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Fifo-Prinzip: So wird mehr Vermögen möglich

Wenn es um Steuern geht, wird es meistens kompliziert. Nicht jede Steuerregel erscheint auf den ersten Blick sinnvoll. Beim Teil-Verkauf von Geldanlagen und ETF-Anlagen gilt beispielsweise das Fifo-Prinzip: First in, first out.

Zuerst gekaufte Anteile werden als erstes verkauft. Dadurch mindern Steuern den Ertrag der Geldanlage. Wer mehrere Depots hat, kann diese unnötige Steuerbelastung vermeiden.

Gerade bei einer flexiblen Geldanlage kommt es vor, dass sich Anleger Geld auszahlen lassen. Mit ETFs ist das einfach und problemlos möglich. Was viele nicht wissen: Bei Teil-Auszahlungen werden die Steuern nach der Fifo-Regel berechnet. Und das ist leider ein Nachteil für Anleger.

Was ist Fifo einfach erklärt: First in, first out

Was genau ist Fifo? Einfach erklärt: Beim Teilverkauf von ETF-Anteilen werden die Anteile, die zuerst gekauft wurden (first in) als erstes verkauft (first out). Das ist insbesondere relevant, wenn ein Sparplan besteht oder bei Gelegenheit zusätzlich Geld eingezahlt wird.

Beim Verkauf ist der Ertrag der Anteile zu versteuern, also der Wert der Anteile abzüglich der jeweiligen Einzahlung. Da wird die Fifo-Regel zum Problem: Bei einer positiven Entwicklung der Geldanlage ist der Ertragsanteil bei den zuerst gekauften Anteilen am höchsten. Bedeutet: Die Steuern fallen höher aus als wenn die zuletzt gekauften Fondsanteile verkauft würden (Lifo, also: Last in, first out).

Bei den zuletzt gekauften Fondsanteilen ist der bisher erzielte Ertrag hingegen am geringsten.

 

Lifo oder Fifo: Steuern berechnen am Beispiel

Ein einfaches Beispiel verdeutlich den Effekt – zunächst mit ganz kleinen Zahlen:

  • Sabrina hat seit 5 Jahren einen 100 Euro Sparplan mit Aktien-ETFs, die durchschnittliche Rendite p.a. liegt bei 7,0 %
  • Sie zahlt sich nach 5 Jahren den Betrag von 100 Euro aus, also genau eine Sparrate. Ein Teil der Auszahlung sind Erträge, die versteuert werden müssen.
  • Für die Berechnung gilt die Regel Fifo. Steuern sind demnach auf die Erträge von Sabrinas allererster Sparplan-Rate zu zahlen. Das ist 5 Jahre her. Bei einer Rendite von 40,3 % sind etwas mehr als 21 Euro zu versteuern. Die Teilfreistellung für Erträge von Aktien-ETFs (30 %) sowie Kapitalertragsteuer und Solidaritätszuschlag sind dabei berücksichtigt. Die Depotbank berechnet die Zahlen so, dass Sabrina nach Steuern exakt 100 Euro ausgezahlt bekommt.
  • Besser für Sabrina wäre, wenn die Steuern nach Lifo-Prinzip berechnet würden, also auf ihre letzte gezahlte Sparrate. Die zuletzt einzahlten 100 Euro haben bislang nur einen Monat lang Rendite erzielt, die ersten 100 Euro hingegen 60 Monate. Würden die Steuern nach dem Lifo-Prinzip berechnet, wären gerade einmal 41 Cent zu versteuern, ein Bruchteil des Betrags, der nach der Fifo-Regel gilt. Bedeutet: Sabrina würde deutlich Steuern sparen.
  • An der Auszahlung merkt Sabrina den Unterschied nicht. In beiden Fällen wird wie gewünscht exakt 100 Euro ausgezahlt. Die Differenz macht sich aber in der Abrechnung und dem Depotwert bemerkbar. Die höheren Steuern nach der Fifo-Regel werden direkt dem Depot entnommen. Würden die Erträge nach Lifo besteuert, hätte Sabrina rund 5 Euro mehr im Depot – Geld, das weiter Rendite erzielen könnte.

Grafik zeigt Beispiel für Fito-Steuern und Lifo-Besteuerung

Mehrere Depots: So nehmen Anleger Einfluss

Die Besteuerung nach dem Fifo-Prinzip ist gesetzlich vorgegeben und wird entsprechend von allen Depotbanken eingehalten und umgesetzt. Das passiert automatisch, auch wenn eine andere Besteuerung steuerlich günstiger wäre. Anleger können darauf keinen Einfluss nehmen.

Die Fifo-Regel gilt für jedes einzelne Depot. Haben Anleger mehrere Depots, so haben sie selbst die Wahl, aus welchem Depot sie sich Geld auszahlen lassen. Sie könne sich dabei für jenes Depot entscheiden, das die zuletzt gekauften Anteile enthält.

Für das Beispiel von Sabrina heißt das: Hätte sie nach 59 Monaten ein neues Depot eingerichtet und die Auszahlung aus diesem Depot vorgenommen, dann sind weniger Steuern zu zahlen (0,11 Euro statt 5,60 Euro). Das Fifo-Prinzip wird dann zwar auf das neue Depot angewendet. Da die Einzahlung noch keine hohe Rendite erzielt hat, sind die Steuern aber geringer.

Es kann sich also lohnen, ab und an ein neues Depot anzulegen und Einzahlungen nur noch in das neuere Depot zu leisten. Anleger haben bei growney also aus gutem Grund die Möglichkeit, so viele Depots einzurichten wie sie möchten. Mehrkosten entstehen dadurch keine!

Beispiel Fifo-Prinzip: Steuern bei mehreren Depots geringer

Im ersten Beispiel haben wird den Unterschied zwischen Lifo und Fifo-Prinzip anhand eines vergleichsweise geringen Sparplans deutlich gemacht. Mit längeren Laufzeiten oder Einmalzahlungen fällt der Effekt deutlich stärker aus.

Das zeigt das Beispiel von Sabrina. Angenommen, sie leistet zu Beginn eine Einmalzahlung von 20.000 Euro und hält ihren Sparplan von 100 Euro im Monat dann 30 Jahre lang durch. Als durchschnittliche Rendite für Ihr Investment in Aktien-ETFs sind 6,7 % p.a. angesetzt (nach Kosten). Will Sabrina nach diesen 30 Jahren eine Auszahlung von 10.000 Euro, so fällt die Besteuerung deutlich niedriger aus, wenn sie mehrere Depots angelegt hat – mit identischer Anlagestrategie und exakt den gleichen Kosten.

Der Unterschied macht über 1.450 Euro aus. Grund dafür ist allein das Fifo-Prinzip. Steuern werden jeweils für die Erträge der zuerst gekauften Anteile fällig. Also sind die Steuern geringer, wenn Sabrina ab und zu neue Depots eröffnet und Einzahlungen nur noch in das neuere Depot leistet.

Konkret:

  • 1 Depot
    Wenn Sabrina nur 1 Depot hat, werden zur Steuerberechnung nach dem Fifo-Prinzip die zuerst eingezahlten Beträge herangezogen. Das ist die Ersteinzahlung von vor 30 Jahren. Das Geld erzielte eine Gesamtrendite von 762 %. Bei Ihrer Auszahlung werden 1.911 Euro Steuern ans Finanzamt abgeführt.
  • 2 Depots
    Hat Sabrina nach 15 Jahren ein zweites Depot angelegt und ihre Sparplan-Zahlungen in dieses Depot geleistet, so lohnt es sich, wenn die Auszahlung aus diesem zweiten Depot erfolgt. Die Rendite ihrer Einzahlungen ist mit knapp 170 % geringer, weil der Zinseszinseffekt nicht so stark wirkt. Bedeutet: Es werden nur 827 Euro Steuern fällig – rund 1.000 Euro weniger. Nach der Auszahlung hat Sabrina entsprechend mehr Geld im Depot.
  • 3 Depots
    Noch besser fällt das Ergebnis aus, wenn Sabrina alle 10 Jahre ein neues Depot anlegt und nur noch in dieses einzahlt. Die 10.000 Euro entnimmt sie dem letzten Depot. Nach der Fifo-Regel sind Steuern auf die zuerst gekauften Anteile in diesem dritten Depot zu zahlen. Durch die kürzere Zeit, in der sich die Einzahlungen entwickeln konnten, liegt die Rendite bei etwa 140 %. Es werden also 574 Euro Steuern abgezogen.
  • 4 Depots
    Legt Sabrina sogar alle 7,5 Jahre ein neues Depot an und zahlt nur noch dort ein, so kann sie den Betrag von 10.000 Euro aus dem 4. Depot entnehmen. Bei rund 130 % Rendite sind nur 452 Euro Steuern zu zahlen – nicht mal ein Viertel der Steuern, die sie mit einem Depot bezahlt. Die Auszahlung von 10.000 Euro ist in allen Varianten gleich, Sabrina bleibt aber mehr Geld in ihren Depots übrig.

Grafik zeigt Beispiel für Fifo-Steuern mit mehreren Depots

Mehrere tausend Euro zusätzlich mit mehreren Depots

Noch stärker wird der Effekt bei Einmalzahlungen in ein Depot. In unserem Beispiel für die Fifo-Regel zahlt die 30-Jährige Johanna im Abstand von je 10 Jahren dreimal 10.000 Euro ein – also mit 30, 40 und 50 Jahren. Das Geld dient ihrer Absicherung im Alter. Es soll später mit 60, 70 und 80 Jahren ausgezahlt werden – zu jedem der drei Zeitpunkte jeweils 50.000 Euro.

Hat Johanna nur ein Depot werden nach der Fifo-Regel Steuern jeweils auf die Erträge der zuerst eingezahlten Beträge fällig. Eröffnet sie mit jeder Zahlung ein neues Depot, so zahlt sie für die gleichen Auszahlungen weniger Steuern. Mit 60 lässt sie sich zuerst das mit 50 Jahren und das mit 40 Jahren eröffnete Depot auszahlen – und erst ganz zum Schluss das mit 30 eröffnete Depot. Im Ergebnis hat sie nach Steuern rund 7.700 Euro mehr.

  • 1 Depot
    Mit einem Depot gilt für die Besteuerung von Johannas Auszahlungen die Fifo-Regel. Steuern werden immer auch die zuerst eingezahlten Beträge fällig. Sie zahlt sich jeweils (nach Steuern) 50.000 Euro aus.

    Beispiel für Fifo-Effekt bei der Geldanlage: weniger Steuern zahlen

  • 3 Depots
    Hat Johanna mit ihren Einzahlungen immer ein neues Depot eröffnet, dann kann sie als erstes die zuletzt eröffneten Depots auflösen – so werden bei den gleichen Auszahlungen (jeweils 50.000 Euro) weniger Steuern abgezogen. Nach der dritten Auszahlung bleibt so mehr Geld in Johannas Depot.

    Fifo-Regel: Steuern für Anleger und wie es besser geht

Zusammenfassung und Fazit

Den wenigsten Anlegern ist bewusst, dass bei Teilverkäufen die Besteuerung nach der Fifo-Regel erfolgt. Gerade bei längerem Anlagehorizont und höheren Einzahlungen kann sich dadurch ein erheblicher finanzieller Nachteil für Anleger ergeben.

Es ist durchaus sinnvoll, bei Einmalzahlungen oder einem jahrzehntelang laufenden Sparplan ab und zu ein neues Depot anzulegen und Auszahlungen jeweils nur aus dem neuesten Depot vorzunehmen. growney bietet ganze einfache und bequeme Möglichkeiten dazu - durch die Eröffnung eines neuen Depots entstehen dabei keine Mehrkosten. Dafür lassen sich durch geschickte Anwendung der Fifo-Regel Steuern minimieren. Anleger haben so nach Steuern mehr Geld zur Verfügung.

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