Aktuell erleben wir eine Rezession in Deutschland. Erwartet wird ein Rückgang des Brutto-Inlandsprodukts (BIP) um …
Voraussagen sind immer schwierig – vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. So lautet ein bekanntes Sprichwort. Dennoch haben viele Anleger zu Jahresbeginn den Wunsch, die Entwicklung von Börsenkursen und Finanzmärkten genauer vorherzusagen.
Auch große Banken und Investmenthäuser veröffentlichen von Jahr zu Jahr Prognosen für die Entwicklung der Finanzmärkte und einzelner Aktienindizes.
Finanzmärkte 2024: Viele Experten erwarten eine positive Entwicklung der Börsenkurse
Die Grundstimmung der meisten Analysten ist dabei positiv. Insbesondere für den US-Aktienmarkt werden vielfach neue Rekordstände erwartet.
Das Finanzhaus Goldman Sachs hat seine Prognose für 2024 gerade erst nach oben korrigiert. Für den breit gefächerten US-Aktienindex S&P 500 erwarten die Analysten einen Anstieg bis Jahresende auf 5.100 Punkte. Das wäre ein Plus von rund 6,6 %.
Die Analysten von Capital Economics erwarten sogar einen Anstieg auf 5.500 Punkte (+ 15 %). Allerdings gibt es auch einige Prognosen, die eine negative Entwicklung erwarten.
Ähnlich sieht es für den Dax aus. Zur Frage „Wie entwickelt sich der Dax 2024?“ erwarten viele, dass der wichtigste deutsche Aktienindex Ende 2024 bei deutlich mehr als 17.000 Punkten steht. CMC Markets sagt sogar einen Anstieg auf 18.600 Punkte voraus. Das wäre ein Plus von mehr als 11 %.
In einer Kolumne der Wirtschaftswoche heißt es:
Daher blicke ich auch äußerst optimistischer auf das Börsenjahr 2024. Sollten keine weiteren Krisenherde aufflammen, erwarte ich gar das beste Aktienjahr seit 2019.“
Wichtig für Anleger: Die wesentlichen Faktoren im Börsenjahr 2024
Natürlich hängt die Entwicklung der Börsenkurse 2024 stark von etlichen Faktoren ab. Mögliche Krisenherde sind dabei ein wichtiges Stichwort. Die wesentlichen Faktoren im neuen Börsenjahr:
Inflation und Zinsentwicklung
Die meisten Analysten gehen davon aus, dass die Inflation weiter zurückgeht und in der Folge auch die Zinsen sinken können. Die Zentralbanken – insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed – werden deshalb voraussichtlich die Leitzinsen senken.
Was für Sparer sinkende Zinsen bedeutet, heißt aber für die Wirtschaft: Kredite werden günstiger. In der Regel wirkt sich das positiv auf die Entwicklung von Konjunktur und Börsenkursen aus.
Die Neue Zürcher Zeitung fasst das so zusammen:
Der Grund für den Optimismus ist die Aussicht auf tiefere Zinsen. Viele Wall-Street-Auguren erwarten, dass die US-Notenbank (Fed) den Leitzins bereits im März ein erstes Mal senken wird. Im gesamten Jahr könnte die Fed gar viermal an der Zinsschraube drehen. Und die Aussicht auf günstigeres Geld beflügelt bekanntlich die Börse.“
Wirtschaftswachstum
Besonders relevant ist die Frage, wie die Wirtschaft weiter wachsen kann oder ob sich die Konjunktur etwas abkühlt. Besonders im Fokus sind dabei die USA. Überwiegend wird der US-Wirtschaft ein weiteres Wachstum prognostiziert. Auch für Deutschland, das aktuell eine Rezession erlebt, wird wieder eine positive Wirtschaftsentwicklung erwartet.
Die fünf Wirtschaftsweisen erwarten in Ihrem Gutachten folgendes:
Im Jahr 2024 dürfte sich die Weltkonjunktur wieder etwas aufhellen."
Auch bei Unternehmensgewinnen wird insgesamt eine positive Entwicklung erwartet. Marcus Poppe von der DWS Group sagt dazu:
Nach drei Jahren, in denen die Unternehmensgewinne global stagnierten, erwarten wir für 2024 ein Wachstum von acht Prozent in den Industrienationen und elf Prozent in den Schwellenländern."
Innovationen
Besondere Bedeutung für die Entwicklung hat dabei, welche wirtschaftlichen Innovationen sich abzeichnen. Zuletzt hatten gerade die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) für Fantasie gesorgt. Viele Experten sehen hier neue spannende Geschäftsmodelle und Ertragsmöglichkeiten, die zu steigenden Börsenkursen führen könnten. Weiteres Beispiel für Innovationen sind Fortschritte im Bereich der Medizinforschung, etwa bei der Krebstherapie.
Konfliktherde
Die ersten Handelstage im Börsenjahr 2024 haben aber bereits gezeigt, wie Konflikte und Kriege Börsenkurse beeinflussen können. Die Sorge um eine mögliche Ausweitung des Gaza-Kriegs auf den Libanon, Syrien, Jemen oder Iran ließ viele Kurse kurzzeitig fallen. Ein ähnliches Phänomen war bereits im Oktober letztes Jahr nur wenige Wochen nach dem Überfall von tausenden Hamas-Terroristen auf Israel zu beobachten. Im Anschluss erholten sich die Kurse aber wieder.
Auf der Situation im Nahen Osten liegt dabei ein besonderer Fokus, weil die Region sowohl bei Energielieferungen (Erdöl und Erdgas) als auch für den internationalen Güterverkehr per Schiff eine zentrale Rolle spielt. Zuletzt hatten Huthi-Terroristen aus dem Jemen mehrfach Containerschiffe angegriffen. Die Sorge um die Sicherheit von Energielieferungen könnte auch erneut die Inflation anfachen. Mit der Fortsetzung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und Chinas Drohungen gegen Taiwan gibt es zudem weitere Konfliktregionen.
Politisch wichtige Entscheidungen
Für kurzzeitige Zurückhaltung dürfte die US-Präsidentschaftswahl im November sorgen. Vor allem die Frage, ob der frühere US-Präsident Donald Trump erneut antreten darf und wie seine Gewinnchancen stehen, ist dabei wichtig. Solange unsicher ist, ob ein Präsidentschaftskandidat Trump dieses Mal eine mögliche Niederlage akzeptieren würde, erwarten Analysten eher eine Seitwärtsbewegung.
Einschätzung der US-Börsenlegende Larry Williams:
Die Irritation im Vorfeld der US-Wahl sollte sich in Grenzen halten. Die gefallene Wahlentscheidung, wie immer sie auch ausfällt, könnte danach noch einmal einen Hochlauf möglich machen.“
Gute Renditen bei Anleihen
Neben den Aktienmärkten sehen die Experten aber auch konstant gute Renditen für Anleihen. Auch wenn die Zentralbanken wahrscheinlich die Leitzinsen senken werden, wird keine Rückkehr zu Nullzins-Politik erwartet. Die Anleihenmärkte haben sich mittlerweile stabilisiert – und Anleger können hier auch mit mittel- oder langfristigen Papieren attraktive Renditen erzielen. Auch wenn diese geringer sein dürften als dem möglichen Plus bei weltweiten Börsenkursen, lohnen sich Anleihen als Stabilitätsfaktor im Depot.
Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank, schätzt die Entwicklung so ein:
Der Gleichlauf der beiden Anlageklassen könnte noch eine Zeit lang weitergehen: Bis Ende 2024 erwarten wir hohe einstellige Renditen bei Aktien und Anleihen.“
Dass Finanzmärkte und Börsenkurse durch all diese Entwicklungen beeinflusst werden, ist ganz normal. Grundsätzlich gehört eine gewisse Volatilität zum Investieren dazu. Durch eine gezielte Streuung der Geldanlage bzw. durch Beimischung von Anleihen lässt sich diese Volatilität aber gezielt verringern.
Rückblick auf das Börsenjahr 2023
Wie leicht selbst Experten die Börsenentwicklung unterschätzen können, zeigt ein Blick auf das vergangene Jahr. Die Börsenkurse haben sich 2023 besser entwickelt als viele Experten es vorausgesehen hatten. Sie hatten vor allem befürchtet, dass die Finanzmärkte unter einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung, Inflation, Zinserhöhungen und Energiepreisen leiden.
Mitte Dezember erst durchbrach der deutsche Aktienindex Dax erstmals in seiner Geschichte die Marke von 17.000 Punkten. Auch der US-Index S&P 500 erreichte im Dezember ein neues Allzeithoch.
Zumindest für den Dax hatten die wenigsten Experten einen Anstieg des wichtigsten deutschen Aktienindex erwartet. Immerhin erlebt die deutsche Wirtschaft eine Rezession, vor allem ausgelöst durch die Energiekrise.
Experten und Analysten hatten für 2023 durchschnittlich einen Dax-Schlussstand von 14.976 erwartet, wie eine Umfrage der WELT ergeben hatte. Die höchste Erwartung dabei: 16.000 Punkte (Berenberg-Bank).
Doch es kam anders: Wie andere Indizes auch, legte der Dax 2023 zu – um immerhin rund 20 %.
growney-Kunde aus Hamburg sagte Dax-Entwicklung richtig voraus
growney-Anleger zeigten sich dagegen deutlich optimistischer: Im Schnitt rechnete eine vierstellige Anzahl von Gewinnspiel-Teilnehmern mit einem Dax-Anstieg auf 15.769 Punkte.
Und ein growney-Kunde aus Hamburg war ganz besonders nah dran: Der 44-Jährige tippte auf einen Jahres-Schlussstand von 16.751 Punkten. Damit liegt er nur 0,64 Punkte vom tatsächlichen Ergebnis entfernt – und hat bei unserem Gewinnspiel 1.000 Euro gewonnen.
Der glückliche Gewinner bezeichnet sich selbst als „Amateur und Hobby-Anleger“, konnte mit seinem Tipp aber sämtliche Analysten ausstechen.
Wie entwickelt sich der Dax 2024?
Von dem erfolgreichen Tipper wollten wir wissen: Wie entwickelt sich der Dax 2024? Seine Erwartung zum Jahresende: 17.599 Punkte – das wäre ein Plus von rund 5 %.
Dass insbesondere die Entwicklung des Dax von Analysten unterschätzt wird, ist übrigens gar nicht ungewöhnlich. Das zeigt eine Statistik der Sutor Bank:
In den vergangenen 20 Jahren unterschätzten die Analysten der Geldhäuser 14 Mal die Entwicklung des Dax, nur sechsmal waren sie zu optimistisch.“
Tipp für Anleger: Mit Gelassenheit investieren
Natürlich gehört eine ordentliche Portion Glück dazu, die Entwicklung von Börsenkursen oder Aktienindizes korrekt vorherzusagen. Denn zur Natur von Finanzmärkten gehören gewisse Schwankungen. Deswegen können selbst die Prognosen von Analysten für einen relativ begrenzten Zeitraum von einem Jahr die Entwicklung der Börsenkurse nur selten korrekt vorhersagen.
So schwierig die Prognose für 12 Monate auch sein mag: Über längere Zeiträume – wie etwa mehrere Jahre – zeigt sich dagegen eine klar positive Tendenz! Wer über 12 Jahre oder länger in die weltweiten Märkte investiert hat, für den ergab sich immer ein Plus.
Gerade wer mittel- oder langfristige Ziele mit seiner Geldanlage verfolgt, kann also ganz gelassen investieren - komplett ohne ängstlichen Blick auf die Entwicklung der Börsenkurse und die Prognosen von Experten.