Ist Sparen heute out? Weltspartag vs. Tag der Aktie; Frau mit Handy

Ist Sparen heute out? Weltspartag vs. Tag der Aktie

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30. Oktober 2020 // Aktuelles

Fast 100 Jahre ist das schon so: Seit 1925 ist am 30. Oktober der sogenannte Weltspartag. Ein bisschen absurd ist das schon: Denn nur bei uns in Deutschland wird dieser Tag am 30. Oktober begangen. Weltweit gilt was anderes!

In allen anderen Ländern wurde nämlich der 31. Oktober als “World Thrift Day” (Weltspartag) festgelegt, beschlossen 1924 auf einer Konferenz von 27 Ländern in Mailand. Kaum beschlossen, gab es in Deutschland eine Planänderung. Grund: Am 31. Oktober wird bereits der Reformationstag begangen – zumindest in den protestantisch geprägten Regionen. Also wurde der Weltspartag vorverlegt auf den 30. Oktober.

Warum gibt es den Weltspartag?

Die Idee dahinter war einfach: Es sollte Geld zurückgelegt werden, für schlechte Zeiten oder größere Anschaffungen. Gerade Deutschland hatte 1923 eine gewaltige Hyperinflation und Geldentwertung erlebt. Durch gezielte Anreize zum Sparen sollte eine Wiederholung vermieden werden - damit das Geld nicht sofort wieder ausgegeben wird.

Lohn wurde damals in Lohntüten ausgezahlt und fast nur als Bargeld verwendet. Es zum Sparen zur Bank zu bringen war absolut unüblich, sollte durch den Weltspartag aber bekannter und attraktiver gemacht werden - auch und gerade für untere Einkommensschichten. Der SpargedankeGeld zurücklegen für schlechte Zeiten oder größere Anschaffungen” sollte einfach stärker in die Öffentlichkeit getragen werden.

Eine Idee, die später weiterentwickelt wurde: Mindestens einmal im Jahr – am Weltspartag – soll das überschüssige Geld zur Bank gebracht werden. Sparschwein unter den Arm klemmen und los! Vor allem Kinder wurden dann zur Zielgruppe von Banken und Sparkassen: Wenn sie am Weltspartag was auf ihr Sparkonto einzahlten, gab es oft sogar kleine Geschenke als Belohnung.

Sparen und Niedrigzins

Doch was ist heute daraus geworden? Durch die Niedrigzins-Politik lohnt sich das Sparen mit dem Sparbuch, Festgeld oder Bankkonto eigentlich gar nicht mehr. Teilweise müssen Kunden sogar Strafzinsen oder Kontogebühren für Ihr Geld zahlen. Auch die Einzahlung von Kleingeld – einst groß beworben – wird jetzt von Filialbanken oftmals mit Gebühren belegt.

Die Folge: Durch die Inflation nimmt die Kaufkraft des gesparten Geldes ab. In den vergangenen zehn Jahren wurden Produkte, Güter und Dienstleistungen in Deutschland jährlich im Schnitt um 1,33 Prozent teurer. Jede Verzinsung oder Rendite, die niedriger ist, bedeutet: In der Zukunft kann man sich weniger für das Geld leisten.

Als Beispiel: Was heute 1.000 Euro kostet, dürfte durch die Preisentwicklung in einem Jahr 1013,33 Euro kosten, in fünf Jahren sogar 1068, 29 Euro. Liegt das Geld zu 0,0 Prozent auf dem Tagesgeld- oder Girokonto, haben Sie dann zwar immer noch 1.000 Euro, können sich dann aber nur Sachen leisten, die heute 983,87 Euro (Inflation für ein Jahr) bzw. 936,07 Euro wert sind (bei fünf Jahren).

Trotzdem sparen die Deutschen besonders fleißig: Laut der Bundesbank steigt das Geldvermögen auf Spar-, Giro- und Tagesgeldkonten immer weiter an. Für das 2. Quartal 2020 verzeichnete die Bundesbank hier 6,63 Billionen Euro - ein Rekordwert! Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es 6,29 Billionen, 2010 sogar nur 4,31 Billionen. An den Zinsen kann dieser Wertzuwachs allerdings nicht liegen, d.h. es wird deutlich mehr Geld zurückgelegt - gerade auch in der Coronakrise.

Finanzcheck statt Geschenke

Sparen ist also noch lange nicht out. Aber: Geschenke zum Weltspartag in Ihrer Bank- oder Sparkassen-Filiale gibt es so gut wie gar nicht mehr. Zumal wegen der Covid-19-Pandemie (Coronakrise) viele Filialen Öffnungszeiten und Service ohnehin eingeschränkt haben.

Verbraucherschützer empfehlen seit einiger Zeit, den Spartag zum Finanzcheck zu machen: Verträge und Geldanlagen zu überprüfen, was sich clever optimieren lässt. In unserem Finanzblog haben wir ja auch schon einmal vorgerechnet, wie viel Geld man damit sparen kann – das sind schnell über hundert Euro im Monat!

Doch was macht man dann eigentlich mit dem Geld? Selbst die Bundesbank stellt angesichts der hohen Summe aller Konto-Guthaben in Deutschland ernüchtert fest:

Über die letzten Jahre betrachtet zeigt sich insgesamt, dass der Beitrag der Bankeinlagen die reale Gesamtrendite durchweg dämpfte. Seit Ende 2016 liegt er unverändert im negativen Bereich.”

Stattdessen empfiehlt die Bundesbank ausdrücklich andere Formen der Geldanlage: “Aktien, Schuldverschreibungen, Investmentfondsanteile”. Grund: Durch Kurseffekte und mögliche Dividendenzahlungen sind hier größere Renditen zu erwarten.

30. Oktober: Tag der Aktie

Die Deutsche Börse und etliche Direkt- und Onlinebanken wollen genau das ändern. Sie haben den Weltspartag deshalb umgewidmet – und machen den 30. Oktober zum Tag der Aktie. Eine Aktion, die es bereits seit Jahren gibt. Dax -Titel können so heute gebührenfrei gekauft werden. Das gilt auch für eine Auswahl an Dax-ETFs.

“Mit dem ‘Tag der Aktie’ möchten wir gemeinsam mit Banken auf die Bedeutung der Aktie als Instrument zur Altersvorsorge aufmerksam machen und das Finanzwissen stärken”, heißt es dazu von der Börse Frankfurt/Main. Und weiter: “Wer langfristig Vermögen aufbauen möchte, kommt im Moment am Aktiensparen und der Teilhabe am Kapitalmarkt nicht vorbei.”

Entsprechend dem weltweiten Ansatz des Spartags macht es aber Sinn, auch über den Tellerrand zu gucken. Gegen den wichtigsten deutschen Börsenindex Dax gibt es immer wieder den Vorwurf, er sei nicht sehr ausgewogen: Überdurchschnittlich viele Auto- und Chemiewerte sind darin vertreten, wird kritisiert. Und auch die Rendite blieb so zuletzt hinter vielen anderen Indizes zurück. Deswegen will die Deutsche Börse den Index ja auch deutlich erweitern – (etwa zum Dax40 oder Dax50 machen und weitere Aktienwerte aus anderen Branchen aufnehmen.

Besser aufgestellt ist man natürlich mit einem Weltmarkt-Portfolio, d.h. dass möglichst viele Aktien und Anleihen aus unterschiedlichsten Ländern abgebildet werden. Über Investmentfonds oder ETFs ist das problemlos möglich. Deswegen setzen viele Anleger mittlerweile auf Fonds- oder ETF-Sparpläne. Dort lassen sich ja auch problemlos Einmalzahlungen leisten, egal ob zum Weltspartag oder mit Ihrem Weihnachtsgeld.

Macht Sparen also noch Sinn?

Ja. Der Grundgedanke des Weltspartags ist heute aktueller denn je – Geld zurücklegen für später. Das gilt ja gerade auch für den Bereich Rente, Altersvorsorge und Vermögensbildung. Unser Rentensystem ist komplett im Umbruch. Da lohnt es sich, möglichst früh Rücklagen anzusparen, die zum Beispiel im Alter als Zusatzrente ausgezahlt werden können. Wer dann vorgesorgt hat, steht im Rentenalter einfach besser da.

Aber auch sonst gilt: Wer zu Beispiel von einem neuen Auto träumt, für die Zeit nach der Coronakrise, eine große Reise plant oder für den Hauskauf ein solides Eigenkapital braucht, um die Immobilienfinanzierung zu erleichtern, der sollte auf jeden Fall sparen, sparen, sparen. Genauso lässt sich durch systematisches Geld anlegen per Sparplan für Kinder ein kleines Vermögen zusammensparen.

Deswegen: Sparen ist eben nicht out. Aber auf das ‘Wie’ kommt es an. Heute gilt daher: Sparen bedeutet einfach erfolgreich anlegen!



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