Frau am Schreibtisch mit Laptop; Aktien und Zinsen - das muss kein Widerspruch sein

Aktien und Zinsen - das muss kein Widerspruch sein

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22. März 2024 // Geldanlage

Aktien oder Zinsen? Diese beiden Möglichkeiten der Geldanlage werden oftmals als Gegensatz gesehen. Aktuelle Zahlen zeigen aber: Derzeit sind beide Anlageformen im Kommen. Woran liegt das?

Für Anleger bieten sich momentan attraktive Möglichkeiten:

  • Erstmals seit Jahren haben die Zinsen wieder ein Niveau erreicht, das leicht über der Inflationsrate liegt. Es bietet sich also wieder die Möglichkeit, Zinsprodukte oder ein Geldmarkt-Investment zu nutzen - ohne dass die Kaufkraft des angelegten Betrags darunter leidet. Auch Anleihen-Investments profitieren von dem aktuell höheren Zins-Niveau.
  • An den Aktienmärkten – insbesondere in den USA und in Europa – werden neue Höchststände erreicht. Viele Aktien-Investments konnten sich so von der Schwächephase infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine und die Folgen der hohen Inflation deutlich erholen.

Aktien oder Zinsen? Das tun die Anleger

Umfragen und Studien zeigen, wie sich das Verhalten von Anlegern in diesem Umfeld entwickelt. So lässt beispielsweise das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung regelmäßig repräsentative Befragungen von Privatpersonen in Deutschland durchführen.

Die Ergebnisse zeigen durchaus einige Veränderungen:

  • Der Anteil derjenigen, die in Aktien (bzw. Aktienfonds oder ETFs) investieren, ist im zweiten Halbjahr 2023 gestiegen. Von 35,9 % auf 38,9 %.

    Überdurchschnittlich groß ist der Anteil übrigens in den Altersgruppen 30 bis 49 Jahre (49,5 %) und 18-29 Jahre (40,8 %).

    Grafik zeigt Interesse an Geldanlage in Aktien

  • Ebenso ist auch der Anteil derjenigen gestiegen, die eine Geldanlage in Aktien (inkl. Fonds und ETFs) langfristig für attraktiv halten. Er beträgt 51,3 % (zuvor: 50,8 %).

    Umfrage zur Attraktivität von Aktien-Investments

     


Bedeutet das, dass Zins-Anlagen derzeit weniger gefragt sind? Nein, es ist sogar das Gegenteil der Fall. Beide Formen der Geldanlage sind kein Widerspruch.

  • Mehr als ein Viertel der Befragten (26,3 %) gibt an, dass sie stärker als bisher in Tagesgeld oder Festgeld investieren.
  • Auch Zins-Investments in den Geldmarkt erfreuen sich größerer Beliebtheit (4,9 %).
  • Zusätzlich haben Anleger stärker in festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen oder Anleihenfonds investiert (10,7 %).
  • Ähnlich hoch wie bei Anleihen-Investments ist der Anteil der Befragten, die stärker in Aktien bzw. Aktienfonds und ETFs investiert haben (10,1 %).

    Grafik: Wie Anleger bei Zins-Erhöhungen investieren

Derzeit als Geldanlage beliebt: Aktien und Zinsen

Wie ist das aber möglich, dass zugleich zusätzlich in Zins-Produkte und in Aktien angelegt wird? Ganz offensichtlich sind durch das gestiegene Zinsniveau zusätzliche Gelder mobilisiert worden.

Kein Wunder. Im aktuellen Zinsumfeld lohnt es sich deutlich stärker, Geld vom Girokonto auf das Tagesgeldkonto zu überweisen oder von einem anderen Zins-Investment zu profitieren.

  • Wie stark sich der Zinsertrag geändert hat, zeigt ein Beispiel: Wer 2021 ein Tagesgeldkonto hatte, konnte sich über 0,2 % p.a. Zinsen “freuen”. Mittlerweile sollte es rund 3,2 % p.a. geben, für ein Geldmarkt-Investment in den Zinsmarkt sogar rund 4,0 % p.a.

    Konkret bedeutet das: für 15.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto gab es damals gerade einmal 30 Euro Zinsen im Jahr. Heute sind es mit 480 bis 600 Euro ein Vielfaches davon.

    Grafik zeigt, welche Zinsen es heute gibt

Auch die hohe Inflation in den vergangenen zwei Jahren hat zu einer Zunahme von Zins-Geldanlagen geführt. Der durch die Inflation hervorgerufene Kaufkraftverlust wurde so beim Einkaufen deutlich spürbar – auch wenn sich wohl die wenigsten Menschen die Mühe machen, den Effekt konkret zu berechnen.

Mehr zum Thema: Wie entsteht Inflation?

 

Eine Zins-Geldanlage konnte in den vergangenen Jahren immerhin etwas dazu beitragen, den Kaufkraftverlust abzumildern. Erhalten bzw. erhöht wird die Kaufkraft natürlich nur dann, wenn die Geldanlage eine Rendite erzielt, die höher ist als die Inflationsrate.

  • So hat sich die Kaufkraft von 15.000 Euro unverzinst auf dem Girokonto in den Jahren 2022 (6,9 &% Inflation) und 2023 (5,9 % Inflation) deutlich verringert: auf 13.250 Euro.

    Grafik zeigt Auswirkung der Inflation auf die Kaufkraft
  • Zum Vergleich: Hätte das Geld eine Rendite von 3,0 % p.a. erzielt, dann läge die Kaufkraft bei mehr als 14.050 Euro.

    Beispielrechnung zu Zinsen und Inflation - Auswirkungen auf die Kaufkraft

Entsprechend ist die gleichzeitige Zunahme von Zinsanlagen und dem Investment in Aktien gar nicht überraschend.

Die Möglichkeiten der Geldanlagen im Vergleich

Die jüngste Befragung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung ergibt, dass die Anlage in Aktien/Aktienfonds bzw. in Zins-Investments (Tagesgeld, Festgeld, Anleihen, Geldmarkt) fast gleichermaßen als die attraktivste Anlageklasse gelten.

  • Bei Aktien, Aktienfonds und -ETFs sind es 28,5 %
  • Bei Anleihen, Anleihefonds, Zinskonten und Geldmarkt-Investments sind es zusammen 31,1 %.

    Umfrage: Wichtigste Geldanlage heute

Aufgrund der Zinserhöhungen in den vergangenen zwei Jahren u.a. durch die US-Notenbank Fed sowie durch die Europäische Zentralbank (EZB), herrscht offenbar die Meinung, die Geldanlage in Zinsprodukte sei derzeit am vielversprechendsten. Doch der Blick zurück zeigt, dass dies nicht stimmt.

  • Selbst wenn der Zeitraum vom 1. März 2022 bis 29. Februar 2024 betrachtet wird, war ein weltweit gestreutes Aktien-Investment tatsächlich erfolgreicher. Dabei umfasst der Zeitraum sowohl zahlreiche Leitzins-Erhöhungen der Fed (von 0,25 % p.a. auf 5,25 % bis 5,5 % p.a.) als auch der EZB (von 0,0 % p.a. auf 4,5 % p.a.) und durch den russischen Angriff auf die Ukraine ein sehr schwieriges Marktumfeld für Aktien.
  • Wer als Anleger die Marktschwankungen an den Aktienmärkten aushielt, wurde tatsächlich in diesem Zeitraum mit einer besseren Rendite belohnt. Und das obwohl der durchschnittliche Zinssatz mit 3,0 % p.a. hier für die letzten beiden Jahre relativ hoch angesetzt ist.
  • Bei 15.000 Euro Anlagebetrag ergab sich so für eine Zins-Geldanlage ein Plus von rund 900 Euro. Bei einem Aktien-Investment fiel das Plus mit 1.126 Euro (nachhaltige Aktienstrategie growgreen100) bzw. 1.420 Euro (klassische Aktienstrategie grow100) trotz der Marktschwankungen um einiges höher aus.

    Zinsen oder Aktien? Was ist das bessere Investment?

Zur vollständigen Entwicklung der growney-Strategien

 

Aussichten für die Zins-Entwicklung, Anleihen und Aktien

Zinsen: Die Phase der Zins-Erhöhungen scheint derzeit vorüber. Zuletzt hatte die US-Notenbank Fed im Juli 2023 die Zinsen erhöht, die letzte Zins-Erhöhung der EZB war im September 2023. Mittlerweile gehen fast alle Experten von Zinssenkungen aus.

So zeigt auch die Untersuchung des Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung, dass ein steigender Anteil der Anleger mit der Stagnation (54,4 %) oder dem Absinken des Zins-Niveaus (25,1 %) rechnen.

Umfrage zur erwarteten Zins-Entwicklung

Anleihen: Diese Entwicklung macht vor allem Anleihen mit mittlerer Laufzeit attraktiver, denn mit ihnen profitieren Anleger über die gesamte Laufzeit vom vereinbarten Zinskupon.

Aktien: An den Aktienmärkten werden sinkende Zinsen in der Regel positiv gewertet. Das macht es für Unternehmen günstiger an Kredite zu kommen um damit Investitionen und Innovationen zu finanzieren.

 

Was Anleger mit ihrem Geld tun können

 

1. Weg vom Girokonto oder Sparbuch

In der Phase der Zins-Erhöhungen haben das schon viele Anleger richtig gemacht: Das Girokonto, Sparbuch oder als Bargeld zuhause bringt das Geld garantiert keine Rendite. Besser ist es von Zinsen zu profitieren.


2. Reserve für alle Fälle: Tagesgeld oder Geldmarkt

Tagesgeld oder ein Zins-Investment am Geldmarkt sind sehr flexible Möglichkeiten, um von Zinsen zu profitieren. Empfohlen wird, etwa zwei bis drei Monatsgehälter zurückzulegen, um bei plötzlichen Ausgaben jederzeit darauf zugreifen zu können.


3. Staats- und Unternehmensanleihen als stabiler Baustein

Wer länger von den aktuellen Zinsen profitieren will, hat mit Staats- oder Unternehmensanleihen sehr gute Möglichkeiten dazu. Mit einem ETF-Portfolio das zahlreiche Anleihen abbildet wird zugleich das Risiko gestreut. Ein stabiler Baustein für Vermögensaufbau und -erhalt.


4. Aktien-Investment für die langfristige Rendite-Chance

Die beste Renditechance ergibt sich mit einem Aktien-Investment. Mit einer breiten Diversifizierung lässt sich das Risiko dabei gezielt minimieren. Gerade mit einem mittleren oder längeren Anlagehorizont sind Aktien als Anlageklasse die beste Wahl, wenn eine attraktive Rendite erzielt werden soll.


5. Individuell passende Mischung aus Zinsen und Aktien

Für jeden Menschen ist es individuell ganz unterschiedlich, was mit einer Geldanlage erreicht werden soll. Oft gibt es mehrere Ziele parallel: Rücklage für den Notfall, Sparen für einen Traumurlaub oder eine Auszeit und zusätzlich Vermögensaufbau für das Rentenalter. Deswegen geht es in der Regel darum, Tagesgeld-, Zins-Investment, Anleihen und Aktien miteinander zu kombinieren – damit es genau zu den persönlichen Zielen passt.



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