Bereits mehrfach haben die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank (Fed) zuletzt den Leitzins erhöht. Mit dem Ende der Nullzinsphase im Jahr 2022 ist damit zu beobachten, dass die Zinsen steigen. …
Weil digitales Bezahlen immer selbstverständlicher und einfacher wird, sollen sich auch die Gesetze zum Zahlungsverkehr ändern. Bislang umfasst die Digitalisierung vor allem das Bankengeschäft und die Zahlung mit Kreditkarten bzw. Girokarten.
Mit Paypal, ApplePay oder GooglePay oder Klarna sind auch neue digitale Zahlungsdienstleister entstanden. Nächster Schritt: ein digitaler Euro. Einführung und Etablierung einer solchen digitalen Bezahlmöglichkeit sind jedoch relativ aufwändig. Zudem gibt es Sorgen, dass ein digitaler Euro Nachteile bringen könnte - etwa beim Thema Datenschutz.
Die wichtigsten Fragen zum geplanten digitalen Euro:
Wie funktioniert der digitale Euro?
Der digitale Euro soll gesetzliches Zahlungsmittel werden, also genauso wie Euro-Münzen und Euro-Scheine akzeptiert werden. Geplant ist eine “weithin akzeptierte, kostengünstige, sichere und widerstandsfähige” digitale Währung, so heißt es im Beschluss der EU-Kommission. Funktionieren soll das wie eine Art digitale Geldbörse, in der Werte gespeichert, aber eben auch eingezahlt und ausgezahlt werden können.
Ziel ist also der Euro als digitales Zahlungsmittel, ganz unabhängig vom Bankkonto oder einer Kreditkarte. Dabei soll der digitale Euro sowohl für Online- wie für Offline-Zahlungen funktionieren, also auch in Geschäften akzeptiert werden.
Was ändert sich dann genau?
Der bargeldlose Zahlungsverkehr erfolgt derzeit überwiegend über Bankkonten oder Kreditkarten. Mit der Einführung des digitalen Euro lässt sich Geld auch in einer Wallet speichern. Abgerufen und ausgezahlt werden kann es dann virtuell, etwa über eine Smartphone- bzw. Smartwatch-App oder einen anderen Online-Zugang. Die Bundesbank hält auch die Verwendung von Zahlungskarten für denkbar, etwa “für nicht digitalaffine Bürgerinnen und Bürger”.
Damit ändert sich dann etwas im Alltag: Mit der Einführung des digitalen Euro als offizielles Zahlungsmittel wären dann alle Geschäfte und Händler im Euroraum verpflichtet, auch Zahlungen mit dem digitalen Euro zu akzeptieren. Als Käufer soll man dann selbst bestimmen können, ob man mit Bargeld, Karte oder eben dem digitalen Euro zahlt. Allerdings soll auch die Möglichkeit erhalten bleiben, dass ein Geschäft ausschließlich Bargeld annimmt – eine Regelung, die insbesondere für kleine Kioske oder Bäcker gedacht ist.
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel ist sich jedenfalls sicher, “dass der digitale Euro neue Chancen bietet, neue Finanzprodukte, die finanzielle Inklusion erhöht”. Er erwartet also, dass ein digitaler Euro eher dazu führt, dass einfache und digitale Geldanlagen (z.B. die ETF-Geldanlage bzw. Tagesgeld-/Festgeld über growney) deutlich mehr Menschen zur Verfügung stehen könnten.
Ist der digitale Euro eine Kryptowährung?
Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Kryptowährungen und dem digitalen Euro. Der digitale Euro wird von der Zentralbank herausgegeben, ist also die digitale Variante einer Währung. Damit ist der Kurs des digitalen Euro durch die Geldpolitik der EZB maßgeblich beeinflusst, beispielsweise durch Zinsentscheidungen.
Genau das – eine zentrale Aufsicht über die Entwicklung der Währung - gibt es bei Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum nicht. Als digitale Variante des Euro wäre der Kurs des digitalen Euro immer identisch mit dem Euro selbst. Ein digitaler Euro ist also per Definition immer gleich viel Wert wie der Euro selbst. Dies wird die EZB als Zentralbank sicherstellen. Damit wird der digitale Euro eben auch keine starken Kursschwankungen aufweisen, wie sie bei Kryptowährungen sonst sehr stark auftreten. Ein digitaler Euro ist also eher mit Stablecoins vergleichbar.
Bezeichnet wird diese Art der Währung als digitales Zentralbankgeld (DZGB). Oft wird für diese Variante auch die englische Abkürzung CBDC (Central Bank Digital Currencies) verwendet. In etwa einem Dutzend Ländern gibt es ein solches digitales Zentralbankgeld bereits. Besonders bekannt ist das Beispiel China, wo es die Währung Renminbi auch als digitale Variante gibt. Länder wie Jamaika oder Nigeria nutzen ebenfalls digitales Zentralbankgeld.
In Europa treibt vor allem die schwedische Zentralbank das Projekt e-Krona als digitale Währung voran, die Bank of England überlegt, ein e-Pfund einzuführen.
Digitaler Euro: Nachteile und Vorteile gleichermaßen
Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung ist klar, dass ein digitaler Euro Nachteile haben kann, aber eben auch viele Vorteile bietet.
- Ein zentrales Thema ist dabei der Datenschutz. Natürlich ist eine digitale Variante nicht ganz so anonym wie die Verwendung von Bargeld. “Anonymität beim digitalen Bezahlen ist wichtig”, betont beispielsweise der Bundesverband der Verbraucherzentralen.
- Wie immer beim digitalen Bezahlen geht es natürlich auch um die Frage der Cybersicherheit. Zusätzlich stellt sich die Frage: Was passiert mit dem digitalen Euro in einer Wallet, wenn Zugangsdaten verlorengehen oder vergessen werden.
- Klar ist außerdem, dass digitales Bezahlen ganz wesentlich davon abhängig ist, ob in allen Euroländern eine entsprechende Netzabdeckung sichergestellt ist.
Auch wenn einige Menschen durch den digitalen Euro Nachteile fürchten, gibt es aber auch ganz klare Vorteile:
- Der digitale Bezahlvorgang wird günstiger. Bislang werden die Zahlungsdienstleister (oder auch die Kreditkarten-Unternehmen) an den Zahlungen beteiligt. Gibt die Zentralbank direkt einen digitalen Euro heraus, so soll die Bezahlung gebührenfrei sein. Für die Händler und Geschäfte fallen dann entsprechend weniger Transaktionskosten an.
- Verbraucherschützer sehen das Projekt digitaler Euro deshalb auch positiv. Von der europäischen Verbraucherschutzorganisation BEUC heißt es: “Es ist höchste Zeit, dass wir uns aus der Abhängigkeit von den großen internationalen Kartensystemen lösen, um on- und offline bezahlen zu können.”
- Durch einen digitalen Euro dürften Zahlungen deutlich schneller gehen. Guthaben kann innerhalb von Sekundenbruchteilen von dem Wallet an Geschäfte, Händler oder an andere Wallets übertragen werden.
- Ebenso nimmt die Rolle von Banken als zentrale Instanz für die Aufbewahrung von Geld ab. Wird der digitale Euro künftig in einer Wallet gespeichert, könnte die zentrale Rolle von Konten und Banken im Zahlungsverkehr abnehmen.
Die Rolle von Bargeld: Was passiert mit meinem Geld, wenn der digitale Euro kommt?
Der digitale Euro wird als zusätzliches Zahlungsmittel eingeführt. Euro-Münzen und –Scheine behalten also ihren Status als gesetzliches Zahlungsmittel. Damit behalten sie natürlich ihren Wert und ihre Gültigkeit.
Die Menschen in den Euro-Staaten sollen aber die Wahl haben, welches Zahlungsmittel sie persönlich benutzen wollen. Durch direkteren und schnelleren Zahlungsverkehr soll aber die Akzeptanz und die Attraktivität digitaler Zahlungen gesteigert werden.
Wird das Bargeld abgeschafft?
Das Gegenteil ist der Fall. Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel bleibt wie bisher erhalten. Aktuell lässt die EZB sogar über die Gestaltung neuer Geldscheine abstimmen. So wird abgefragt, welche Motive sich künftig für Euro-Geldscheine eignen würden.
Mit geplanten Gesetzesänderungen soll es sogar leichter werden, an Bargeld zu kommen – und perspektivisch auch den digitalen Euro beispielsweise in Bargeld umzutauschen.
Per Gesetz soll beispielsweise sichergestellt werden, dass Bankkunden in Geschäften auch dann Bargeld bekommen sollen, wenn sie nichts kaufen. Damit soll die flächendeckende Versorgung mit Bargeld gesichert werden, auch wenn weiterhin mehr und mehr Bankfilialen schließen.
Im Gesetzesentwurf heißt es dazu:
Um den Status des Bargelds als gesetzliches Zahlungsmittel in der Praxis zu erhalten, muss der leichte Zugang zu Euro-Bargeld gewährleistet sein, denn wenn die Bürger keinen Zugang zu Bargeld haben, können sie nicht damit bezahlen und der Status als gesetzliches Zahlungsmittel wird untergraben.
Perspektivisch soll eine solche Auszahlungsregel ebenfalls für den digitalen Euro gelten, das heißt: Aus dem digitalen Wallet kann an der Supermarktkasse oder in anderen Geschäften Guthaben in Bargeld ausgezahlt werden. Natürlich gilt das dann für den gesamten Euroraum.
Digitaler Euro: Ab wann ist es so weit?
Ab wann der digitale Euro als gesetzliches Zahlungsmittel funktionieren wird, ist noch nicht klar. Experten rechnen damit, dass die Einführung mindestens drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen kann. Es geht also frühestens um 2026 bzw. 2027.
Als nächster Schritt steht aber zunächst eine Entscheidung der EZB an, ob und wie sie den digitalen Euro tatsächlich umsetzen will. Diese Entscheidung soll im Oktober 2023 fallen – daraus wird sich dann vermutlich auch ein ungefährer Zeitplan für die Einführung des digitalen Euro ergeben.