Kaufkraftverlust

Geldentwertung, Kaufkraftverlust und Inflation: die Zusammenhänge

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19. Januar 2024

Auf Social Media sieht man immer öfter Memes zum Thema Geldentwertung. Die Sorge: Die eigenen Eltern konnten damals mit etwas über 30 ein Haus kaufen, sich ein Auto leisten und ihre Kinder großziehen. Im Vergleich dazu kämpft man laut der Memes heute in seinen 30igern damit, den normalen Wocheneinkauf zu bezahlen. Hinter dem “My parents in their 30s”-Meme steckt das Phänomen des Kaufkraftverlustes. Wir beschreiben die Zusammenhänge.

Kaufkraftverlust, meine Eltern mit 30 Meme

Um zu verstehen, was sich dahinter verbirgt, müssen wir einen Blick auf die Geschichte des Geldes werfen.  

Tauschhandel und die Ursprünge des Geldes 

Bevor wir uns auf eine Form von Geld einigen konnten, wie wir sie heute kennen, gab es Tauschhandelsysteme. Um etwas zu bekommen, musste sich jeder  überlegen, wie viel er oder sie bereit war von seinem Besitz aufzugeben. 

Wer im Besitz beliebter Güter wie Salz, Tierhäute oder Waffen war, hatte mehr Möglichkeiten zum Tausch. Erste Versuche mit einem standardisierten Zahlungsmittel gab es beispielsweise mit der Nutzung von Muscheln. Bedeutet: Wer etwas anderes wollte, tauschte das zunächst in Muscheln und dann in andere Güter. Voraussetzung dafür war, dass diese Muscheln über längere Zeiträume und an mehreren Orten begehrt waren. 

Um 770 v. Chr. wurden die ersten Münzen als Form von Währung in China hergestellt. Der Wert, den eine Münze hatte, wurde vom Wert des verwendeten Metalls bestimmt. Um 600 BC wurden in Lydia (heute Türkei) die ersten Münzen kreiert, dessen Wert nicht durch das Metall bestimmt wurde, sondern von der Abbildung auf der Münze. Es gingen Münzen mit verschiedenen Werten in Umlauf. Welche Variationen es gab, wurde durch den König festgelegt.  

ancient coins

Problem: Münzen waren schwer zu transportieren.  

Vertrauen in den Wert von Zahlungsmitteln 

Mit Zunahme des internationalen Schiffhandels, begannen Reisende stattdessen von Königen und Königinnen unterzeichnete Schuldscheine mitzunehmen. 

Somit veränderte sich unsere Sicht auf Zahlungsmittel. Vor der Einführung der Münzen im Königreich Lydia, hatten Zahlungsmittel einen intrinsischen Wert. Der Wert wurde also durch den Gegenstand selbst und der Frage, wie begehrt er war, bestimmt. Das war auch bei den ersten Münzen noch der Fall, weil sie vom Wert des verwendeten Metalls abhingen. 

Ein Schuldschein hat aber keinen intrinsischen Wert. Er ist eigentlich nur ein Stück Papier. Sein Wert wird durch einen Nennwert bestimmt, also den Betrag, der auf dem Papier definiert wird. Nach diesem Prinzip funktionierten auch die Münzen, die nicht mehr durch den Wert des Metalls, sondern durch den aufgedruckten Nennwert definiert wurden. Voraussetzung dafür ist ein Vertrauen darauf, dass der Nennwert eines Schuldscheins oder einer Münze durch den Ausgebenden garantiert wird. Nur so machte es Sinn statt Tauschwaren oder Edelmetallen einen Schuldschein auf eine Reise mitzunehmen. Wir begannen also, diese Idee von Geld als allgemein gültiges Zahlungsmittel zu nutzen.  

Die zentralen Funktionen von Geld 

Geld muss drei zentrale Funktionen erfüllen, um eine wohlhabende Gesellschaft zu fördern: 

  •  Es muss ein Zahlungsmittel sein, das von allen akzeptiert wird. Dazu gehört, dass es einfach zu transportieren und robust ist.
  • Weiterhin muss die im Umlauf befindliche Geldmenge möglichst konstant bleiben. Nur dann macht es für den Einzelnen Sinn, es als Zahlungsmittel zu behalten . Das wird auch als ‘Härte’ des Geldes bezeichnet.  ‘Hartes Geld’ ist Geld, dessen Menge nicht ohne weiteres erhöht werden kann. ‘Einfaches Geld’ hingegen ist Geld, dessen Menge schnell erhöht werden kann. 
  • Die dritte Funktion von Geld: Es dient als Rechnungseinheit. Wir müssen in der Lage sein, anhand des Geldes zu messen, wie viel Güter und Leistungen wert sind.  

Währungssicherheit: Der Goldstandard 

gold bars

Gold erfüllt viele Funktionen von Geld, da es selten ist und nicht einfach zerstört werden kann. 

Das moderne Konzept des Goldstandards begann 1816 in Großbritannien mit dem Coinage Act. Der Staat legte fest: Der Wert des britischen Pfundes muss an eine equivalente Menge Gold gebunden sein.  Länder wie die USA, Deutschland und Frankreich folgten im 19. und 20. Jahrhundert und übernahmen den Goldstandard. Statt König oder Königin sollte also das hinterlegte Gold Vertrauen ausstrahlen und für Stabilität und Sicherheit der Währung stehen. 

Im Abkommen von Bretton Woods (Juli 1944) wurde der Goldstandard als international verbindlich festgelegt. Zusätzlich wurden auch die Wechselkursen zwischen wichtigen internationalen Währungen politisch festgelegt. Der US-Dollar wurde dadurch zur weltweiten Leitwährung.

1971 wurde die Festlegung des Goldstandards und das Wechselkurs-Abkommen von Bretton Woods beendet. Die Menge einer Währung - insbesondere des US-Dollar – kann sich also unabhängig von Goldreserven entwickeln. Die Wechselkurse zwischen großen Währungen werden durch Angebot und Nachfrage bestimmt, sie sind nicht mehr politisch festgelegt. Ausnahmen bilden beispielsweise autokratisch regierte Länder, die immer wieder versuchen, in die Wechselkurse zu einzugreifen.  

Es entstand das System, das wir heute verwenden: Das Vertrauen in die Stabilität einer Währung hängt nicht mehr am Wert von Gold. Es liegt bei den ausgebenden Notenbanken: Der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Euro, der US-Notenbank Fed für den US-Dollar, der Bank of England für das britische Pfund und so weiter.

Ziel ihrer Geldpolitik ist insbesondere die Inflation zu begrenzen – also den Effekt von Geldentwertung und Kaufkraftverlust. So will die EZB, dass die Inflation in den Euroländern maximal 2 % p.a. beträgt. 

Wie entsteht Inflation?

Die Ära des Gelddruckens 

new money steals value from old money

Wenn Staaten für das im Umlauf befindliche Geld keine equivalente Menge Gold halten müssen, können sie nach belieben Gelddrucken. Das führt aber dazu, dass das Geld entwertet wird.  

Zusätzliches Geld zu drucken ist eine beliebte Lösung, um Staatsausgaben zu finanzieren. Damit wird auch der Wert der Staatsschulden gesenkt. Ebenso profitieren private Kreditnehmer von Geldentwertung und Inflation. 

Etwa 40% der je im Umlauf befindlichen US-Dollar, wurden infolge der Corona-Pandemie gedruckt. Wenn die in Umlauf befindliche Geldmenge ansteigt, sollte auch die Anzahl der produzierten Güter und Services in gleichem Maße ansteigen.  

Ist dies nicht der Fall, steigt der Wert dieser Güter und Services. In der Regel bedeutet das Preissteigerungen und die Kaufkraft sinkt. Steigen Einkommen nicht im gleichen Maße, kommt es zu einem Absinken des Lebensstandards, den sich Menschen leisten können. 

US-Dollar loss of purchasing power

Quelle: Visual Capitalist

Natürlich ist nicht nur der US-Dollar vom Kaufkraftverlust betroffen, sondern alle staatlichen Währungen (auch Fiat Währungen genannt).  

Wie stark die Währung von einem Kaufkraftverlust betroffen ist, hängt von der Geldpolitik des Landes bzw. der jeweiligen Zentralbank ab. In Ländern wie Venezuela, Argentinien oder der Türkei ist die Inflation so stark, dass die Bevölkerung größtenteils auf US-Dollar oder andere Zahlungsmittel wie Kryptowährungen ausweicht. In Ländern wie den USA, Deutschland und vielen anderen demokratisch geprägten Industrieländern ist die Währung hingegen verhältnismäßig stabil. Das Vertrauen in diese Stabilität führt dazu, dass eine Währung etabliert ist, also im Alltag verwendet und akzeptiert wird.  

Durch die Inflation entsteht aber ein kontinuierlicher Kaufkraftverlust. Anhand der Grafik  wird die Geldentwertung des Euros deutlich:   

Kaufkraftverlust Euros seit Einführung

Quelle: Flossbach von Storch

Was tun gegen Geldentwertung und Kaufkraftverlust? 

Was wir gegen Geldentwertung und Kaufkraftverlust tun können, ist durchaus unterschiedlich: 

  • Löhne und Gehälter: Bei Löhnen und Gehältern lässt sich die Geldentwertung nur durch höhere Nettogehälter vermeiden. Das ist möglich durch steigende Bruttogehälter oder durch Absenken von Steuern und Abgaben.  In Deutschland wird beispielsweise jedes Jahr das steuerfreie Existenzminimum erhöht, so dass bei gleichbleibendem Bruttogehalt die Nettozahlung leicht ansteigt. Nach der hohen Inflation, die 2022 vor allem durch den Energiepreis-Anstieg infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ausgelöst wurde, bieten  steuerfreie Inflations-Prämien die Möglichkeit, die Nettozahlungen zu erhöhen.  
     
  • Bargeld oder Girokonten: Es ist nicht möglich, die Geldentwertung zu verhindern, wenn man sein Geld auf dem Konto liegen lässt. Auch bei Bargeld ist der Kaufkraftverlust durch die Inflation deutlich zu spüren. 
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  • Zinsen für Tagesgeld und Festgeld:  Mit Zinsen für Tagesgeld und Festgeld lässt sich der Kaufkraftentwertung und Geldentwertung teilweise entgegenwirken. Ein realer Kaufkraftverlust lässt sich aber nur vermeiden, wenn der Zinssatz (nach Abzug aller Steuern) höher ist als die Infaltionsrate. Dies ist aber nicht immer der Fall.  Der einzige Weg, wie der eigene Wohlstand vor Geldentwertung geschützt werden kann: In Geldanlagen investieren, die eine höhere Rendite erzielen  als die Inflationsrate. 
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  • Geldanlage in Gold, Währungen oder Kryptowährungen:  Beliebt sind Geldanlagen in Gold. Da Gold früher als Stabilitätsversprechen für Währungen genutzt wurde, gilt es auch heute noch als möglicherweise stabile Wertanlage. Gleiches gilt für den US-Dollar, der durch das System von Bretton Woods zur Leitwährung wurde. Mittlerweile werden auch Kryptowährungen wie Bitcoin oder Stable Coins als Geldanlage genutzt.  Entscheidend ist für ein Investment in diese Assets: Bei steigenden Kursen ist es möglich, die Geldentwertung oder den Kaufkraftverlust wettzumachen. Anders als beim Investment in Aktien oder Anleihen ergeben sich daraus aber in der Regel keine ordentlichen Erträge wie Zinsen oder Dividenden.  
     
  • Investieren in Immobilien:  Immobilien sind deshalb als Wertanlag beliebt, weil sie einen gewissen Werterhalt versprechen und – wenn sie vermietet sind - zusätzlich regelmäßige Erträge erzielen. Allerdings muss zum Erhalt einer Immobilie ständig neu investiert werden. Die jährlichen Kosten für den Erhalt werden je nach Zustand mit 1,5 bis 3,5 Prozent angesetzt. Zusätzlich ist der Immobilienwert von der Marktsituation abhängig. Zuletzt waren die Preise gefallen. Eine Investition in Immobilien ist zudem nicht besonders flexibel und erfordert zunächst hohe Anfangsinvestitionen wie bspw. die Grunderwerbsteuer, Notarkosten und ggf. noch Maklerkosten. 
     
  • Geldanlage in Anleihen und Aktien:  Wie bei Immobilien bieten Anleihen und Aktien die Möglichkeit, doppelt zu profitieren: durch ordentliche Erträge und durch eine Wertsteigerung. Die Erträge durch Zinszahlungen (bei Anleihen) und Dividenden (bei Aktien) werden noch durch mögliche Kurssteigerungen an den Kapitalmärkten ergänzt. 

1. Wer mit einem weltweiten ETF-Portfolio investiert, kann dabei von weiteren Vorteilen profitieren: Eine breite Diversifikation verringert das Risiko der Geldanlage ganz entscheidend. 

2. ETFs sind börsentäglich handelbar, die Geldanlage bleibt also komplett flexibel. 

3. Weil ETFs einen Index abbilden, kommen sie ohne Fondsmanager aus und sind deshalb deutlich günstiger als andere Fonds. 

4. Mit einer solchen Investition ist eine Wertentwicklung von durchschnittlich 6 bis 7 % p.a. sehr wahrscheinlich. Es ist also auf Dauer möglich, Geldentwertung und Kaufkraftverlust nicht nur auszugleichen, sondern sogar sein Vermögen einfach zu vermehren.  



Die richtige Anlagestrategie für Sie? Lassen Sie sich beraten.


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