Frau springt Treppen hoch; Zinsentwicklung:  Clever anlegen mit der Zinstreppe

Zinsentwicklung: Clever anlegen mit der Zinstreppe

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2. Juni 2023 // Geldanlage

Wer auf die Angebote für Tagesgeld oder Festgeld schaut, wird feststellen, dass die Zinsen aktuell steigen. Damit reagieren die Banken auf die Entwicklung der Leitzinsen. Angesichts der hohen Inflation hatte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen mehrfach nacheinander angehoben – wie auch andere Zentralbanken. Stellt sich die Frage: Geht das mit der Zinsentwicklung immer so weiter? Und wie kann ich clever darauf reagieren?

Gerade bei einer Festgeld-Anlage liegt das Problem nämlich in der weiteren Zinsentwicklung. Sie kann je nach Szenario negative Auswirkungen auf die Geldanlage haben. 

Mögliche Auswirkungen der weiteren Zinsentwicklung 

Grundsätzlich sind zwei unterschiedliche Szenarien denkbar: 

  • Die Zinsen steigen weiter. Dann würden sich Festgeld-Angebote mit längerer Laufzeit nachteilig für Anleger auswirken. Im ungünstigsten Fall steigen die Zinsen kurz nachdem man sich für eine solche Geldanlage entschieden hat. Dann sind Anleger natürlich trotzdem an den vereinbarten Zins gebunden. 
  • Die Zinsen sinken wieder. Dann würden Anleger, die bei den aktuellen Festgeld-Angeboten  lieber noch abwarten, wohl den Einstiegszeitpunkt verpassen. Sollten die Zinsen sinken, entgeht abwartenden Anlegern ein Teil Ihrer möglichen Rendite. 

Derzeitige Signale für die weitere Zinsentwicklung 2023 

Mitte Juni stehen sowohl bei der US-Notenbank (Fed) als auch bei der EZB Entscheidungen über die weitere Zinsentwicklung an. 

Grafik zeigt Zinsentwicklung für Dollar und Euro

  • Bei der Fed gibt es mögliche Anzeichen für eine Zinspause. In ihren letzten zehn Sitzungen hatten die US-Notenbanker die Zinsen erhöht, um so der Inflation etwas entgegenzusetzen. Zuletzt hatten sich einige Vertreter der Fed für ein langsameres Tempo bei den Zinserhöhungen ausgesprochen.
    Gleichzeitig warnt Notenbank-Chef Jerome Powell: Es sei zu früh, die Zinsen zu senken.  
  • Bei der EZB gibt es ebenfalls unterschiedliche Signale zur weiteren Zinsentwicklung. 2023 könnte schon bald der Höhepunkt der Zinsentwicklung erreicht werden, äußert sich beispielsweise das EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta. Gleichzeitig mahnt aber die EZB-Chefin Christine Lagarde, die Zentralbank müsse „unseren Erhöhungszyklus fortsetzen“.

Die Inflation in Deutschland und Europa bleibt zwar aktuell auf einem hohen Niveau. Sie ist jedoch in den letzten Monaten merklich gesunken. Für Anleger, die einen Blick auf die Festgeld-Zinsen werfen, stellt ich die Frage: „Soll ich mich jetzt für ein Festgeld-Angebot entscheiden oder noch abwarten?“  

Abwarten bedeutet bei der Geldanlage allerdings meist den Verzicht auf Rendite. Wer das Geld lieber auf einem Tagesgeldkonto (Zinsen aktuell 2,30 bis 2,50 % p.a.) deponiert, bekommt deutlich weniger als bei Festgeld-Angeboten (bis zu 4,0 % p.a. Nominalzins). 

Zinstreppe: Geschickt in unterschiedliche Laufzeiten anlegen 

Experten haben deshalb eine sogenannte Zinstreppe entwickelt. Sie ermöglicht Anlegern, von den aktuell gestiegenen Zinsen zu profitieren. Trotzdem wahren sie eine gewisse Flexibilität, wenn in den kommenden Monaten die Zinsen steigen sollten. 

Der einfache Trick: Der anzulegende Betrag wird auf unterschiedliche Angebote aufgeteilt. Darauf wird insbesondere auf eine Mischung von recht kurzen und mittleren Laufzeiten geachtet. So sichern sich die Anleger das aktuelle Zinsniveau. Sie haben aber zugleich die Möglichkeit von höheren Zinsen in der Zukunft zu profitieren. 

Die Aufteilung könnte etwa so aussehen: 

  • kurzfristige Festgeld-Angebote mit 3 bis 12 Monaten Laufzeit 
  • Festgelder für 2 bis 3 Jahre 
  • Und Festzins-Angebote für 5 Jahre  

Wenn ein höherer Betrag angelegt werden soll und keine Sorge besteht, dass der Anleger im Notfall auf das Geld angewiesen ist, bietet sich ergänzend ein ETF-Depot an. Dadurch steigt die Chance auf eine höhere Rendite durch die Entwicklung der Kapitalmärkte. Zugleich haben ETFs den Vorteil, dass sie sich börsentäglich verkaufen lassen und ein Anleger damit besonders flexibel bleibt. 

Unabhängig davon ist es sinnvoll, den Betrag von zwei bis drei Monatsgehältern für unvorhergesehene Ausgaben auf einem Tagesgeldkonto zu haben. 

Beispiel: Zinstreppe mit € 75.000  

Den Effekt sieht man am besten bei einem konkreten Zinstreppen-Beispiel. Lena möchte gern € 75.000 Euro anlegen. Weil ihr die weitere Zinsentwicklung 2023 unklar ist, entscheidet sie sich für die Zinstreppe. Eine Notreserve auf dem Tagesgeld-Konto hat sie bereits. Deswegen findet sie die Idee einer Aufteilung auf mehrere Festgelder und das ETF-Depot sinnvoll. 

Lena teilt das Geld wie folgend auf: 

Lenas Vorteil: Wenn die Zinsen steigen, kann sie schon in 12 Monaten Geld wieder neu anlegen. Außerdem könnte sie bei größeren Zinsänderungen auch zusätzlich Geld aus dem ETF-Depot in ein Zinskonto umschichten. Alle Zinskonto-Angebote sind außerdem bei deutschen oder europäischen Banken (EU bzw. Norwegen, Liechtenstein oder Island). Es gilt somit die gesetzliche Einlagensicherung von € 100.000. 

Nimmt man bei der Zinsentwicklung eine Schwankung von einem Prozentpunkt nach oben und unten an, ergibt sich für Lenas Anlagebetrag nach 3 Jahren folgendes Bild: 

Grafik mit Beispiel für die Zinstreppe

  • Je nach Entwicklung von Zinsniveau und Rendite hat Lena dann zwischen € 84.358 und € 88.002. Der niedrigere Betrag ergibt sich, wenn Zinsen und Kapitalmarktrendite einen Prozentpunkt niedriger ausfallen. Der höhere Betrag ergibt sich, wenn Zinsen und Rendite um einen Prozentpunkt steigen. 
  • Das ist bis zu € 3.848 mehr, als wenn Lena das ganze Geld für 3 Jahre als Festgeld angelegt hätte. Bei 4,0 % Nominalzins (effektiv: 3,9 % p.a.), hätte sie € 84.121. Dann ist der komplette Geldbetrag für 3 Jahre gebunden. Sie kann nicht flexibel über Teile des Geldes verfügen.  
  • Hätte sie statt Festgeld oder Zinstreppe ein Tagesgeldkonto genommen, so wäre aus ihrem Geld durch Tagesgeld-Zinsen und Zinseszins der Betrag von € 78.425 (bei Absenkung des Zinsniveaus um 1 Prozentpunkt) bis € 83.153 (bei Anstieg der Zinsen um 1 Prozentpunkt) geworden. 

Nach 5 Jahren ist der Effekt sogar noch stärker. 

Grafik zeigt Effekt der Zinstreppe bei positiver oder negativer Zinsentwicklung

  • Mit Zinstreppe und ETF-Depot hat Lena zwischen € 90.714 (wenn Zinsen/Rendite um einen Prozentpunkt niedriger ausfallen) und € 98.590 (wenn Zinsen/Rendite um einen Prozentpunkt steigen). 
  • Legt sie gleich alles in ein Festgeld-Angebot für 5 Jahre (z.B. die deutsche PEAC-Bank mit 3,6 % p.a.), hat sie € 89.507. Das sind zwischen € 1.206 und € 9.082 weniger als mit der Zinstreppe. 
  • Als Geldanlage auf dem Tagesgeldkonto hätte sie durch Zinsen und Zinseszins zwischen € 80.796 (bei negativer Zinsentwicklung, Senkung um einen Prozentpunkt) und € 89.076 (bei steigender Zinsentwicklung, Anstieg um einen Prozentpunkt). 

Alternative Beispielrechnung für die Zinstreppe 

Der positive Effekt durch die Zinstreppe kann sich auch ergeben, wenn das Geld zwischen unterschiedlichen Festgeldern ohne ETF-Depot aufgeteilt wird. Das zeigt dieses Zinstreppen-Beispiel: Sabine hat ebenfalls € 75.000 (zusätzlich zu ihrer Rücklage auf dem Tagesgeldkonto), die sie anlegen will. 

Sie verteilt das Geld gleichermaßen auf fünf verschiedene Festgeldangebote, also je € 15.000  

  • für 6 Monate (3,3 % p.a. bei der Banca Progetto)* 
  • für 12 Monate (3,5 % p.a. bei der Holm-Bank)* 
  • für 24 Monate (3,6 % bei der PEAC-Bank)* 
  • für 36 Monate (Nominalzins 4,0 % p.a. bei der Banca Progetto)* 
  • für 60 Monate (3,6 % bei der PEAC-Bank)* 

Auch Sabine muss aufgrund der unklaren Zinsentwicklung damit rechnen, dass die Zinsen steigen oder fallen.  

Zinsentwicklung 2023 und Beispiel für die Zinstreppe

  • Mit der Zinstreppe hat sie nach 3 Jahren zwischen € 81.435 (bei Zinssenkung um einen Prozentpunkt) und € 85.297 (bei Zinsanstieg um einen Prozentpunkt). 
  • Bei einem Festgeld für 3 Jahre hätte sie bei 3,9 % p.a. Effektivzins nach 3 Jahren € 84.121 ausgezahlt bekommen. Dabei hätte sie keine Möglichkeit, zwischendurch über Teile des Geldes zu verfügen oder von einer möglichen Zinssteigerung zu profitieren. 
  •  Auf dem Tagesgeldkonto wären es wie bei Lena zwischen € 78.452 und € 83.153. 

Auch nach 5 Jahren kann sich für Sabine durch die Zinstreppe ein positiver Effekt ergeben:  

Zinstreppe als cleverer Trick für die Geldanlage

  • Mit der Zinstreppe hat sie zwischen € 86.037 und € 92.944
  • Mit einem Festgeld-Angebot über 5 Jahre (3,6 % p.a. bei der PEAC-Bank) wären es € 89.507. Von eventuell höheren Zinsen könnte sie dabei nicht profitieren.
  • Legt Sabine das Geld auf ein Tagesgeldkonto, hat sie nach 5 Jahren zwischen € 80.796 (bei negativer Zinsentwicklung, Senkung um einen Prozentpunkt) und € 89.076 (bei steigender Zinsentwicklung, Anstieg um einen Prozentpunkt). 

Festgeld und Tagesgeld: Vergleichen lohnt sich 

In jedem Fall lohnt sich bei Festgeld- und Tagesgeld-Angeboten ein Vergleich. Anleger sollten insbesondere auf folgende Aspekte achten: 

  • Handelt es sich bei Tagesgeld-Angeboten um sogenannte „Lockangebote“? Diese stellen oft nur für wenige Monate einen hohen Zinssatz in Aussicht, dann sinken die Zinsen automatisch stark.  

    So werden in einigen Fällen 3,0 % Zinsen auf das Tagesgeld versprochen – nach 6 Monaten sinkt der Zinssatz allerdings auf 0,6 %. Im ersten Jahr bedeutet das insgesamt weniger als  1,8 % p.a. Zinsen. Und im zweiten Jahr gibt es dann nur 0,6 % p.a. 
  • Grundsätzlich sollten nur Angebote in Frage kommen, bei denen die gesetzliche EU-Einlagensicherung bis € 100.000 gilt. Dies ist bei allen Banken aus Deutschland, anderen EU-Ländern sowie aus Norwegen, Liechtenstein und Island der Fall. 
  • Bei einer Zinstreppe lohnt es sich, schon einige Tage vor Ablauf der jeweiligen Festgeld-Anlagen nach neuen Angeboten Ausschau zu halten. So ermitteln sie das beste Angebot für die Neuanlage.  
  • Wer mehr als € 100.000 in Tagesgeld oder Festgeld anlegen will, sollte das Geld möglicherweise auf unterschiedliche Banken aufteilen. 
  • Tagesgeld und Festgeld bringen zwar Zinserträge, sind aber weitaus weniger für den Vermögensaufbau geeignet als Investitionen am Kapitalmarkt. Es lohnt sich also genau abzuwägen, welcher Betrag in Tagesgeld oder Festgelder angelegt werden soll.  
  • Wann sich Tagesgeld und Festgeld besonders lohnen, lesen Sie hier
  • Grundsätzlich macht es Sinn, nicht das einzelne Angebot einer Bank anzuschauen. Nutzen Sie lieber einen Festgeld-Vergleich, bei dem es verschiedene Angebote gibt. So erkennen Sie die Vor- und Nachteile einzelner Banken bzw. Zinsangebote.
Direkt zum Tages- und Festgeld-Vergleich

* alle Zinsangebote Stand: 02. Juni 2023, seitdem gab es mehrere Zinsänderungen. Die aktuellen Angebote gibt es hier



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