Frauen sitzen und quatschen; Kann man mit 250.000 Euro in den Ruhestand gehen?

Kann man mit 250.000 Euro in den Ruhestand gehen?

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26. Juli 2024 // Vorsorge

Mit ihrer Geldanlage verfolgen viele Menschen ein bestimmtes Ziel: den eigenen Ruhestand absichern. Das bedeutet, den gewohnten Lebensstandard auch dann zu erhalten, wenn man nicht mehr arbeitet. In gewisser Weise steckt auch das Anliegen dahinter: Ab welchem Vermögen kann man aufhören zu arbeiten? Also: Kann man mit 250.000 Euro in den Ruhestand gehen? Die Antwort ist wenig überraschend…

Sie lautet: Es könnte sein. Aber es kommt auf einige Faktoren an. Und natürlich auf die eigenen Ansprüche und Ziele.

Ist man mit 250.000 Euro wohlhabend?

250.000 Euro klingt jedenfalls nach viel Geld, wenn jemand gerade erst anfängt, das Thema Vermögensaufbau oder Altersvorsorge systematisch anzugehen. Immerhin eine runde Zahl, eine Viertelmillion.

Fragen wie „Ist man mit 250.000 Euro wohlhabend?“ oder „Kann man mit 250.000 Euro in den Ruhestand gehen?“ lassen sich aber nicht ganz so einfach beantworten. Deutlich wird das, wenn man sich ein ganz konkretes Beispiel anschaut:

  • Nehmen wir an, die 45-Jährige Anna hat plötzlich 250.000 Euro im Depot. Dabei ist erst einmal nebensächlich, ob das Geld aus einer Erbschaft kommt, einem größeren Verkauf (Immobilie oder Firmenanteile), der Auszahlung einer Lebensversicherung oder aus einem – übrigens sehr unwahrscheinlichen - Lottogewinn.
  • Vermutlich hat Anna damit mehr Vermögen als etliche ihrer Freunde. Von diesem Blickwinkel aus gesehen könnte man also die Frage „Ist man mit 250.000 Euro wohlhabend“ mit Ja beantworten.
  • Der Wert liegt jedenfalls auch deutlich über dem Median der Privatvermögen in Deutschland: Dieser liegt laut einer Bundesbank-Untersuchung für 2021 bei 106.600 Euro. Median bedeutet: Die Hälfte der deutschen Haushalte hat weniger Geld, die andere Hälfte mehr. Anna gehört jetzt also definitiv zur reicheren Hälfte.
  • Orientiert man sich dagegen am Durchschnittsvermögen der Privathaushalte in Deutschland, liegt Anna mit ihren 250.000 Euro darunter. Das durchschnittliche Nettovermögen liegt nach den Zahlen für 2021 bei 316.500 Euro.

 

Kann Anna mit 250.000 Euro in den Ruhestand gehen?

Anna will jetzt etwas genauer wissen, wie sich das Geld in ihrem Depot auf ihren Ruhestand auswirken kann. Deswegen rechnet sie sich verschiedene Szenarien durch, die zeigen sollen, wie lange 250.000 Euro im Ruhestand reichen können.

 

Beispiel 1: Was wäre, wenn Anna direkt aufhören möchte zu arbeiten?

 

  • Anna hat die Möglichkeit eines Auszahlplans. D.h. sie investiert das Geld und lässt sich die Erträge monatlich auszahlen. Das Vermögen von 250.000 Euro wird dabei nicht angetastet – so kann die Zahlung ewig erfolgen und das Geld am Ende noch vererbt werden.

    Tabelle: Kann man mit 250.000 Euro in den Ruhestand gehen

  • Investiert Anna in eine reine Aktienstrategie kann sie monatlich immerhin mit rund 1.350 Euro rechnen. Bei einer vorsichtigeren Strategie, die je zur Hälfte in Aktien und Anleihen investiert, sind es 930 Euro jeden Monat.

    Allerdings ergeben sich zwei Probleme:

    1. Von den Auszahlungen sind noch die Abgeltungsteuer für Kapitalerträge (26,375 % inkl. Solidaritätszuschlag, mit Kirchensteuer entsprechend mehr) zu zahlen.



    2. Die Geldentwertung durch die Inflation führt dazu, dass Anna für ihre monatliche Auszahlung immer weniger kaufen kann. Möchte sie jetzt also tatsächlich aufhören zu arbeiten und über etliche Jahre oder Jahrzehnte von den Erträgen leben, muss sie die Inflation unbedingt mitdenken.

Infaltion: Entstehung und Auswirkungen

 

Beispiel 2: Aussteigen mit 55 Jahren, Anna plant ihren Ruhestand jetzt noch nicht

  • Anders sieht es aus, wenn Anna den Ruhestand erst später plant. Aussteigen mit 55 Jahren – das bedeutet, Annas Geld kann noch 10 Jahre lang eine Rendite erzielen. Das verändert ihre Planung wesentlich. Der Effekt wird noch deutlicher, wenn sie weitere 5 Jahre arbeiten möchte, also ein Aussteigen mit 60 Jahren plant.

    Grafik: Aussteigen mit 55 oder 60: Wie viel geld brauche ich

  • Mit der reinen Aktienstrategie würde ihr Vermögen bei 6,5 % durchschnittliche Rendite im Jahr so auf knapp 470.000 Euro anwachsen. Lässt sie sich dann nur die Erträge auszahlen, sind das monatlich immerhin rund 2.540 Euro. Mit der ausgewogenen Strategie sind es knapp 390.000 Euro Vermögen und monatlich 1.455 Euro Auszahlung. Das Risiko von Kursschwankungen ist dafür aber auch geringer.

  • Aussteigen mit 60 Jahren, das bedeutet: rund 640.000 Euro bei der reinen Aktienstrategie und eine monatliche Auszahlung von 3.480 Euro (vor Steuern). Bei der ausgewogenen Strategie sind es 480.000 Euro und knapp 1.815 Euro monatlich.

  • Auch in diesen Szenarien kann das Vermögen vererbt werden. Ausgezahlt werden ja nur die Erträge.

     

Beispiel 3: Das Vermögen von 250.000 Euro soll 25 Jahre reichen

  • Anna kann sich aber auch ein anderes Szenario vorstellen: Das Vermögen komplett für Ihren Ruhestand aufzubrauchen. Dann ist zwar kein Geld mehr zum Vererben da, aber sie hat umso mehr selbst davon. Dazu kalkuliert sie, dass ihr Vermögen 25 Jahre reichen soll.

    Grafik zeigt: Reichen 250.000 Euro Vermögen für den Ruhestand

  • Mit der reinen Aktienstrategie und einer durchschnittlichen Rendite von 6,5 % p.a. ergibt sich so eine monatliche Zahlung von knapp 1.690 Euro (vor Steuern). Mit der ausgewogenen Strategie (4,5 % p.a.) sind es etwa 300 Euro weniger.

  • Zum Vergleich berechnet Anna auch noch einmal, wie die monatliche Zahlung über einen Zeitraum von 20 Jahren aussehen könnte. Mit der Aktienstrategie sind das dann knapp 1.865 Euro im Monat, mit der ausgewogenen rund 1.580 Euro.

  • Wenn Anna mit der Auszahlung allerdings nicht gleich beginnt, sondern erst mit 60 Jahren, dann kann ihr Vermögen von 250.000 Euro bis dahin durch die Rendite der Geldanlage noch wachsen. Sie entscheidet sich also für ein Aussteigen mit 60 aus dem Job und plant dann mit 25 Jahren monatlicher Auszahlung. Der Effekt ist deutlich spürbar.

    Grafik mit Beispiel: Geldanlage für einen entspannten Ruhestand

  • In diesem Fall beträgt die monatliche Auszahlung (vor Steuern) rund 4.340 Euro bei der reinen Aktienstrategie. Bei der ausgewogenen Strategie sind es knapp 2.690 Euro im Monat. Entscheidet sich Anna, dass die monatliche Zahlung nur 20 Jahre erfolgen soll, erhöht sich der Betrag auf rund 4.790 Euro bzw. 3.060 Euro.

  • In allen Fällen von Beispiel 3 ist das Geld nach den 20 bzw. 25 Jahren allerdings aufgebraucht. Das heißt: Kein Vererben möglich. Und sollte Anna deutlich länger leben, könnten doch finanzielle Engpässe entstehen.

     

Beispiel 4: Wie lange kann man von 250.000 Euro leben?

  • Anna will jetzt noch eine vierte Variante berechnen: Wie lange kann man von 250.000 Euro leben? Dazu muss sie ihre persönlichen Bedürfnisse definieren – und entscheidet: Sie möchte monatlich 2.500 Euro ausgezahlt bekommen (vor Steuern) – und in diesem Fall auch die Preissteigerung durch die Inflation einberechnen.

    Das bedeutet: Die monatliche Auszahlung soll jedes Jahr um 2 Prozent steigen. Wie lange reicht das Vermögen von 250.000 Euro dann?

    Grafik zeigt: Wie lange reichen 250.000 Euro für den Ruhestand
  • Da sie einen relativ hohen Auszahlungsbetrag gewählt hat, reicht das Vermögen von Anna nicht besonders lange, wenn sie direkt in den Ruhestand gehen will. Mit der ausgewogenen Anlagestrategie kann sie sich etwas mehr als 9 Jahre den gewünschten Betrag auszahlen, jährlich erhöht um 2 %. Mit der reinen Aktienstrategie sind es immerhin 10,5 Jahre.
  • Auch bei dieser Rechnung merkt Anna: Warten lohnt sich! Bei der Frage „Wie lange kann man von 250.000 Euro leben?“ kommt es eben wesentlich darauf an, wann der Ausstieg aus dem Berufsleben beginnt.

    Plant Anna das Aussteigen mit 60 aus dem Berufsleben, dann kann das Geld bis dahin noch eine Rendite erzielen – und reicht deutlich länger. Mit der ausgewogenen Strategie (durchschnittlich 4,5 % p.a.) sind es so mehr als 20 Jahre. Bei einer reinen Aktienstrategie mit 6,5 % durchschnittlichem Wertzuwachs sind es sogar mehr als 58 Jahre. Damit kann Anna also gut leben.

Kann man also mit 250.000 Euro in den Ruhestand gehen?

In allen Szenarien, die Anna berechnet hat, zeigt sich: Es erfordert ein bisschen Planung und eine Idee, wie der eigene Ruhestand aussehen soll, um die Frage „Kann man also mit 250000 in den Ruhestand gehen?“ wirklich zu beantworten.

Aussteigen mit 45 Jahren ist allerdings eher schwierig. Wenn Anna das vorhaben sollte, braucht sie deutlich mehr Geld, um ihren Lebensstandard abzusichern. Jedenfalls lohnt es sich, bei 250.000 Euro Vermögen von der Rendite einer Geldanlage zu profitieren – bevor man sich das Geld monatlich auszahlen lässt. Das hat Anna ganz deutlich gesehen.

Was bedeutet das für Sie?

Das hier gewählte Beispiel von 250.000 Euro Vermögen soll dabei nur eine Orientierung bieten, wie eine sorgfältige Vorbereitung aussehen kann. Grundsätzlich sind bei der Frage „Kann man mit 250.000 Euro in den Ruhestand gehen?“ zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen:

  • Soll das Geld aufgebraucht werden? Oder planen Sie eine ewige Rente und die Vererbung des Geldes?
  • Denken Sie an einen bestimmten Betrag, der monatlich ausgezahlt werden soll?
  • Wann wollen Sie aus dem Berufsleben aussteigen? Wenn das Geld bis dahin noch Rendite erzielen kann, sieht das Ergebnis oft besser aus.
  • Ist die Auszahlung aus dem Vermögen die einzige Einnahmequelle? Oder bestehen darüber hinaus Ansprüche aus Renten oder Versicherungen?
  • Welche Rolle spielen Steuern und andere Abzüge? Haben Sie alles bedacht?

Wir unterstützen Sie mit unserem Private Banking gern bei der professionellen Planung. Sprechen Sie uns einfach an.

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