sparer heute von der weitgehend unbekannten Erfolgsinvestorin lernen? „Ihre drei wesentlichen Anlageprinzipien sind immer noch aktuell“, sagt Gerald Klein, Gründer und CEO von growney. „Wer an der Börse investiert, sollte das Geld möglichst langfristig anlegen. Von kurzfristigen Schwankungen sollte man sich möglichst wenig beeinflussen und schon gar nicht in Panik versetzen lassen. Und klar ist auch, dass Dividenden einen wesentlichen Teil des Anlageerfolgs ausmachen.“

Das kann man am Beispiel Dax sehen: In der Regel wird der deutsche Leitindex als Performanceindex abgebildet. Bei dieser Berechnungsmethode wird angenommen, dass die Dividenden, die die im Index vertretenen Unternehmen an ihre Aktionäre ausschütten, direkt in neue Aktien reinvestiert werden. Der Dax zeigt damit also die Wertentwicklung der 30 wichtigsten Unternehmen aus Deutschland einschließlich der Dividenden, die diese jedes Jahr ausschütten.

Prof. Dr. Dietmar Hillebrand
Prof. Dr. Dietmar Hillebrand
Wissenschaftlicher Berater von growney

Bei der Asset Allokation und Fondsauswahl arbeitet growney eng mit Prof. Dietmar Hillebrand zusammen. Er ist Leiter des Steinbeis Transferzentrums Quantitative Finance und Professor für Wirtschaftsmathematik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Sein großes Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse für Privatanleger nutzbar zu machen.



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