Frauen haben im Vergleich zu Männern immer noch einen Nachteil, wenn es um die finanzielle Planung für die Rente geht. …
Die Rolle von Frauen in der Finanzbranche hat sich im Laufe der Zeit kontinuierlich verändert. Leider wird die Finanzbranche aber immer noch als Männerdomäne wahrgenommen – obwohl es gute Gründe gibt, das zu ändern. So zeigen Studien immer wieder, dass Frauen erfolgreicher investieren. Ein Blick auf die Entwicklung.
Obwohl in Deutschland seit über 70 Jahren formell Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern besteht, spiegelte sich dieses verfassungsmäßige Ideal lange Zeit leider nicht in der Realität wider.
Beispiele dafür:
- Im Jahr 1962 wurde es Frauen in Deutschland ermöglicht, ein eigenes Bankkonto zu eröffnen.
- Bis zum Jahr 1977 waren Frauen gesetzlich dazu verpflichtet, den Haushalt zu führen.
- Ein Ehemann hatte außerdem das Recht zu entscheiden, ob seine Ehefrau arbeiten durfte.
Unabhängig von diesen Hindernissen konnten einige bemerkenswerte Frauen die internationale Finanzwelt prägen und positiv verändern. So ist es gelungen den Weg dafür zu ebnen, dass Frauen finanzielle Unabhängigkeit erlangen können.
Bekannte Frauen in der Finanzbranche
- Louise M. Weiser wurde 1875 zur ersten weiblichen Präsidentin einer US-amerikanischen Bank ernannt. Nach dem Tod ihres Ehemanns übernahm sie die Position und bekleidete sie bis zu ihrem eigenen Tod. Ihr Aufstieg zur Präsidentin einer Bank war ein Meilenstein und öffnete den Weg für weitere Frauen in Führungspositionen im Finanzsektor.
- Eine weitere bekannte Frau in der Finanzbranche war Maggie Lena Walker. Im Jahr 1903 gründete sie als erste Frau in den USA die St. Luke's Penny Savings Bank. Walker setzte sich für Frauen und Afroamerikaner in den rassistisch geprägten Südstaaten ein und gründete die St. Luke's. Frauen sollten so ermutigt werden, ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten durch Sparen zu nutzen. Sie war eine Vorreiterin in der Förderung der finanziellen Unabhängigkeit von Frauen und von Minderheitengruppen in den USA.
- Elly Heuss-Knapp, die Ehefrau des ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss, war eine weitere bemerkenswerte Frau, die sich für die Gleichstellung und finanzielle Bildung von Frauen eingesetzte. 1948 startete sie "Hausfrauenseminare", um Frauen in den Bereichen Haushaltsführung, Sparen und Finanzmanagement zu schulen. Ihre Arbeit trug dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung der finanziellen Unabhängigkeit von Frauen zu schärfen und ihre Rolle in der Finanzbranche zu stärken.
Die erste Frau an der New Yorker Börse
Muriel Siebert wird von einigen als die "erste Frau der Finanzwelt" bezeichnet. Im Jahr 1967 wurde sie als erste Frau Mitglied der New York Stock Exchange (NYSE) und hat dort als einzige Frau zusammen mit 1.365 Männern gearbeitet. Muriel setzte sich für Gleichberechtigung ein, von ihr stammt das Zitat: “Wenn eine Tür schwer zu öffnen ist und nichts anderes funktioniert, dann musst du manchmal ausholen und sie aufstoßen." Sie gründete auch ihre eigene Maklerfirma und ebnete so den Weg für weitere Frauen, die in der Finanzbranche Fuß fassen wollten.
Banken und Versicherungen: Wenig Frauen in Führungspositionen
Trotz weiblicher Vorbilder in der Finanzbranche wie Muriel Siebert ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen heute immer noch gering. Eine Studie des Internationalen Währungsfonds IWF zeigt, dass Frauen weniger als 2 Prozent der Vorstandsvorsitzenden von Finanzinstituten und weniger als 20 Prozent der Vorstandsmitglieder ausmachen.
Für Deutschland ermittelte das DIW 2019 Werte von 9,8 % (Banken) bzw. 11 % (Versicherungen).
Es zeigen sich auch erhebliche regionale Unterschiede hinsichtlich des Anteils von Frauen in Führungspositionen im Bankensektor. Länder in Subsahara-Afrika weisen den höchsten Anteil weiblicher Führungskräfte im Bankwesen auf, während Lateinamerika und die Karibik den niedrigsten Anteil haben. Westliche Länder liegen dazwischen.
Ein ähnliches Bild ergibt sich auch für die gesamte Finanz- und Versicherungsbranche in Deutschland: Obwohl die Beschäftigten mehrheitlich Frauen sind, spielen sie auf der ersten und zweiten Führungsebene eine deutlich geringere Rolle, wie eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegt. In keiner anderen Branche sind Frauen demnach so stark unterrepräsentiert wie bei Banken und Versicherungen.
Frauen in der Finanzbranche: Was bringen Änderungen?
Die Studie des IWF zeigte ebenfalls, dass eine größere Vielfalt in den Führungsgremien positive Auswirkungen auf die Stabilität von Banken hat. Banken mit einem höheren Frauen-Anteil im Vorstand verfügen über größere Kapitalpuffer, einen geringeren Anteil an notleidenden Krediten und eine größere Widerstandsfähigkeit in eventuellen Stresssituationen. Dies kann auf besseres Risikomanagement, unterschiedliche Denkweisen und eine bessere Führung hinweisen.
Strukturen, in denen überwiegend eine bestimmte Hautfarbe oder ein bestimmtes Geschlecht dominieren, spiegeln nicht die Vielfalt und Vielzahl von Perspektiven wider, die in der Gesellschaft existieren. Die Förderung von Vielfalt bringt unterschiedliche Erfahrungen, Denkweisen und Herangehensweisen mit sich, die die Finanzbranche bereichern können. Das bedeutet, dass es sich nicht nur positiv auswirkt, Frauen gleiche Chancen zu geben, sondern generell Limitierungen aufzubrechen, die Menschen aufgrund ihrer Ethnizität, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder anderen Faktoren davon abhalten, ihr Potential auszuschöpfen.
Insgesamt ist die Rolle von Frauen in der Finanzbranche von historischen Herausforderungen geprägt, aber auch von mutigen Frauen, die den Weg für andere Frauen geebnet haben und Stereotypen abgebaut haben. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen hat sich über die Jahre verbessert, jedoch besteht weiterhin ein großer Unterschied zwischen Männern und Frauen.
Insgesamt ist es im Interesse der Finanzbranche, Vielfalt zu fördern und sicherzustellen, dass alle qualifizierten Menschen gleiche Chancen haben, ihre Fähigkeiten einzusetzen und zum Erfolg eines Unternehmens beizutragen. Eine integrative Kultur fördert dabei nachweislich Innovation, Kreativität und langfristigen Erfolg.