Paar steht am Balkon vom Luxushotel; Warum deutsche Privatanleger mehr investieren sollten

Warum deutsche Privatanleger mehr investieren sollten

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5. September 2025 // Aktuelles

Die deutschen Privathaushalte verfügen über ein enormes Geldvermögen. Laut Deutscher Bundesbank[1] erreichte es zum Ende des ersten Quartals 2025 einen neuen Rekord: rund 9.053 Milliarden Euro.

Bezogen auf die Bevölkerung von fast 83 Millionen bedeutet dies rein rechnerisch über 100.000 Euro pro Einwohner.[2]

Betrachtet man nur die Erwachsenen, fällt der Durchschnitt noch höher aus: In Deutschland leben ca. 69 Millionen Menschen im Alter ab 18 Jahren. Auf sie entfällt im Schnitt ein Geldvermögen von über 130.000 Euro pro Person.

Grafik zeigt Verteilung der Geldanlage in Deutschland

Anlageverhalten: Viel Geld auf Konten, wenig am Kapitalmarkt

Von diesem Geldvermögen liegen ca. 37,5 % - also fast 50.000 Euro pro Erwachsenem - in Bargeld und Einlagen. Der Großteil davon ist gar nicht oder nur sehr gering verzinst. Lediglich 32 % bzw. etwas über 40.000 Euro pro Erwachsenem liegen in Aktien bzw. Anteilen an Unternehmen oder Investmentfonds.

Zieht man davon die für Privatanleger eher untypischen Beteiligungen– etwa nicht börsennotierte Aktien oder Anteile an Familienunternehmen – ab, bleibt ein Kapitalmarktanteil von weniger als 20 Prozent übrig. Der restliche Teil des Geldvermögens entfällt im Wesentlichen auf Ansprüche gegenüber Versicherungen und Altersvorsorgesystemen.

Einkommen und Rücklagen: Reserve vorhanden, Potenzial ungenutzt

Auch die Einkommen zeigen, wie konservativ die Deutschen ihr Geld anlegen. 2024 lag der Bruttoverdienst eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers im Mittel bei rund 4.350 Euro pro Monat.[3]

Finanzexperten empfehlen, zwei bis drei Monatsgehälter als Notgroschen zurückzulegen. Selbst wenn der Durchschnittsverdiener diese Faustregel befolgt und drei Nettomonatsgehälter – grob 10.000 Euro – auf einem Tagesgeldkonto als Reserve hält, entspricht das nur einem Bruchteil seines Geldvermögens.

Verglichen mit den 50.000 Euro Bargeld und Einlagen pro Erwachsenem sind diese 10.000 Euro lediglich 20 Prozent. Der Rest dieses schlecht verzinsten Geldes könnte langfristig besser investiert werden.

Immobilienvermögen als weiterer Wohlstandsfaktor

Neben Geldvermögen verfügen viele Deutsche auch über erhebliche Sachwerte – vor allem Immobilien. Wohneigentum macht traditionell den größten Teil des Gesamtvermögens privater Haushalte aus.

Das durchschnittliche Nettovermögen pro Haushalt – also alle Vermögenswerte abzüglich Schulden – lag 2023 bei rund 324.800 Euro.[4] Darin enthalten sind sowohl Finanz- als auch Immobilienwerte. Zusätzlich kommen noch Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung oder Pensionsansprüche von Beamten hinzu – oft in beträchtlicher Höhe.

Viel Vermögen, wenig Rendite

Diese Zahlen zeigen: Der durchschnittliche Haushalt in Deutschland hat über die Jahre beachtlichen Wohlstand aufgebaut. Zwar ist das Vermögen ungleich verteilt – Haushalte mit Immobilien besitzen oft ein Vielfaches des Vermögens von Mietern. Trotzdem gilt: Insgesamt ist in Deutschland viel Vermögen vorhanden.

Doch wie sollte ein Privatanleger dieses beträchtliche Vermögen sinnvoll einsetzen? Vor allem zwei Gründe sprechen dafür, weniger in Bargeld und Einlagen zu halten – und stärker zu investieren: mehr Rendite und bessere Risikostreuung.

Von einigen, die bereits Kapital und/oder Immobilienbesitz haben, wird ein Investment als zu “risikoreich” wahrgenommen. Dabei verzichten sie auf zusätzliche Renditechancen und gehen ein sehr hohes Risiko ein: Dass ihr Vermögen sehr einseitig investiert bleibt.

Privatvermögen besser einsetzen


1 ) Mehr Rendite

Bargeld wirft keine Zinsen ab. Auch Guthaben auf Girokonten oder anderen Sichteinlagen bringen in der Regel kaum Ertrag. Selbst Sparbriefe sind oft schlecht verzinst. Dabei gibt es zahlreiche Alternativen mit deutlich höherer Rendite:

  • Tagesgeldkonten sind ebenso sicher und flexibel wie Girokonten, bieten aber spürbar bessere Zinsen – oft in der Nähe des EZB-Leitzinses und damit marktgerecht.
  • Geldmarkt-ETFs schwanken zwar leicht im Wert, erzielen aber häufig noch etwas mehr Rendite als Tagesgeld.
  • Festgeld eignet sich für Beträge, die für einen bestimmten Zeitraum nicht benötigt werden. Der Zinssatz liegt meist über dem von Tagesgeld oder Geldmarkt-ETFs. Während der Laufzeit ist das Geld allerdings gebunden. Dank staatlicher Einlagensicherung bleibt es dennoch sicher.
  • Anleihen-ETFs mit Staats- und Unternehmensanleihen bringen meist höhere Erträge. Sie sind täglich handelbar, unterliegen aber Zins- und Kreditrisiken, was zu Kursschwankungen führt.
  • Aktien-ETFs bieten das höchste Renditepotenzial – bei entsprechend höheren Schwankungen. Empfehlenswert ist ein international breit gestreutes, kostengünstiges Portfolio aus Indexfonds.

Schon ohne zusätzliches Risiko lässt sich Geld heute deutlich besser anlegen, als es viele deutsche Privatanleger tun. Wer bereit ist, mehr Schwankungen in Kauf zu nehmen, kann seine Renditechancen weiter steigern.


2 ) Bessere Risikoverteilung

Nicht nur die Rendite, auch das Risiko spricht gegen die einseitige Geldanlage, wie sie viele Deutsche bevorzugen. Denn Geld zu besitzen ist kein Selbstzweck – am Ende geht es darum, den eigenen Konsum über das Leben hinweg möglichst stabil zu halten (oder im Idealfall zu steigern). Niemand möchte in bestimmten Phasen gezwungen sein, stark zu verzichten. Deshalb wird für das Alter oder mögliche Einkommensausfälle vorgesorgt.

Aus diesem Grund sind Bargeld und niedrig verzinste Sichteinlagen keineswegs risikofrei. Ihre größte Schwäche: Inflation. In den letzten fünf Jahren ist die Kaufkraft des Geldes um rund 17,5 Prozent gesunken. Was damals 100 Euro kostete, ist heute über 121 Euro wert.

Viele Staaten kämpfen mit hohen Defiziten und immensen Schuldenständen. Künftige Inflationsschübe sind daher keineswegs ausgeschlossen – sie könnten sogar politisch willkommen sein, um öffentliche Haushalte zu entlasten. In diesem Umfeld gehören reale Werte wie Aktien oder Immobilien in jedes gut strukturierte Portfolio.

Risikofaktoren bei Geld

Darüber hinaus gibt es weitere Risiken bei der Geldhaltung in Einlagenform:

  • Einlagensicherung: Beträge über 100.000 Euro sind im Fall einer Bankenabwicklung nicht geschützt – es drohen Verluste oder Auszahlungsverzögerungen.
  • Negativzinsen & Gebühren: In der nächsten Wirtschaftskrise könnten die Notenbanken wieder Negativzinsen und damit die Banken Strafzinsen, Kontogebühren oder Verwahrentgelte einführen.
  • Wiederanlagerisiko: Auch eine gut verzinste Geldanlage hilft wenig, wenn das Kapital nach Ablauf zu deutlich schlechteren Konditionen neu angelegt werden muss – z. B. in Niedrigzinsphasen. Ist die Laufzeit von Anleihen oder Festgeldern auf den Anlagehorizont abgestimmt, besteht dieses Risiko nicht.
  • Währungsrisiko: Wer ausschließlich in Euro investiert ist, leidet bei einer Euroschwäche direkt unter steigenden Importpreisen. Dieses Risiko lässt sich zumindest zum Teil durch Fremdwährungsanlagen wie eine ausländische Aktienanlage mindern, denn dessen Wert steigt ja ceteris paribus mit der Euroschwäche deutlich an.
  • Technologischer Wandel: Die rasante Entwicklung beim Thema Künstliche Intelligenz ist sehr beeindruckend. Es wird ernsthaft diskutiert, dass Maschinen und Roboter in nicht allzu ferner Zukunft ein Großteil der bisher von Menschen erledigten Arbeit übernehmen könnten. Dies hätte zur Folge, dass der Anteil des Arbeitseinkommens am Volkseinkommen deutlich sinken und der Anteil der Erträge aus Kapital deutlich ansteigen würde. In diesem Falle wäre es sehr ratsam, am Aktienmarkt investiert zu sein, um an den steigenden Kapitalerträgen zu partizipieren und seinen Lebensstandard trotz schwindendem Erwerbseinkommen zu sichern.

Ganz allgemein kann man festhalten: Der Durchschnittsdeutsche ist mit den Geldanlagen in Bargeld und Sichteinlagen nicht besonders gut diversifiziert und setzt zu viel auf eine einzige Anlageform. Eine breitere Streuung unter Hinzunahme von Anleihen und Aktien wäre auch aus Risikogesichtspunkten empfehlenswert.

Fazit

Angesichts der hohen Vermögen und vorhandenen Liquiditätsreserven spricht vieles dafür, dass deutsche Privatanleger deutlich mehr investieren sollten – in Tages- und Festgeld sowie vor allem in Aktien und Anleihen.

Kurzfristige Börsenschwankungen lassen sich mit Notfallreserven und laufendem Einkommen gut abfedern. Entscheidend ist der Anlagehorizont: Je länger das Geld investiert bleibt, desto geringer das Risiko vorübergehender Verluste – und desto höher die Chance auf attraktive Renditen. Wer also bereits Rücklagen hat und nicht nur kurzfristige Ziele verfolgt, sollte unbedingt investieren.

Die Kapitalmarktforschung ist hier eindeutig: Aktien erzielen langfristig deutlich höhere Erträge als kurzfristige Einlagen. Auch Anleihen liefern inzwischen wieder spürbare Zinsen und können bei breiter Streuung ein stabiles Fundament im Depot bilden.

Auch aus Sicht des Risikos ist ein breiter aufgestelltes Portfolio sinnvoll. Denn vermeintlich sichere Formen wie Bargeld oder Giroguthaben können sich – etwa bei Inflation, Banken- oder Währungskrisen oder technologischem Wandel – schnell als unsicher entpuppen.

Die Lösung: Neben einem Liquiditätspuffer von etwa drei Monatsgehältern sollte das restliche Vermögen je nach Risikobereitschaft in marktgerecht verzinste Tages- und Festgelder und eine preiswerte, international gestreute Mischung aus Aktien-ETFs und Anleihen-ETFs investiert werden. So bleibt der Lebensstandard auch in turbulenten Zeiten stabil – und das Vermögen arbeitet endlich für den Anleger, nicht umgekehrt.

Möglichkeiten der Geldanlage

Anmerkungen und Quellen

[1] Quelle: Deutsche Bundesbank: Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im ersten Quartal 2025, https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/geldvermoegensbildung-und-aussenfinanzierung-in-deutschland-im-ersten-quartal-2025-945294

[2] Quelle für die Bevölkerungszahlen: Zensus 2022, https://ergebnisse.zensus2022.de/datenbank/online/statistic/1000A/table/1000A-1009

[3] Hiermit ist der Median gemeint, Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/04/PD25_134_621.html#:~:text=WIESBADEN%20%E2%80%93%20Der%20mittlere%20Bruttojahresverdienst%2C,erhielten%2032%C2%A0526%C2%A0Euro%20brutto%20oder%20weniger

[4] Quelle: Deutsche Bundesbank, Vermögen und Finanzen privater Haushalte in Deutschland: Ergebnisse der Vermögensbefragung 2023, in: Monatsbericht – April 2025, siehe https://publikationen.bundesbank.de/publikationen-de/berichte-studien/monatsberichte/monatsbericht-april-2025-954594?article=vermoegen-und-finanzen-privater-haushalte-in-deutschland-ergebnisse-der-vermoegensbefragung-2023--954598

Prof. Dr. Dietmar Hillebrand
Prof. Dr. Dietmar Hillebrand
Wissenschaftlicher Berater von growney

Bei der Asset Allokation und Fondsauswahl arbeitet growney eng mit Prof. Dietmar Hillebrand zusammen. Er ist Leiter des Steinbeis Transferzentrums Quantitative Finance und Professor für Wirtschaftsmathematik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Sein großes Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse für Privatanleger nutzbar zu machen.



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